Höllenbrut: Die Zusammenfassung

Der Karneval der Rollenspielblogs im Dezember stand unter dem Oberthema „Höllenbrut“. Dafür, dass in der Vorweihnachtszeit so viel Hektik herrscht, haben sich allerhand Beiträge gesammelt, was mich sehr freut!

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Bei Greifenklaue geht es natürlich vor allem um das Slay-System, bekannt aus Dungeonslayers. Für Planeslayers gibt es eine Reihe von Previews für das in der Entwicklung begriffene Setting „Die sechs Versuchungen der Dunkelheit“. Im ersten Preview geht es um sechs Sünden, die den Attributen bei DS entsprechen und den die Spielwelt definieren sollen. Im zweiten Preview gibt es sechs Schattenreiche, die im Rahmen von Planeslayers besucht werden können und sich auch für andere Systeme hervorragend als Höllenebenen nutzen lassen. Im dritten Preview stellt er dann „Die Dämonen der Gewalt“ vor und im vierten Preview die Fürsten der sechs Schattenreiche. Mit diesen Handreichungen ist ein Ausflug in die Hölle jederzeit möglich! Alle Previews sind ein Ausblick auf das sich in der Entwicklung befindlichen Setting „Die sechs Versuchungen der Dunkelheit“ und Feedback ist sehr erwünscht. Die Details dazu finden sich am Anfang der Beiträge bei Greifenklaue.

Bleiben wir bei Dungeonslayers und Greifenklaue, der auch außerhalb der Settingentwicklung noch Informationen zusammengetragen hat, um die Frage Höllenbrut? – Gibt es da auch was von Dungeonslayers? beantworten zu können. Und ja, von Blutlinien über Dämonenvölker bis zu einem Abenteuer um ein Dämonensiegel hat Dungeonslayers so allerhand zu bieten. Greifenklaues Artikel beschreibt und verlinkt alles, was er gefunden hat.

Natürlich kann man bei dem Thema Höllenbrut nicht um die Frage herum kommen, wie man etwas von der Höllenbrut hat. Dazu habe ich etwas über Geschäfte mit der Höllenbrut geschrieben. Aber wenn’s nicht so läuft, wie es soll, muss man die Höllenbrut auch wieder loswerden. Dazu hat Dnalors Blog was beigetragen: Ein Exorzismus, bei dem die Chars unter Umständen selbst zur Höllenbrut werden.

Kommen wir zu den Bewohnern der Hölle, also der Höllenbrut im engeren Sinne. Dnalors Fantasy-Blog hat dazu etwas über Imps im Angebot: Höllenbrut – Von Biene Maya und dem Söhnen des Teufels und von mir kommt der Erzdämon Aschtaroth.

Vom Ghoultunnel kommen die Rezensionen zu Broodmother SkyFortress (LotFP). und Eine Enzyklopädie aus Fleisch und Blut.

Das wars mit dem Karneval, aber wem das nicht genug war: Bei Dnalors Blog gibt es noch „Anfänge und Übergänge – Das Tor zur Hölle“ und „Höllenhunde – Bitches straight out of Hell“, die zwar schon lange vor dem Karneval geschrieben wurden, aber wunderbar gepasst hätten.

Aschtaroth – eine Höllenbrut

Ich mache heute mal etwas ganz einfaches und offensichtliches im Rahmen des Karnevals der Rollenspielblogs zum Thema Höllenbrut: Ich stelle euch einen Dämon vor! Sein Name ist Aschtaroth.

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Die Ars Goetia beschreibt Aschtaroth als mächtigen, starken Herzog, der über 40 Legionen herrscht. Nach dieser Beschreibung erscheint er als schändlicher Engel mit einem fauligen, giftigen Atem, der auf einem Höllendrachen oder einem Wolf reitet und in der rechten Hand eine Viper hält. Er soll Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kennen und alle Geheimnisse enthüllen können. Ebenso soll er Menschen in den allgemeinen Wissenschaften unterrichten und darüber hinaus der Schutzherr der freien Künste sein.

Wikipedia

Er ist also offensichtlich sehr schwer zu beschwören, im direkten Kampf außerordentlich schwer besiegbar (er reitet einen Drachen!), die Viper impliziert eine Menge Ärger mit vergifteten Waffen.

So hart er auch zu kontrollieren und besiegen ist, er ist umgekehrt so mächtig, dass es sich lohnt. Er ist praktisch allwissend und kann Menschen zu großartigen Wissenschaftlern und Künstlern machen.

Neben Großherzog soll er auch noch oberster Schatzmeister der Hölle sein. Quellen, wie das Buch von Abraham von Worms wollen in ihm auch einen der Planetengeister sehen; allgemein steht er aber für das Prinzip der Faulheit. Vor dem Fall der Engel soll er angeblich ein Cherub oder Seraph gewesen sein. Da er der Hüter der Zeit war, soll er auch Gottes Pläne gekannt haben; da dies aber nicht geduldet werden konnte, wurde er in ein abseits gelegenes Verlies geworfen. Er durfte auch niemals an einer Ratssitzung teilnehmen, obwohl er wie Luzifer ein Mitglied des himmlischen Rates war. Als Abaddon und Luzifer ihn befreiten, wehrte er sich zunächst dagegen, wurde aber später zusammen mit den gefallenen Engeln aus dem Himmel geworfen und dazu verdammt, ewig stumm zu sein, obwohl er niemals kämpfte.

Wikipedia

Wie cool ist das denn? Die Allwissenheit geht noch weiter: Er kennt die Pläne Gottes! Für jede Kampagne, die auf der Erde (oder einem sehr ähnlichen Setting) statt findet, kann man in den hohen Stufen, quasi dem Late Game, wenn es um die Rettung der Erde geht, damit richtig was reißen.

Zudem ist er Herrscher über die Zeit. Zeitreise nur mit Hilfe von Dämonen möglich zu machen, ist eine ziemlich coole Art, sie im Setting zu haben!

Aber was Aschtaroth so richtig spannend macht, ist die Tatsache dass Gott echt fies zu ihm war, dass er vermutlich seinen Dämonenkollegen Abaddon und Luzifer den Rauswurf aus dem Himmel noch immer übel nimmt. Während er körperlich fast unangreifbar erscheint, kann man emotional vielleicht sogar manipulieren, wenn man seine Geschichte kennt. Da steckt so viel Kränkung drin, dass dieser Großherzog der Hölle sehr menschlich wirkt.

Und wenn das noch nicht reicht, dann ist da noch der Zugang zu den Schätzen der Hölle. Wenn das McGuffin zu Rettung der Welt da drin ist, muss man entweder mit ihm einen Deal haben, oder ihn irgendwie austricksen…

Nach einer Legende wurden seine Seele und sein Körper mit denen der Göttin Astarte verschmolzen. Luzifer aber bot ihm einen neuen Körper, eine Schlange, die er nun in seiner Hand hält.

