Aschtaroth – eine Höllenbrut

Ich mache heute mal etwas ganz einfaches und offensichtliches im Rahmen des Karnevals der Rollenspielblogs zum Thema Höllenbrut: Ich stelle euch einen Dämon vor! Sein Name ist Aschtaroth.

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Die Ars Goetia beschreibt Aschtaroth als mächtigen, starken Herzog, der über 40 Legionen herrscht. Nach dieser Beschreibung erscheint er als schändlicher Engel mit einem fauligen, giftigen Atem, der auf einem Höllendrachen oder einem Wolf reitet und in der rechten Hand eine Viper hält. Er soll Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kennen und alle Geheimnisse enthüllen können. Ebenso soll er Menschen in den allgemeinen Wissenschaften unterrichten und darüber hinaus der Schutzherr der freien Künste sein.

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Er ist also offensichtlich sehr schwer zu beschwören, im direkten Kampf außerordentlich schwer besiegbar (er reitet einen Drachen!), die Viper impliziert eine Menge Ärger mit vergifteten Waffen.

So hart er auch zu kontrollieren und besiegen ist, er ist umgekehrt so mächtig, dass es sich lohnt. Er ist praktisch allwissend und kann Menschen zu großartigen Wissenschaftlern und Künstlern machen.

Neben Großherzog soll er auch noch oberster Schatzmeister der Hölle sein. Quellen, wie das Buch von Abraham von Worms wollen in ihm auch einen der Planetengeister sehen; allgemein steht er aber für das Prinzip der Faulheit. Vor dem Fall der Engel soll er angeblich ein Cherub oder Seraph gewesen sein. Da er der Hüter der Zeit war, soll er auch Gottes Pläne gekannt haben; da dies aber nicht geduldet werden konnte, wurde er in ein abseits gelegenes Verlies geworfen. Er durfte auch niemals an einer Ratssitzung teilnehmen, obwohl er wie Luzifer ein Mitglied des himmlischen Rates war. Als Abaddon und Luzifer ihn befreiten, wehrte er sich zunächst dagegen, wurde aber später zusammen mit den gefallenen Engeln aus dem Himmel geworfen und dazu verdammt, ewig stumm zu sein, obwohl er niemals kämpfte.

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Wie cool ist das denn? Die Allwissenheit geht noch weiter: Er kennt die Pläne Gottes! Für jede Kampagne, die auf der Erde (oder einem sehr ähnlichen Setting) statt findet, kann man in den hohen Stufen, quasi dem Late Game, wenn es um die Rettung der Erde geht, damit richtig was reißen.

Zudem ist er Herrscher über die Zeit. Zeitreise nur mit Hilfe von Dämonen möglich zu machen, ist eine ziemlich coole Art, sie im Setting zu haben!

Aber was Aschtaroth so richtig spannend macht, ist die Tatsache dass Gott echt fies zu ihm war, dass er vermutlich seinen Dämonenkollegen Abaddon und Luzifer den Rauswurf aus dem Himmel noch immer übel nimmt. Während er körperlich fast unangreifbar erscheint, kann man emotional vielleicht sogar manipulieren, wenn man seine Geschichte kennt. Da steckt so viel Kränkung drin, dass dieser Großherzog der Hölle sehr menschlich wirkt.

Und wenn das noch nicht reicht, dann ist da noch der Zugang zu den Schätzen der Hölle. Wenn das McGuffin zu Rettung der Welt da drin ist, muss man entweder mit ihm einen Deal haben, oder ihn irgendwie austricksen…

Nach einer Legende wurden seine Seele und sein Körper mit denen der Göttin Astarte verschmolzen. Luzifer aber bot ihm einen neuen Körper, eine Schlange, die er nun in seiner Hand hält.

Hat Astaroth die Kontrolle über den Körper, wird dieser männlich und die Seele der Astarte fährt in die nun weißgefärbte Schlange; hat hingegen Astarte die Kontrolle, wird der Körper weiblich und Astaroths Seele geht in die nun schwarzgefärbte Schlange. Ist der Körper weiblich, ist er gehörnt und mit El, dem höchsten Gott, verheiratet und symbolisiert Ausschweifung und Tempelprostitution. Das Symbol der, zumeist nackt dargestellten, Astarte ist die Taube.

