Savage Run bei Cassandra

Nach einiger Zeit mal wieder ein Diary von mir, dass ich über mein HTC schreibe, weil mein Laptop immer noch Schrott ist.
Angefangen hatte das Ganze am Mittwoch mit der Charaktererschaffung und einem sehr ausführlichen Gespräch zu mir und meinen Vorlieben beim Spiel. Cassandra stellte auch ihre eigenen Vorlieben vor und Vorstellungen zum SR Universum dar, in dem wir spielen sollten. So erfuhr ich,l dass wir noch in der Welt nach 3.0 spielen würden, da die ganze Sache mit dem Wifi nicht so die Sache der Spielleiterin wäre und einiges mehr.
Zusammenfassen muss ich sagen, dass es eine der ausführlichsten Charaktererschaffungen mit gleichzeitiger Synchronisierung des gemeinsamen Vorstellungsraum und Abfrag der persönlichen Vorlieben war, die ich jemals erlebt habe. Cassandra hat sich viel Zeit gelassen um mich und meinen geplanten Charakter kenn zu lernen und zu sehen, ob wir beim Spiel zusammen passen.

Das gefällt.

Herausgekommen ist ein Magier-Hacker, der mit Trampnetz in die Matrix gehen kann und nach einem Run sieht, wie einer seiner Mitrunner von der Firma des Vaters bei Experimenten mit neuen Medikamenten getötet wird. Er entschließt sich daraufhin, aus der heilen Welt der Konzerne auszubrechen und auf der Straße für Gerechtigkeit zu sorgen. (oder für das, was er dafür hält)

Die Connections habe ich nach Absprache mit Cassandra erst einmal freigelassen um sie von mir oder Ihr im Spiel bei Bedarf etablieren zu lassen.

Am Sontag ging es dann nach einer kurzen Einkaufstour los, ich hatte meinen Charakter über eine Connection mit dem Ork-Rigger von Manni verbunden und eben diese Connection rief mich an und fragte nach einem Termin. Dafür sollte ich in eine Kneipe kommen, die sich in einer Mall befindet.

Wir redeten noch ein wenig darüber, was ich jetzt so an Infos hätte und ich sagte, dass ich mich in die Datenbank von BigWill (der Gefängnisinsel Willhelmsburg) eingehackt hätte um die Infos über meinen Chummer zu bekommen.

„Das hast Du nicht, oder wenn du es hast musst Du dafür würfeln…. Gut Würfeln.

Hach, mein Herz machte einen Sprung vor Freude, die Cassandra leitet so, wie ich es mag. Eine schöne Warnung aber die Chance es mit einem guten Wurf zu schaffen. Mit einem ordentlichen Freakroll der mich auf ein Ergebnis von 27 katapultierte war es mir wohl ein leichtes gewesen, die Sicherheit zu überlisten und Cassandra verbuchte meinen Einbruch mit einem hintergründigen Lächeln bei dem ich nicht wissen sollte ob ich nun entzückt bin oder Angst bekommen soll.

„Der Einbruch bringt dir auf jeden Fall einen super Ruf“

Ja und Probleme, die mit dem Ruf einhergehen, dachte ich mir aber genau das will ich ja, also freute ich mich und meine Freude aufs Spiel stieg.

Cassandra wendete sich unserem schottischen Zwerg zu, der mit ihr und einer Connection ebenfalls in die Bar eingeladen wurde. Ich erfuhr, dass der Samurai auf der Suche nach einem Runner aus einem anderen Team ist und entdeckte, wie der Spieler die Welt aus der Sicht eines Zwerges beschrieb und erlebt, was mir sehr gut gefiel.

Anschließend ging es zum orkischen Rigger Ekko, der von ein paar Chummern abgeholt wurde um zu einem Treffen der Speed Dolls, einer Hamburger Frauen-Gang gefahren wurde. Hier bewies Cassandra viel Verständnis für die Psychologie von Männern. Bei ihrer Beschreibung des „Troll- Gemoddeten“ Geländewagen lief mir der metaphorische Geifer aus dem Mund und ich wollt nur schreien, dass ich auch einen will.