Hat Astaroth die Kontrolle über den Körper, wird dieser männlich und die Seele der Astarte fährt in die nun weißgefärbte Schlange; hat hingegen Astarte die Kontrolle, wird der Körper weiblich und Astaroths Seele geht in die nun schwarzgefärbte Schlange. Ist der Körper weiblich, ist er gehörnt und mit El, dem höchsten Gott, verheiratet und symbolisiert Ausschweifung und Tempelprostitution. Das Symbol der, zumeist nackt dargestellten, Astarte ist die Taube.

Wieder Wikipedia, aber umformuliert.

Dieser wandelbare Körper bietet uns aus Sicht des Rollenspiels eine Menge: Zum einen kann der Dämon den Spielern natürlich in männlicher oder weiblicher Gestalt erscheinen. Und die weibliche Gestalt ist auch noch sexuell massiv aufgeladen! Hinzu kommt ein Jekyll & Hyde-Effekt: Die Göttin ist vermutlich auch nicht nett, aber auch keine Dämonin. Und natürlich, wenn wir uns an die Dämonenpakte erinnern: Ist die andere Gestalt an den Pakt gebunden? Natürlich nicht! Was für ein NSC!

Es soll ihm in seiner Engelsgestalt nur möglich sein zu schreiben, nicht aber zu reden.

Wikipedia

Das macht den Dämon natürlich noch mal individueller, aber vielleicht auch einfacher in der Handhabung, da die Spieler den Deal „schriftlich“ haben.

Wird er beschworen, was am Mittwoch ratsam sein soll, soll er auch über den Fall der Engel erzählen und dass keiner dies wirklich wollte; auch beteuert er seine Unschuld an diesem Fall. In seiner Deutung als Aphrodite, wohl ähnlich wie seine Verbindung zu Astarte oder Ishtar, verkörpert er die Liebe, ansonsten die Prunksucht und Eitelkeit.

Wikipedia

Mittwoch? Warum Mittwoch? Ist das eine Falle, und der Gregorianische Kalender täuscht? Und die erklärte Bereitschaft, über den Fall der Engel zu sprechen, macht ihn doch sehr, sehr interessant. Aber sagt er auch die Wahrheit?

Nach Sebastian Michaelis ist Astaroth ein Dämon der ersten Kategorie, der mittels Faulheit und Eitelkeit verführt. Sein Gegenspieler ist der Heilige Bartholomäus, der Schutz vor ihm bietet, da er Astaroths Verführung widerstanden hat. Nach anderer Meinung lehrt er mathematische Künste und Handarbeiten, kann Menschen unsichtbar machen, sie zu versteckten Schätzen führen und ihnen jegliche Fragen beantworten.
Nach Francis Barrett ist Astaroth der Prinz der Ankläger und Ermittler. Einigen Dämonologen des 16. Jahrhunderts zufolge sind die Angriffe des Dämonen auf Menschen im August am stärksten.

Wikipedia

Mal ganz ehrlich, besonders wissenschaftlich ist dieser Artikel in der Wikipedia nicht. Aber um so besser für unsere Zwecke! Dieser Dämon ist wirklich eine Allzweckwaffe und kann – wenn gut in das Spiel als NSC eingeführt – zu einer eigenen Kampagne werden, bei der sich die PCs um Kopf und Kragen handeln, aber auch sehr mächtig, erfahren und reich werden können.

Ich finde, er passt nicht nur zu Geschichten in der Jetztzeit, sondern könnte auch den Erfolg insbesondere der spanischen Konquistadore wie Cortés erklären. Ins Mittelalter passt er natürlich auch gut, und mit leichten Anpassungen kann man ihn sogar für D&D verwenden.

Geschäfte machen mit der Höllenbrut

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Dies ist ein Beitrag zum von mir organisierten Karneval der Rollenspielblogs im Dezember 2019, der unter dem Titel Höllenbrut steht.

Mir geht es um Geschäfte mit dem Teufel. In vielen Settings mit Elementen des Übersinnlichen sind Geschäfte mit Teufeln möglich. Das von mir geliebte Dresden Files, die bekannte Fernsehserie Supernatural, etc.

Sie alle kennen das Geschäft mit einem Teufel. Und diese Geschäfts sind rollenspielerisch sehr interessant, weil es offensichtlich ist, dass der Teufel nicht dein bestes Will – im Gegenteil. Aber – auch das ist die Setzung – der Teufel ist an den Vertrag gebunden. Zumeist allerdings an den Wortlaut des Vertrages, nie an den eigentlich gemeinten Vertrag.

Hier kommt es also eine gewisse Fertigkeit an, Texte zu gestalten. Als Spieler muss man es hinbekommen, den Text so wasserdicht zu formulieren, dass nichts schief gehen kann: Eigentlich unmöglich. Als SL muss man die Texte möglichst fies lesen (oder gar hören).

Ein Beispiel? Wünscht sich der SC 1.000.000 Dollar, kann der Zimbabwe-Dollar aushelfen, der dank ausufernder Inflation fast wertlos ist.

Weitere Fragen, um die man Questen und Rollenspiel stricken kann:

  • Welcher Dämon oder welche Dämonen sind für einen Teufelspakt geeignet?

    Bei D&D ist der Unterschied zwischen einem Teufel und einem Dämon ja, dass die einen rechtschaffen böse, die anderen chaotisch böse sind. Nur ein rechtschaffenes Wesen wird den Vertrag einhalten. In anderen Systemen lässt sich aus der jüdischen und christlichen Mythologie der Dämonen hilfreiches entnehmen, denn Dämonen werden wie Engeln bestimmte Themen/Kompetenzen zugewiesen.
  • Wie wird das Ritual zur Beschwörung des Teufels (des Dämons) genau durchgeführt?

    Aus Supernatural kennen wir den Crossroad-Demon, aber es gibt sicherlich noch mehr Ansätze, insbesondere wenn es um besonders mächtige Wesen geht – denen will man vielleicht gar nicht ohne Schutz begegnen.
  • Daher muss man sich die Frage stellen: Welche Vorsichtsmaßnahmen sind zu treffen und welche Dinge gilt es unbedingt zu beachten?

    Hier können heilige Gegenstände, magische Schutzkreise, Amulette, etc nötig sein, die zunächst beschafft werden müssen.