Wieder Wikipedia, aber umformuliert.

Dieser wandelbare Körper bietet uns aus Sicht des Rollenspiels eine Menge: Zum einen kann der Dämon den Spielern natürlich in männlicher oder weiblicher Gestalt erscheinen. Und die weibliche Gestalt ist auch noch sexuell massiv aufgeladen! Hinzu kommt ein Jekyll & Hyde-Effekt: Die Göttin ist vermutlich auch nicht nett, aber auch keine Dämonin. Und natürlich, wenn wir uns an die Dämonenpakte erinnern: Ist die andere Gestalt an den Pakt gebunden? Natürlich nicht! Was für ein NSC!

Es soll ihm in seiner Engelsgestalt nur möglich sein zu schreiben, nicht aber zu reden.

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Das macht den Dämon natürlich noch mal individueller, aber vielleicht auch einfacher in der Handhabung, da die Spieler den Deal „schriftlich“ haben.

Wird er beschworen, was am Mittwoch ratsam sein soll, soll er auch über den Fall der Engel erzählen und dass keiner dies wirklich wollte; auch beteuert er seine Unschuld an diesem Fall. In seiner Deutung als Aphrodite, wohl ähnlich wie seine Verbindung zu Astarte oder Ishtar, verkörpert er die Liebe, ansonsten die Prunksucht und Eitelkeit.

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Mittwoch? Warum Mittwoch? Ist das eine Falle, und der Gregorianische Kalender täuscht? Und die erklärte Bereitschaft, über den Fall der Engel zu sprechen, macht ihn doch sehr, sehr interessant. Aber sagt er auch die Wahrheit?

Nach Sebastian Michaelis ist Astaroth ein Dämon der ersten Kategorie, der mittels Faulheit und Eitelkeit verführt. Sein Gegenspieler ist der Heilige Bartholomäus, der Schutz vor ihm bietet, da er Astaroths Verführung widerstanden hat. Nach anderer Meinung lehrt er mathematische Künste und Handarbeiten, kann Menschen unsichtbar machen, sie zu versteckten Schätzen führen und ihnen jegliche Fragen beantworten.
Nach Francis Barrett ist Astaroth der Prinz der Ankläger und Ermittler. Einigen Dämonologen des 16. Jahrhunderts zufolge sind die Angriffe des Dämonen auf Menschen im August am stärksten.

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Mal ganz ehrlich, besonders wissenschaftlich ist dieser Artikel in der Wikipedia nicht. Aber um so besser für unsere Zwecke! Dieser Dämon ist wirklich eine Allzweckwaffe und kann – wenn gut in das Spiel als NSC eingeführt – zu einer eigenen Kampagne werden, bei der sich die PCs um Kopf und Kragen handeln, aber auch sehr mächtig, erfahren und reich werden können.

Ich finde, er passt nicht nur zu Geschichten in der Jetztzeit, sondern könnte auch den Erfolg insbesondere der spanischen Konquistadore wie Cortés erklären. Ins Mittelalter passt er natürlich auch gut, und mit leichten Anpassungen kann man ihn sogar für D&D verwenden.

Geschäfte machen mit der Höllenbrut

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Dies ist ein Beitrag zum von mir organisierten Karneval der Rollenspielblogs im Dezember 2019, der unter dem Titel Höllenbrut steht.

Mir geht es um Geschäfte mit dem Teufel. In vielen Settings mit Elementen des Übersinnlichen sind Geschäfte mit Teufeln möglich. Das von mir geliebte Dresden Files, die bekannte Fernsehserie Supernatural, etc.

Sie alle kennen das Geschäft mit einem Teufel. Und diese Geschäfts sind rollenspielerisch sehr interessant, weil es offensichtlich ist, dass der Teufel nicht dein bestes Will – im Gegenteil. Aber – auch das ist die Setzung – der Teufel ist an den Vertrag gebunden. Zumeist allerdings an den Wortlaut des Vertrages, nie an den eigentlich gemeinten Vertrag.

Hier kommt es also eine gewisse Fertigkeit an, Texte zu gestalten. Als Spieler muss man es hinbekommen, den Text so wasserdicht zu formulieren, dass nichts schief gehen kann: Eigentlich unmöglich. Als SL muss man die Texte möglichst fies lesen (oder gar hören).