Die Beschreibung hätte aus einem Werbeprospekt sein können…

llie Minate“ und Jaba the Slut (welche die Gruppe um Eko freunlich begrüßte] verkündeten, dass sie genügend von der Vorherschafft der Aborotni hätten. Sie würden denen gehörig einen Einschenken und fing auf Ziele und Posten zu nennen, die in einer Stunde getroffen werden sollten.

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Ich kam in der Kneipe an, in der sie Modemmusik aus dem 20 Jahrhundert spielten und Cassandra erzählte sehr farbenfroh, wie es in dem Laden aussah und was für Leute da abhingen. Ich konnte dem Impuls nicht wiederstehen und zog mir eine Line von Kram den ich für Koks hielt. Ich durfte darauf hin ein paar Proben Würfel und wusste nicht, was ich mir denn da so reingezogen hatte. Egal krze Zeit später erzählte die SL mich auf die Tanzfläche und ich baute die Vorlage farbenfroh aus.

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Caddock unser Zwergen-Samurai und Falkirk, sein Piloten Kumpel sahen mich bei meinen Verrenkungen im Tanztempel. Sie sahen aber auch B meinen Chummer der mich mit Umarmung begrüßte.

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Es gab ein kurzes Vorgeplänkel in dem ich B erzählte, wie ich die TV Boxen hacken wollte und dann gab es Infos zum Auftrag. Der Schmidt hatte ausdrücklich nach mir verlangt, was mich misstrauisch hätte machen sollen. Doch ich war jung und brauchte Geld, also nahm ich an.

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Eko rief bei Bee an und teilte ihm mit, dass der Laden bald in die Luft geht. Er bekam einen Blick durch den Raum zugeworfen, bei dem nicht sexuelles in der Luft schwebte sondern ehr pures Misstrauen, was ihn vor die Tür trieb, wo er mit einem der Trolle aus dem Geländewagen reden musste.

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Bee geht telefonieren, ich nutze die Gelegenheit um in die Matrix zu gehen und mir fällt auf, dass hier für eine Mall zu massive Sicherheit ist. Ich schicke einen Spion (Program) los um Daten zu sammeln, nachdem ich durch die Sicherheit bin und gehe wieder aus dem Netz.
B kommt hektisch zurück.

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Bee macht sich mit mir Caddock und Falkirk, eilig auf den Weg um den Laden, doch die Zwerge waren einfach zu langsam (Würfe schlugen fehl) Falkirk ging den Weg aller Redshirts, er wurde von einem Geländewagen überfahren, der in das Einkaufszentrum raste.

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Bee und Karl sehen die Szene gut beschrieben von außen.

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Caddock sieht, wie aus dem Geländewagen eine art Flüssigsprengstoff in die Luft geblasen wird um eine Aerosolbombe http://de.wikipedia.org/wiki/Aerosolbombe zu zünden. Er rennt um sein Leben und schafft es nur aufgrund der in die Kleidung Rüstung zu überleben. Er rennt wieder in das brennende Gebäude um seinen Chummer zu retten.

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Wir sahen aus der Entfernung, wie der Zwerg wieder reinläuft und mir graut es, weil im dem Ding kein Sauerstoff mehr war, aber das war nicht so schlimm. Die Cassandra ignorierte die Sache einfach, weil es für den Plot nicht wichtig ist.

Realismus ist für Weicheier!

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Wir wissen jetzt, wo wir uns mit dem Schmidt treffen sollen und machen uns alle auf dem Weg.

Da mein Charakter so ein wenig Schiss hatte, nahm er die Gestalt eines Ork Gangers an, der ihn natürlich aufgrund eines guten Wurfes entdeckte (besser gesagt einer seiner Kumpel) Ich wollte den Kerl bluffen und beschreib wie mein Ork den Kragen hochstellte und in zunickte. Aber der Versuch brachte nix. Der Kerl brülte wie am Spieß und die fingen an zu schießen.

Ich ließ Karl laufen was das Zeug hält und um eine Ecke biegen, wo ich die Illusion fallen ließ. Die Ganger liefen an mir vorbei und suchten nach dem Kerl, bis mich einer benmerkte und sie mich als Ziel aussuchten.