Eine Variante des Themas „Pakt mit dem Teufel“ ist übrigens, den Teufel in Menschengestalt auftreten zu lassen, der zunächst nur etwas „Verzichtbares“ fordert – ein klassisches Darlehen bei der Mafia kann da das Beispiel sein. Und wenn man dann nicht zahlen kann, macht er dann ein Angebot für die Seele, dass man einfach nicht ausschlagen kann. Wichtig ist, dass die Höllenbrut immer als solche erkennbar ist – wenn auch nur nachträglich. Der eigegipste Fuß ist eben der Pferdefuß, der unangenehme Schwefelgeruch kam eben doch nicht nur von den 100jährigen Eiern, die beim Essen angeboten wurden, etc.

Zu guter Letzt noch ein kleiner Abstecher in die Frage, wie man den Pakt wieder los wird. Klar: Eigentlich sollte das nicht gehen. Aber unsere Spieler sind ja Helden, da ist es etwas anderes – aber es muss fast unmöglich sein.

  • Die beste Idee von allen: Einen anderen Pakt mit dem Teufel schließen. Der Teufel bietet an, einem aus dem ersten Pakt zu entlassen, wenn… – neues Spiel, neues Glück, aber klar, der Teufel wird den Einsatz erhöhen.
  • Göttliche Intervention. In den meisten Settings können Engel nicht helfen, weil der Mensch den Pakt in freiem Willen mit der Höllenbrut eingegangen ist. Aber vielleicht ist das in deinem Setting anders? Allerdings wird auch eine Engel eine Gegenleistung wollen.
  • Den Teufel besiegen! Höllenbrut spielt gerne, das ist überliefert. Leider sind sie deshalb auch sehr, sehr gut darin. Mühle oder Schach wird man also nicht gewinnen können, aber vielleicht ein relativ junges Videospiel oder ein Spiel mit hohem Glücksfaktor – die könnte man gewinnen.
  • Was mir besonders gut gefällt: Besiege den Dämon in der Sünde, für die er steht. Das geht in manchen Sünden leichter als in anderen, aber mal ganz ehrlich: Während die Höllenbrut, die für die Hauptsünde Acedia, also Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Überdruss, Trägheit des Herzens) steht zwar schwer durch pure Faulheit auszustechen sein dürfte, ist Faulheit auch in der Regel nicht abenteuerrelevant. Aber den Dämon, der einem das +5 Schwert der verbesserten Drachentötung beschafft hat, den kann man vermutlich auch im Schwertkampf angehen…

Höllenbrut: Karneval der Rollenspielblogs im Dezember

Was ist eigentlich eine Höllenbrut? Das Wörterbuch definiert es als

abwertend verworfenste, übelste Menschen

Wörterbuch

Und damit kann man natürlich als Rollenspieler schon etwas anfangen. Aber gerade im Rollenspielkontext bietet sich eine wörtliche Auslegung natürlich noch mehr an.

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  • Wesen, die in der Hölle ausgebrütet (aus dem Ei geschlüpft) sind
  • Generell Dämonen und Teufel
  • Wesen, deren Eltern (beide, oder nur eines) aus der Hölle stammen. Das andere Elternteil könnte ein Mensch sein, oder auch ein Engel
  • Es könnte etwas sein, was ein PC unter der Haut mit sich herum trägt, eingepflanzt von einem Wesen aus der Hölle
  • Und natürlich all die tollen Pakte mit der Höllenbrut, die man bei Neumond auf einer Kreuzung schließen kann.
  • Höllenbrut kann man bestimmt beschwören. Und was soll da schon schief gehen? (Ich wünsche mir eine Zufallstabelle)

Aber auch noch weitere Themen finde ich passend:

  • Dinge, die in der Hölle ausgebrütet wurden, können auch Ideen sein, oder konkrete Pläne
  • Es könnte um Machtkämpfe innerhalb der Hölle gehen
  • Weil Weihnachten vor der Tür steht, könnte es auch um Adventszeit, Wintersonnenwende, Nikolaus, Knecht Ruprecht, den Weihnachtsmann, Elfen und Rentiere o.ä. gehen, die von der Höllenbrut bekämpft werden oder diese bekämpfen
  • ausgebrütet=aus dem Ei gepellt?

Wenn du beim Karneval mitmachen willst, dann lass dich von dem Wort „Höllenbrut“ inspirieren, oder greife einen meiner Vorschläge auf. Schreib was dazu! Wo du schreibst, ist eigentlich egal. Das kann natürlich ein Blogpost sein, aber auch ein Beitrag in einem Forum wie dem Tanelorn, auf Facebook oder Twitter / Mastodon. Wir freuen uns über jeden Beitrag – ob lang oder kurz, ob es Werte nach dem Hero-System geht oder eine Aspektesammlung für Fate, ob es 140 Zeichen Abenteueridee ist oder eine Settingbeschreibung für eine Höllendimension.

Wichtig ist eigentlich nur, dass du hier in den Kommentaren oder im Themenbeitrag im rsp-blogs-Forum eine kurze Nachricht hinterlässt, wo ich deinen Beitrag finde – damit ich auf dich verlinken kann. Umgekehrt freue ich mich natürlich, wenn du auf diesen Verlinkst – denn dann haben wir alle gemeinsam mehr Aufmerksamkeit geschaffen.

Viel Spaß! Ich weiß, im Dezember ist die Zeit knapp. Aber denkt dran: Hölle kann auch sein, zwei Tage mit der Verwandschaft eingesperrt zu sein und über Politik diskutieren zu müssen…

Und hier die Beiträge

  1. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview I: Sechs Sünden
  2. Höllenbrut-Rezension: Broodmother SkyFortress (LotFP).
  3. Geschäfte mit der Höllenbrut
  4. Höllenbrut – Von Biene Maya und dem Söhnen des Teufels (Zum Thema gibt es da auch noch „Anfänge und Übergänge – Das Tor zur Hölle“ und „Höllenhunde – Bitches straight out of Hell“
  5. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview II: Sechs Schattenreiche
  6. Aschtaroth – Eine Höllenbrut
  7. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview III: Die Dämonen der Gewalt
  8. Ein Exorzismus der anderen Art, bei dem die Chars unter Umständen selbst zur Höllenbrut werden…
  9. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview IV: Die Fürsten der sechs Schattenreiche
  10. Höllenbrut-Rezension: Eine Enzyklopädie aus Fleisch und Blut
  11. Außer Konkurrenz gibt es ebenfalls eine Rezi zu dieser Enzyklopädie beim Rorschachhamster. Ist nicht offiziell Teil des Karnevals, passt aber zeitlich und thematisch bestens.
  12. Höllenbrut? – Gibt es da auch was von Dungeonslayers?