Ein Beispiel? Wünscht sich der SC 1.000.000 Dollar, kann der Zimbabwe-Dollar aushelfen, der dank ausufernder Inflation fast wertlos ist.

Weitere Fragen, um die man Questen und Rollenspiel stricken kann:

  • Welcher Dämon oder welche Dämonen sind für einen Teufelspakt geeignet?

    Bei D&D ist der Unterschied zwischen einem Teufel und einem Dämon ja, dass die einen rechtschaffen böse, die anderen chaotisch böse sind. Nur ein rechtschaffenes Wesen wird den Vertrag einhalten. In anderen Systemen lässt sich aus der jüdischen und christlichen Mythologie der Dämonen hilfreiches entnehmen, denn Dämonen werden wie Engeln bestimmte Themen/Kompetenzen zugewiesen.
  • Wie wird das Ritual zur Beschwörung des Teufels (des Dämons) genau durchgeführt?

    Aus Supernatural kennen wir den Crossroad-Demon, aber es gibt sicherlich noch mehr Ansätze, insbesondere wenn es um besonders mächtige Wesen geht – denen will man vielleicht gar nicht ohne Schutz begegnen.
  • Daher muss man sich die Frage stellen: Welche Vorsichtsmaßnahmen sind zu treffen und welche Dinge gilt es unbedingt zu beachten?

    Hier können heilige Gegenstände, magische Schutzkreise, Amulette, etc nötig sein, die zunächst beschafft werden müssen.

Eine Variante des Themas „Pakt mit dem Teufel“ ist übrigens, den Teufel in Menschengestalt auftreten zu lassen, der zunächst nur etwas „Verzichtbares“ fordert – ein klassisches Darlehen bei der Mafia kann da das Beispiel sein. Und wenn man dann nicht zahlen kann, macht er dann ein Angebot für die Seele, dass man einfach nicht ausschlagen kann. Wichtig ist, dass die Höllenbrut immer als solche erkennbar ist – wenn auch nur nachträglich. Der eigegipste Fuß ist eben der Pferdefuß, der unangenehme Schwefelgeruch kam eben doch nicht nur von den 100jährigen Eiern, die beim Essen angeboten wurden, etc.

Zu guter Letzt noch ein kleiner Abstecher in die Frage, wie man den Pakt wieder los wird. Klar: Eigentlich sollte das nicht gehen. Aber unsere Spieler sind ja Helden, da ist es etwas anderes – aber es muss fast unmöglich sein.

  • Die beste Idee von allen: Einen anderen Pakt mit dem Teufel schließen. Der Teufel bietet an, einem aus dem ersten Pakt zu entlassen, wenn… – neues Spiel, neues Glück, aber klar, der Teufel wird den Einsatz erhöhen.
  • Göttliche Intervention. In den meisten Settings können Engel nicht helfen, weil der Mensch den Pakt in freiem Willen mit der Höllenbrut eingegangen ist. Aber vielleicht ist das in deinem Setting anders? Allerdings wird auch eine Engel eine Gegenleistung wollen.
  • Den Teufel besiegen! Höllenbrut spielt gerne, das ist überliefert. Leider sind sie deshalb auch sehr, sehr gut darin. Mühle oder Schach wird man also nicht gewinnen können, aber vielleicht ein relativ junges Videospiel oder ein Spiel mit hohem Glücksfaktor – die könnte man gewinnen.
  • Was mir besonders gut gefällt: Besiege den Dämon in der Sünde, für die er steht. Das geht in manchen Sünden leichter als in anderen, aber mal ganz ehrlich: Während die Höllenbrut, die für die Hauptsünde Acedia, also Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Überdruss, Trägheit des Herzens) steht zwar schwer durch pure Faulheit auszustechen sein dürfte, ist Faulheit auch in der Regel nicht abenteuerrelevant. Aber den Dämon, der einem das +5 Schwert der verbesserten Drachentötung beschafft hat, den kann man vermutlich auch im Schwertkampf angehen…

Höllenbrut: Karneval der Rollenspielblogs im Dezember

Was ist eigentlich eine Höllenbrut? Das Wörterbuch definiert es als

abwertend verworfenste, übelste Menschen

Wörterbuch

Und damit kann man natürlich als Rollenspieler schon etwas anfangen. Aber gerade im Rollenspielkontext bietet sich eine wörtliche Auslegung natürlich noch mehr an.