Karneval der Rollenspielblogs: Feen

“Lord, what fools these mortals be!”
― William Shakespeare, A Midsummer Night’s Dream

Disney hat mit Tinkerbell unsere Wahrnehmung von von Feen sehr beeinflusst. Als ob ihm einige Feen ihr Marketingbudget gegeben hätten. Aber das kann ja gar nicht sein…

Im Original sind Feen etwas viel, viel roheres. Mächtige Schicksalsgöttinnen, Naturgottheiten, Wettergeister. Avalon, beherrscht von Morgana und ihren acht Schwestern, ist ein Feenreich, ein anderes soll im inneren der Erde sein, ein drittes in einem Wald in der Bretagne.

Feen können gut und schön sein, das Schicksal eines Kindes zum Guten wenden. Sie sind fast immer weiblich, und Meister der weiblichen Künste.

Sie können wunderschön und abgrundböse sein. Sie klauen Kinder, und legen ihre eigenen Kinder in die leeren Wiegen. Sie lassen die Milch sauer werden und verfluchen die Menschen.

Kobolde sind Feen, Elfen und Elben. Frau Holle? Sicherlich. Dryaden, Sidhe, Nornen, weiße Frauen, Wilen. Sie sind die Grundlage von Tolkiens Werk, der nordischen und keltischen Mythen und vieler Märchen. Trolle, Oger – was nicht aus der Natur entstammt, muss aus dem Feenreich kommen.

Zahnfee, Wetterfee, Djinn und drei Wünsche. Pakte mit unverständlichen Mächten, alles geht mit Feen. Das soll der Karneval der Rollenspielblogs im April 2018 sein: Feen

Karneval der Rollenspielblogs im April: Feen

Was kann man mit Feen im Spiel so machen?

  1. Sie kommen im Monsterhandbuch vor (mit schönen Grüßen an Skyrock)
  2. Sie können eine zweite Ebene im Spiel ergeben, etwa mit völlig veränderten Regeln z.B. für Magie.
  3. Sie können fremde, unmenschliche Player mit kaum verständlichen Motiven sein, die Menschen wie Puppen manipulieren.
  4. Sie sind sehr populäre Patentanten.
  5. Sie können dazu dienen, Natur zu etwas zu machen, mit dem Verhandeln kann. Naturgottheiten wie Dryaden passen dazu ganz gut.
  6. Mit einem Feenpakt kann man seinen Spielern die Macht geben, ein Unheil abzuwenden – und dafür dann einen fürchterlichen, viele Spielabende füllenden Preis zu zahlen.
  7. Als Spieler kann ich eine Fee im Stammbaum nutzen, um bestimmte Mächte und Zauber zu begründen.

Ich freu mich auf eure Ideen! Wenn ihr mitmachen möchtet, hinterlasst einen Link auf euren Beitrag hier in den Kommentaren oder im Forum. Natürlich können wie gewohnt nicht nur Blogger mitmachen! Schreibt was in eine Forum (das Tanelorn bietet sich an), bei Facebook oder an eure Hauswand – wenn ihr einen Link schicken könnt, qualifiziert sich euer Beitrag.

Bisher erschienene Beiträge (Stand 7.4.)

Religion im Rollenspiel: Vorbehalten der Fantasy?

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Karneval der Rollenspielblogs

Ich frage mich gerade, ob Götterwirken ein Privileg der „unrealistischen“ Spielwelten ist, die wenig aus unserer Realzeit übernehmen. Aventurien, Faerun, Lorakis – klar, da gibt es Götter, Geweihte und zauberartige Wunder.

Aber schon als ich anno dunnemals mit AD&D am Hofe Karl des Großen spielen wollte, mit Priestern, die ihre Magie aus der Bibel ableiten sollten (also kein Flammenschlag&Feuerball, aber all die Wunder, die man im alten und neuen Testament so finden kann), war das durchaus ein Thema, bei dem einige Spieler zurück zuckten – entweder, weil sie es mit ihrer Religion nicht vereinbaren konnten, die Wunder ihres Gottes in solch „unwertschätzenden“ Art zu verwenden, andere hatten die Sorge, religiöseren Menschen als ihnen selbst auf die Füße zu treten. Dabei passt es so gut… die Idee war (natürlich) zunächst den Hof von Karl als die Guten gegen die bösen Sarazenen zu führen, und dann später auch gute Sarazenen als PCs zu haben, die gegen die bösen Christen kämpfen – mit all den Auswirkungen, die das Alignment bei D&D so hat.

Und es passt ja so gut: Der D&D Cleric entspricht nun mal eher dem kriegerischen Erzbischof Turpin als dem netten Priester von heute.

Ging nicht, damals. Recht unpopulär, AD&D so ohne SC-Magier, und mit den komischen Klerikern. Und dann kennt AD&D nicht mal die aktive Parade.

20, 25 Jahre später wundere ich mich, warum bei Dresden Files RPG so selten die göttlichen Kräfte gewählt werden. Ritter des Kreuzes, Wahre Gläubige – an meinem Tisch sind sie Mangelware, sie werden von meinen Spielern offenbar selten als attraktiv wahrgenommen, obwohl die Spieler alle begeisterte Leser der Romane sind. Bei Fantasy passiert das nicht. Ist es nun so anders, einen Kleriker des Praios zu spielen, Vecnas Hand zu tragen, oder ein Schwert mit einem Nagel von Kreuz Jesu zu schwingen?

Offenbar. Aber ich war auch überrascht, wie viele meiner Freunde kirchlich geheiratet haben.

Ein Beitrag zum Karneval der Rollenspielblogs im Oktober 2017. Das Thema diesen Monat: Religion im Rollenspiel. Startbeitrag (mit allen Erklärungen) und die Diskussion im Forum.

Am Spieltisch stört das Digitale

Ich bin kein Freund von Technik am Spieltisch.

Quellcode, Binärcode und Fuzzylogic (Oktober 2016)

Quellcode, Binärcode und Fuzzylogic (Oktober 2016)

Der Karneval der Rollenspielblogs im Oktober 2016 steht unter dem technisch klingenden Titel „Quellcode, Binärcode und Fuzzylogic“. Und man kann ja so viel tolle Dinge mit IT-Unterstützung machen.

Will ich aber nicht.

Ich will nicht, dass du deinen Charakterzettel auf dem Tablet hast.

Ich will nicht, dass du die Musikuntermalung mit dem Laptop steuerst.

Ich will nicht, dass du mit einer App würfelst.

Ich will keinen Shadowrun mit Unterstützung einer Projektsteuerungssoftware (SCNR).

Warum? Weil es ablenkt. Weil du länger brauchst, um dein Tablet aus dem Schlafmodus zu holen, als ich um aufs Papier zu gucken. Weil Musik ohnehin mehr stört als hilft. Weil der Laptop surrt und nervt. Weil er im Weg steht. Weil er dich ablenkt. Weil im Zweifel statt der Soundkulisse der „Du hast Email“-Ton kommt. Weil das Tablett von deiner Freundin/Mama/Kindergartengruppe zugespammt wird und du antworten musst. Weil es sich nicht richtig anfühlt, wenn du keine Würfel dabei hast. Weil ich will, dass du dich hier am Tisch auf das Spiel und die Mitspieler konzentrierst. Das du eben NICHT multitaskst, sondern spielst. Weil ich Flow will, und das geht nur, wenn alle mitmachen, konzentriert sind und fokussiert spielen. Deshalb sind meine Runden, wenn ich sie leite, auch eher kurz. Damit man das durchhält. Aber ein paar Stunden 100% Spiel, 100% Spaß, 100% Fokus – das will ich von euch. Zettel, Würfel, Stift: pur!

Ich verwende allerdings durchaus elektronische Mittel bei der Sitzungsvorbereitung, konkret Ownnote – eine Notizapp für Andorid, die es mir gestattet in meiner eigenen Owncloud-Instanz Notizen abzulegen, das Tanelorn zum Austausch mit anderen Rollenspielern und gelegentlich mal Doodle zur Terminabsprache.

Der Karneval wird von Jaegers.net veranstaltet, Orga wie immer im Forum.

Fürchte Dich: Spannung mit Klötzchen

Das Thema für den Karneval der Rollenspielblogs im September ist: Spannung bzw. “Wie dreht man an der Spannungsschraube?” und wird von Zornhau ausgerichtet.

Ihm gebührt besonderer Dank für sein einspringen, denn beinahe hätte der September ohne Organisator dargestanden.

Wie dreht man an der Spannungsschraube?

Wie dreht man an der Spannungsschraube?

Ich muss gestehen, dass ich kein Dramaturg bin – ich habe, wenn ich leite, keine Spannungskurve im Kopf, die ich bedienen möchte. Bestenfalls kann man mich als „immer doller, immer weiter, immer intensiver“-Typ verstehen – ich kann die Abwärtsbewegung der Spannungskurve nicht.

Nun hat das normale Rollenspiel (also die Variante mit Würfeln) auch keine eingebauten Mechanismen, mit denen man Spannung oder Dramaturgie steuern kann, es liegt alles in der Hand des mehr oder (in meinem Fall) weniger begabten SL. Muss das so sein? Mir sind zwei Spiele bekannt, die einem Tools an die Hand geben, um die Spannungskurve zu managen. Das eine ist Fiasko, mit seiner impliziten, regelseitig fest vorgegebenen 2-Akt-Struktur. Aber es ist spielleiterlos, und daher lasse ich es hier mal aus. Das andere ist Dread.

Dread ist ein sehr besonderes (Horror-)Rollenspiel, weil man (statt zu würfeln) einen oder mehrere Stein(e) aus einem Jenga-Turm ziehen muss.

Wer schon mal Jenga gespielt hat, weiß dass das eine aufregende Sache ist, weil der Turm irgendwann ganz schön wackelig ist und jede Bewegung schon dazu führt, dass man Adrenalin ausschüttet. Außerdem wird der Turm immer wackeliger, je länger das Spiel geht…

Dread versucht nun diese Adrenalinausschüttung in Horror zu verwandeln. In dem Beispiel, dass ich mitgespielt habe – eine tolle Runde auf dem Tanelorn-Forentreffen (das Treffen ist ohnehin ein Garant für grandiose Rollenspielrunden, und diese Runde wurde diesem Anspruch mehr als gerecht) wirkte sich der Turm nicht so aus, wie sich der SL das vorgestellt hat: Es war trotz der aller Bereitschaft der Beteiligten, sich zu gruseln, keine Horrorrunde. Es war aber eine verdammt spannende Runde, und damit sind wir ja beim Thema.

Noch mal ein bisschen Regeln: Wer bei Dread den Turm zum Einsturz bringt, dessen Charakter stirbt. Punkt. Um eine (vom SL verlangte) Probe zu bestehen, muss man eine vom SL festgelegte Zahl von Spielsteinen aus dem Turm ziehen und oben wieder auflegen, ohne den Turm zu Fall zu bringen. Das geht anfangs noch recht einfach, wird aber immer schwieriger und damit unwahrscheinlicher. Dabei steht der Turm bedrohlich auf dem Tisch… von Fachleuten gerne von hinten beleuchtet, damit man all die wackeligen Lücken sehen kann.

Sobald der Turm also etwas Stabilität eingebüßt hat, wird eine Probe wirklich bedeutsam. Bedeutsam genug, dass in unserem Fall die Spieler auch freiwillig auf Proben verzichtet haben (und damit das Scheitern in Kauf nehmen), weil sie sich nicht mehr an den Turm trauten. Es geht wirklich um etwas, und die Lösung hängt auch nicht von dem zufälligen Wurf eines Würfels ab, sondern von deiner eigenen Geschicklichkeit… Das macht die Sache nochmal wieder dramatischer und persönlicher! Das Ganze war so spannend, dass wir uns verdammt sicher waren, gerade den letzten möglichen Stein gezogen zu haben – und dann doch immer wieder noch jemand eine Probe schaffte. Und nach Spielende hat die begabteste Jengaspielerin am Tisch noch mal 8 Steine ziehen können. Das Gefühl, kaum noch eine Chance zu haben, alles auf Spiel zu setzen, war also sehr sehr präsent – auch wenn das Ende nicht so unmittelbar bevorstand, wie wir dachten.

Auch für den SL ist Dread nicht einfach. Er muss ja den Turm einschätzen, und die Proben so legen, dass im richtigen Moment die Spannung am höchsten ist. Und: Sollte ihm ein Spieler den Turm einreißen, so wird der Turm ja wieder aufgebaut – zunächst also (recht) stabil. Es wäre also mieses Timing, wenn das unmittelbar vor dem Finale passieren würde – ein Spieler weniger, aber dafür hat die Gruppe einen stabilen Turm.

Wer sich (und nicht nur im September) mit Spannung im Rollenspiel auseinandersetzen möchte, der kommt m.E. nicht um Dread herum. Das kann ich – wie einen Besuch des Tanelorn-Treffens – ohne Einschränkung empfehlen.

Das war „Romanik&Liebe“, der Karneval der Rollenspielblogs im Juli

Romantik & Liebe

Romantik & Liebe

Da ich den Karneval der Rollenspielblogs im Juli – Thema: „Romantik&Liebe“ – organisiert habe, gehört es sich auch, den Abschlussbeitrag zu schreiben. Setz dich hin, nimm dir einen Keks, das wird jetzt ein bisschen länger…

Zunächst möchte ich mich bei allen Teilnehmern bedanken. Ich bin begeistert von eurem Input. Quantitativ und qualitativ. Super! Vielen Dank, dass ihr den Karneval zu einem solchen Erfolg gemacht habt.