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  • Wesen, die in der Hölle ausgebrütet (aus dem Ei geschlüpft) sind
  • Generell Dämonen und Teufel
  • Wesen, deren Eltern (beide, oder nur eines) aus der Hölle stammen. Das andere Elternteil könnte ein Mensch sein, oder auch ein Engel
  • Es könnte etwas sein, was ein PC unter der Haut mit sich herum trägt, eingepflanzt von einem Wesen aus der Hölle
  • Und natürlich all die tollen Pakte mit der Höllenbrut, die man bei Neumond auf einer Kreuzung schließen kann.
  • Höllenbrut kann man bestimmt beschwören. Und was soll da schon schief gehen? (Ich wünsche mir eine Zufallstabelle)

Aber auch noch weitere Themen finde ich passend:

  • Dinge, die in der Hölle ausgebrütet wurden, können auch Ideen sein, oder konkrete Pläne
  • Es könnte um Machtkämpfe innerhalb der Hölle gehen
  • Weil Weihnachten vor der Tür steht, könnte es auch um Adventszeit, Wintersonnenwende, Nikolaus, Knecht Ruprecht, den Weihnachtsmann, Elfen und Rentiere o.ä. gehen, die von der Höllenbrut bekämpft werden oder diese bekämpfen
  • ausgebrütet=aus dem Ei gepellt?

Wenn du beim Karneval mitmachen willst, dann lass dich von dem Wort „Höllenbrut“ inspirieren, oder greife einen meiner Vorschläge auf. Schreib was dazu! Wo du schreibst, ist eigentlich egal. Das kann natürlich ein Blogpost sein, aber auch ein Beitrag in einem Forum wie dem Tanelorn, auf Facebook oder Twitter / Mastodon. Wir freuen uns über jeden Beitrag – ob lang oder kurz, ob es Werte nach dem Hero-System geht oder eine Aspektesammlung für Fate, ob es 140 Zeichen Abenteueridee ist oder eine Settingbeschreibung für eine Höllendimension.

Wichtig ist eigentlich nur, dass du hier in den Kommentaren oder im Themenbeitrag im rsp-blogs-Forum eine kurze Nachricht hinterlässt, wo ich deinen Beitrag finde – damit ich auf dich verlinken kann. Umgekehrt freue ich mich natürlich, wenn du auf diesen Verlinkst – denn dann haben wir alle gemeinsam mehr Aufmerksamkeit geschaffen.

Viel Spaß! Ich weiß, im Dezember ist die Zeit knapp. Aber denkt dran: Hölle kann auch sein, zwei Tage mit der Verwandschaft eingesperrt zu sein und über Politik diskutieren zu müssen…

Und hier die Beiträge

  1. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview I: Sechs Sünden
  2. Höllenbrut-Rezension: Broodmother SkyFortress (LotFP).
  3. Geschäfte mit der Höllenbrut
  4. Höllenbrut – Von Biene Maya und dem Söhnen des Teufels (Zum Thema gibt es da auch noch „Anfänge und Übergänge – Das Tor zur Hölle“ und „Höllenhunde – Bitches straight out of Hell“
  5. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview II: Sechs Schattenreiche
  6. Aschtaroth – Eine Höllenbrut
  7. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview III: Die Dämonen der Gewalt
  8. Ein Exorzismus der anderen Art, bei dem die Chars unter Umständen selbst zur Höllenbrut werden…
  9. [Planeslayers] Höllenbrut-Preview IV: Die Fürsten der sechs Schattenreiche
  10. Höllenbrut-Rezension: Eine Enzyklopädie aus Fleisch und Blut
  11. Außer Konkurrenz gibt es ebenfalls eine Rezi zu dieser Enzyklopädie beim Rorschachhamster. Ist nicht offiziell Teil des Karnevals, passt aber zeitlich und thematisch bestens.
  12. Höllenbrut? – Gibt es da auch was von Dungeonslayers?