No Sex please

Eigentlich ist das Thema nicht einfach und ich habe auch gar nicht mit viel Beteiligung gerechnet. Denn es gibt die (vermutlich sehr große) Fraktion von Leuten, die Romantik & Liebe nicht in im Spiel haben wollen. Am lautesten vertreten hat diese Position Norbert „Misery Porn“ Matausch. Etwas differenzierter sieht das dann Belchion, der sich zwar eigentlich unwohl mit Romantik & Liebe als Thema im Rollenspiel fühlte, aber zumindest in einer abstrakten Form diese Themen vorstellen kann. Bei Belchion kommt dann aber auch eine Erweiterung des Themas zu Zuge, dass viele Autoren mit „Romantik & Liebe“ verbunden haben: Sex.

Das ist für mich nicht mehr Thema des Karnevals gewesen, aber hey: So ein Karneval ist (hoffentlich) eine Inspiration zu schreiben, und kein Korsett. Und das hat mich dann dazu inspiriert, das ganze mal auseinanderzuklamüsern: Die drei Stufen der Intensität differenziert von gefühlsfreiem Dungeoncrawl bis hin zum Erotikrollenspiel und stellt die These auf, dass man zwar Sex und Erotik besser weg lasse (orientiere dich am Mainstreamkino), ohne Romantik & Liebe aber alles irgendwie blass bleibt.

Die Gegenposition wird für mich besonders eloquent von Teylen vertreten, die wie Norbert das Thema im Rollenspiel überhaupt nicht braucht. Im Opener hatte ich noch recht flau vor mich hingewitzelt, dass „Romantik & Liebe“ ein Mädchenthema sei. Und Teylen ist nicht nur weiblich, sondern auch noch Vampire-Spielerin! Da muss doch was gehen, oder? Anne Rice! Twilight! Vampire Diaries! True Blood! Aber Teylen ist durch die harte Schule gegangen, die unser Milieu vor allem jugendlichen weiblichen Mitspielern so antut – und das scheint ihr das Thema nachhaltig verleidet zu haben:

Etwas das ich als dysfunktional erlebt habe war in freien Forenspielrunden einen weiblichen Charakter zu spielen. Das heißt man konnte keine weibliche Figur spielen ohne innerhalb kürzester Zeit mit Avancen konfrontiert zu werden. Ob man wollte oder nicht.

Kein Wunder. Kann ich dann auch verstehen, dass man den Spaß verliert.

Clawdeen hat anfangs ähnliche Erfahrungen gemacht, aber (später) dann auch positivere Beispiele erlebt. Immerhin. Aber Rollenspiel als schlecht kaschierte Anmache zu nutzen – das sollte Pfui! sein und uns alle auf den Plan rufen. Gleich die erste Lehre aus dem Karneval: Romantik und Liebe ist ein Thema, dass nur zu zweit geht. Also hol dir vorher die Zustimmung ab, dass dein Gegenüber (unabhängig vom Geschlecht und sexueller Ausrichtung) das auch zum Thema machen möchte.

Ein ganz anderes Problem hat schon wieder d6ideas gefunden: All characters are 18, even if otherwise specified, or 21 where required by law. Es geht um minderjährige Charaktere. Das wäre ja bei Sex ein (rechtliches und moralisches) Problem. Aber wir reden hier ja über Romantik & Liebe. Und wer dabei an dreckigen Sex statt an einen züchtigen Kuss denkt… der hat ein ferkeliges Gemüt. Kritik zurückgewiesen! Damit ist dann auch gleich Out of Love behandelt, in dem sich wieder d6ideas an meinem Themenvorschlag “Sex und der gute Geschmack – wo ist die Grenze zwischen Rollenspiel und Gruppenmasturbation?” stört und die prüde Herangehensweise kritisiert. Prüde hin oder her: Jedenfalls gibt es dann kein Problem mit Minderjährigen…

Gibt es in Kuslik schwule Hafenkneipen?

Apropos sexuelle Ausrichtung: Und dann war da noch mein Themenvorschlag: „Sind wir reif für schwule Charaktere und NSCs?“ Das war gleichzeitig bereichernd und ein Fehler. Mir wurde vorgeworfen, mit der Frage auszugrenzen. Ob ich jetzt damit Schwule, schwule Rollenspieler oder wen auch immer ausgegrenzt habe, ist mir noch nicht ganz klar – aber natürlich (und diese Teil der Kritik muss ich akzeptieren) habe ich „in Frage gestellt“, das Schwulsein völlig normal und überall völlig akzeptiert ist. Dafür habe ich ordentlich Kritik eingesteckt, die eine Zeitlang den Karneval überschattet hat. Natürlich war meine Intention nicht, Schwulsein als unnormal darzustellen, sondern das Ob und Wie unseres Umgangs mit dem Thema im Rollenspiel bzw. durch uns Rollenspieler zu beleuchten. Aber gut gemeint ist eben nicht immer auch gut gemacht.

Aber auf der Plusseite hat mich das dazu gebracht, einen lieben Freund um einen Beitrag zu bitten, der sich mit dem Thema auskennt. Das ist etwas, was ich sonst vielleicht nicht gemacht hätte (also aktiv um Beiträge bitten), aber ich fand dass es nicht sinnvoll ist, über das Thema nur in der Form zu reden, dass überhaupt darüber zu reden irgendwie ausgrenzend ist. Sein Beitrag und die Kommentare dazu haben mir dann gezeigt, dass wir offenbar auch in diesem Bereich sinnvoll diskutieren können und wir wohl doch noch ziemlich unterschiedliche Formen des Umgangs gefunden haben – von „findet bei uns nicht statt“ bis „bei uns ganz normal und regelmäßig ein Thema“ war bei den Kommentaren alles dabei.

Ich fand nicht nur den Beitrag selbst, sondern auch die anschließende Debatte ausgesprochen bereichernd – aber auch schwer zu verfolgen, weil sie sich auf so viele Standorte verlagerte. Und wenn ich als SL mal einen schwulen NSC brauche, dann finde ich im Beitrag auch gleich ein paar Tipps dazu. (Zweite Lehre des Karnevals: Schwulsein ist nicht abendfüllend.)

Aventurien ist als ungewöhnlich tolerantes Pflaster bekannt, deshalb spielt sich viel der Diskussion auch in diesem Kontext ab. Graues Auge weist auch genau darauf hin, dass DSA bunt ist.

Warum ich jetzt gerade über schwule NSCs im Einladungsbeitrag nachgedacht habe, ohne über lesbische Figuren zu reden: Ich weiß es nicht. Dank blut_und_glas bleiben sie nicht unerwähnt. Und er (der als erster die Kritik an meiner Frage im Bezug auf schwule NSCs formuliert hat) kommt kritikfrei damit durch, das Thema „lesbische Liebe“ mit einem Beitrag zu behandeln, der unter dem Titel „We Are Lesbian Strippers“ steht. Life can be so unfair.

Liebe machen: Oder wie ich über Gefühle reden wollte, aber Frauen denken ja nur an Sex

Gloria, da gucke ich dich an! Aber gelungen ist er, Glorias erschreckender Bordell-Baukasten, und dann hat sie ihren Liebsten mit Würfeln an den Text gesetzt, und den Selbstversuch aufs Blog gebracht. Den Ghoultunnel (obwohl IIRC männlich) hat das zu seinem ersten Artikel seit einem Jahr inspiriert. Aber dann kann ich wohl eher Gloria als mir auf die Schulter klopfen, denn auch er sieht die erotische Seite mit dem fantastischen Freudenhaus.

Drama, Baby!

Das dramatische Potenzial von Romantik & Liebe hat zuerst JollyOrc aufgegriffen. Klar, Christian ist aber auch meine erste Wahl, wenn ich was dramatisches im Rollenspiel ausprobieren will – als ich zum ersten Mal Monsterhearts geleitet habe, war er mein Rettungsanker, weil ich wusste: Mit ihm hab ich jemand in der Runde, mit dem ich so etwas spielen kann und der den anderen Spielern zur Not vormacht, wie das geht. Und mein Gott, das war eine grandiose Runde! So geflashte Spieler hatte ich schon lange nicht mehr…

Das dramatische Potenzial erkennt auch die Papierheldin. Sie zeigt an einem Beispiel, wie unglaublich bereichernd romantische Gefühle sein können, gerade in Actionszenen.

Neue Abenteuer macht die dramatische Bedeutung von Romantik & Liebe am Beispiel von Wraith deutlich. Da kann man nur sagen: Ja. Geister gehen ohne nicht, denn die brauchen ja nun mal übermäßig intensive Erinnerungen, um überhaupt als Geist zu existieren. Und Liebe ist das intensivste Gefühl überhaupt und zumeist Basis für die ebenfalls bei Geistern gerne gewählten Gefühle „Rache“ und „Verlust“.

Blade Runner Filmposter

Blade Runner
warnerbros.com

Romance is also part of living on the edge: Bei Cyberpunk denken viele Leute an Waffen, die etwas beleseneren an Dystopie. Aber schon die Referenzwerke (der Roman „Neuromancer“ von William Gibson und der Film „Blade Runner“ von Ridley Scott) gehen natürlich nicht ohne Romantik. Deckards Liebe zu einer mechanischen Puppe, einem Androiden, der/die/das von sich denkt, sie sei eine Frau. Romantik? Klar. Liebe? Klar. Und Cyberpunk 2020 hat nicht nur Attraktivität als Attribut, sondern auch noch die fantastische Lifepath-Generierung, die einem mit zahlreichen Ex-Liebhabern als Abenteueraufhängern ins Spiel entlässt. Hatte ich fast vergessen… Aber der Beitrag ruft es zurück.

Sind Rollenspieler nicht schrecklich schüchtern?

Einige schon. Ich zum Beispiel. Und wenn der Spieler schüchtern ist, dann ist es schwer, seinen PC davon zu lösen. Mir wurde der Zugang zum Thema durch Niniane, aka Dr Hoo, auf den Tanelorn-Treffen möglich gemacht. Und weil das so viel Spaß macht, mit ihr zu spielen, haben wir uns gegenseitig Fragen zum Thema Romantik & Liebe gestellt – und einige davon öffentlich beantwortet:

Meine Antworten auf die Fragen der Dr. Hoo: Frage 1, Frage 2, Frage 3, Frage 4Frage 5, Frage 6, Frage 7 und Frage 8

Und ihre Antworten auf meine Fragen: Frage EinsZwei, Drei, Vier, Fünf und Sechs.

Und wenn es schief geht?

Dann geht die Welt nicht unter. Sal hat ein paar unterhaltsame Anekdoten beigesteuert, die das beweisen. Ein bisschen schwieriger einzuordnen ist diese Aussage: Romantik ist das Minenfeld des Rollenspiels. Ob das jetzt (wie offenbar in den Kommentaren angenommen) eine Absage an das Thema ist, oder nur eine Überlegung zum richtigen Umgang mit den – von den Medien unrealistisch verformten – Vorstellungswelten der Mitspieler, ist mir nicht so ganz klar geworden.

Mr. Misfit hat auch durchwachsene Erfahrungen am Spieltisch gemacht – bis hin zu einer Trennungsszene, die eine Spielerin in Tränen zurückließ. Hätte ich jetzt vielleicht toll gefunden – aber nur wenn die tränenvergießende Spielerin auf sowas auch steht. Er ruft zur Mäßigung auf – Romantik ja, aber nicht zu sehr im Fokus. Weitaus positiver schildert es uns Gareth Brennt, der sich Romantik und Liebe als Dramakatalysator kaum noch aus seinen Runden wegdenken kann.

Abenteuer, Rezis und andere Nutzanwendungen

Es soll ja Rollenspielblogger geben, die auf spielbares Material wert legen und nicht nur theoretische Gedanken zu Papier bringen…

Abenteuer, bei denen es um Romantik & Liebe geht: Gleich fünf davon gibts bei Greifenklaue. Das davon eines für Pendragon geschrieben wurde (wo Romantik, Liebe und Minne schon immer ein Thema war), verwundert nicht. System Matters hebt deshalb auch noch ein paar Schätze aus dem eigenen (bereits anderweitig veröffentlichten Material).

Eine Martial Class für D&D5 steuert d6ideas bei – der Charakter kriegt Boni durch feine Minne. Top, Thema getroffen!

Von Clawdeen gibt es eine Videorezi zum Quellenbuch „Strange, dead love“ für nWoD.

d6ideas hat noch ein paar andere systemspezifische Sachen im Angebot: Die New Commanding Officer Personality für Warhammer 40k, eine Zuordnung des Aussehens nach Attribut/Charakterklasse für D&D5 (aber sehen dann nicht immer alle toll aus?), eine mörderische Manchine, die von dem Wunsch getrieben wird, begehrenswert auszusehen für SLA Ind., Talente für Red Star und eine Regel für Beutelschneider, bei der Liebende einen Bonus erhalten können. Trotz Punktabzug wegen mangelnder Begeisterung bezüglich meines Eingangstextes kann man die Produktivität dieses Blogs nicht genug loben. Rock on!

Schwer in einen Abschlusstext einzuordnen (weil es keinen anderen vergleichbaren Beitrag gibt) ist Teylens zweiter Text, ein Bericht über Gender Patches, die in einem Larp verwendet wurden, um die korrekte Anrede der Spielfiguren (er/sie/es) zu garantieren. Wie man Romantik und Liebe im LARP behandelt wäre sicherlich sehr spannend für diesen Karneval, weil man bestimmt etwas daraus lernen könnte.

Romantik & Liebe – mal anders.

Romantik – die einen denken an Herzchenketten und kitschige Sonnenuntergangsposter, die anderen an Friedrich Schlegel oder Grimms Märchen. Herr Littelmann ist eher einer der letztgenannten und ordnet das Rollenspiel als Ganzes in die Romantik ein. Und wortgewaltig ist er auch noch. Sein Blog ist jetzt bei rsp-blogs.de gelistet und ich hoffe dort kommen bald die nächsten Artikel. Um euch anzufüttern:

Ich fürchte, das war so nicht gemeint, aber ich muss es trotzdem loswerden, denn es betrifft den innersten Kern dessen, was ich liebe und weswegen ich rollenspiele: Romantik.

Jawohl. Und zwar nicht die Romantik mit Geigenregen und André Rieu, der auf einem Rosenblatt spielt, sondern die andere, die aus dem Deutschunterricht. Die Romantik, die Heine so liebte, C. D. Friedrich, Novalis. Später Tolkien, Ende und all die anderen Fantasten, die Weltflucht, die Märchen, Drachen, Ritter und verwunschene Seen. Der traurig-hoffnungsvolle Traum von einer Zeit, in der möglicherweise noch alles gut war, in der die Wälder noch standen und in ihnen unglaubliche Schrecken und Schönheiten lauerten. Die vage Vorstellung, dass es noch etwas anderes geben könnte als unsere dreckige, hässliche und desillusionierte Welt. Romantik.

Engor betreibt eigentlich ein DSA-Blog. Und statt mit Herrn Littelmann Aventurien auf Einflüsse der Romantik (und die gibt es!) zu untersuchen, liebt er ganz einfach das Spiel selbst… und ist das nicht das wichtigste?

Fazit

Auch wenn ich ohne die (selbstverschuldete) Kontroverse hätten leben können (und das gilt wohl auch für blut_und_glas, der sich auf d6ideas ganz schön an meinem Einladungsbeitrag abgearbeitet hat und wohl (vielleicht deshalb) auch zeitweise die Lust am Karneval verloren hatte) war der Karneval für mich ein großer Erfolg. Viele Beiträge aus vielen Blickwinkeln, gute und schlechte Erfahrungen mit dem Thema, vehemente Befürworter und solche, die einfach nur mit ’nem Bier in der Hand zusammen mit ein paar Kumpels in Ruhe 1w6 Orks den Kopp abhauen wollen während die werte Gattin beim Pilates ist – es gab sie alle. Es ist eben doch ein emotionales Thema.

Und was habe ich gelernt?

  1. Es ist kein Thema für jeden. Also frag vorher nach. Das ist vielleicht für deinen Geschmack zu meta, aber die beste Immersion hilft dir nichts, wenn du deinem Gegenüber die Spielrunde ruinierst: „Mein Charakter liebt Deinen – da kann man nichts machen, der ist halt so“ geht gar nicht.
  2. Keusche Minne geht eher, wenn ihr das Thema Liebe mal ausprobieren möchtet.
  3. Tu nix, was im Kino eine Altersfreigabe auslösen würde. Selbst wenn du ziemlich sicher bist, dass die anderen das auch wollen – tu es nicht, bis du absolut 101% sicher bist.
  4. Wie vielen Leuten macht es Spaß, wenn du eine romantische Szene hast? Und wie viele sitzen am Tisch? Wenn die beiden Zahlen nicht identisch sind, sollte es dir was sagen. Wenn es um Gefühle geht, gibt es keine Initiativreihenfolge. Du monopolisierst also das Spotlight für dich. Das müssen die anderen am Tisch mittragen. Das geht am ehesten, wenn sie auch Spaß an solchen Szenen haben und ihr eine kleine Gruppe seid.
  5. Probier es aus: Selbst wenn du „Romantik und Liebe“ nur am Rande einbringst bereichert es das Spiel.

Nach dem Karneval ist während des Karnevals. Der neue wird von Greifenklaue organisiert und steht unter dem Thema „Liebe (zu glitzernden Gegenständen)

Die Fragen der Dr. Hoo 8

Romantik & Liebe

Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Karnevals der Rollenspielblogs zum Thema Romantik & Liebe

Der Hintergrund zu Dr. Hoos Fragen ist im ersten Teil erläutert.

Brauchst Du Bilder der Charaktere für ein besseres Kopfkino, oder überlagern die Spieler sowas irgendwann?

Irgendwann? Praktisch sofort… Völlig unsinning sind (vor allem ausführliche) Beschreibungen der eigenen Charaktere „lange rote Haare, grüne Augen blablabla“ – das vergesse ich noch während es erzählt wird. Ich kann mir maximal EIN wichtiges Detail über einen PC merken, und dann sollte dieses Detail auch bitte ganz regelmäßig bespielt werden.

Bilder sind da schon mal um längen besser, es sei denn, es sind Fotos von Schauspielern, die ich kenne (oder noch schlimmer: nicht mehr weiß, wer das ist und in welchem Film das war, dann lenkt das stark ab). Aber eigentlich bin ich in diesen Dingen ein wenig visueller Mensch – ich denke zwar schon plastisch und in Szenen, aber nicht so ins Detail hinein. Also ja, die Spieler überlagern, und zwar massiv.

Und das führt uns zurück zu der Beantwortung der Frage, die mir die Bloggerkollegin Papierheldin in einem Kommentar zur Frage 5 ans Herz gelegt hat: „Übertragen sich die Gefühle aus dem echten Leben auf die Spielfiguren? Kann ich eine romantische Liebesszene mit jemanden spielen, den ich zwar mag (sonst würde ich ja nicht am Tisch sitzen), aber nicht attraktiv finde?“ Also ich kann das nicht besonders gut. Gerade weil für mich die Spieler die Charaktere überlagern, hilft es mir enorm, wenn ich mir die Szene mit der angespielten Person vorstellen kann. Mir hilft es auch enorm, meine Schüchternheit zu überwinden, wenn ich das Gefühl habe, ebenfalls attraktiv gefunden zu werden.

Ich bin total gespannt, ob das anderen auch so geht – vor allem den Immersionsspielern da draußen. Und den visuellen Menschen, bei denen die anderen Charaktere am Tisch im Spiel auch Gesichter haben, die nicht die der dazugehörigen Spieler sind…

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