Oh Schreck was nun, die Ruger Super Warhark wird so viele Orks von denen einer eine Kalschnikov hat nicht beeindrucken und Geist beschwören hätte schnell zu vielen Toten geführt. Also trickste ich, über meine beiden Fäuste liefen elektrische Ladungen als Illusion und der ebenfalls illusionistische Wind sollte theatralisch meine Haare wehen lassen.

Der Großteil der Orks ergriff die Flucht, nur der, der mich schon das erste Mal gesehen hatte nicht. Zumindest nicht, bis er merkte dass seine Freunde längst weg waren, was Cassandra entzückend beschrieb.

Karl geht in die exklusive Gegend wo das Treffen mit dem Schmidt stattfinden soll und kritzelt in der HSV Kneipe ein Pauli Symbol in den Tisch, während er für seine Cola 45 Euro bezahlt. Die anderen Runner haben sich entschieden auch an dem Run teilzunehmen, obwohl sie wissen, dass explizit nach Karl aka ConBoy gefragt wurde. Auch sie treffe noch ein und Eko bemerkt ein paar Beobachter, die sich schnell verpissen, als er sie mit den Digitalaugen knipsen will.

Das erinnert mich daran, dass ich ihm noch eine Software programmieren muss, die seine Bildausschnitte auswertet und mit einer Gesichtserkennung Leute rausfiltert, die ihm selber vielleicht nicht aufgefallen sind. (Fürs nächste Mal gemerkt)
Die Schmidt wird als heiße Freu beschrieben und ihre Bodyguards strahlen Gefahr aus. Mit honigsüßer Stimme erzählt sie uns, wie wir benötig werden und was wir machen sollen, sie macht sich anscheinend richtige Sorgen, dass wir es schaffen das Paket abzuholen.

Oh, wie schön sich doch die Stahlharte Hand des Schmidt anfühlen kann wenn er mit etwas Sex und geheuchelter Fürsorge gepaart wird. (Karl/ Decker und Magier)

Naja, zumindest wenn mein doch recht junger Hacker und Magier ist. Mir persönlich wäre mit einem normalen Runner angst und bange gewesen, aber der Junge ist geblendet vom Geld und die Story zu verlockend.

Wir sollen einen Chip extrahieren und können dazu als Gäste der High Society oder Techniker auftreten. Es dauert nicht lange, bis wir uns für die Techniker Variante entscheiden, weil meinen beiden Mitrunnern jegliches Talent fehlt, mit der im Sanatorium befindlichen Elite umzugehen. Außerdem haben wir als Techniker viel besseren Zugriff auf alle Ebenen der Sicherheit.

Frau Schmidt war also höchst kooperativ und warnte uns sogar, dass die Anlage von meinem ehemaligen Arbeitgeber Saeder Krupp betrieben werde. Sie war wie schon die anderen Frauen in dem Abenteuer thaff und schön, eine Kombination, welche mir Gerüchten zu Folge bei meinen SLC auch ganz gut gefällt.

Eko bemerkte auf unserem Rückweg zu meinem Wohnort noch eine Drohne, welche uns beschattete und ich versuchte diese durch einen Watcher abzulenken. Leider stellten sich dabei ein Paar Probleme in den Weg, denn meine Magier war trotz +2 Bonus durch Vorteil nicht in der Lage die Drohne zu finden und der Spieler von Eko wusste nicht, was ein Unterdeck bei einem Schiff ist und brabbelte immer davon, dass dieses Boot nicht geriggt sei…

Egal, Eko hängte die Drohne (vermeintlich) ab und wir planten fleißig weiter….

Wir machten und mit den Informationen zu der Anlage ans Planen und schreiben unsere Einkaufsliste für Frau Schmidt wird länger und länger. Der Caddock will etwas großes mit Bums haben, weil auf dem Gelände zwei Bargest Wache schieben. Ich habe nach ein zwei diskreten Hinweisen der Spielleiterin einen weiteren Kontakt etabliert, Slik, der bei Saeder Krupp als Programmierer arbeitet und den ich wegen der mysteriösen Vorgänge in der Anlage anhaue.

Die Variante mit dem bei Bedarf einzuführenden Connections ist ein echter Gewinn. Es mag zwar etwas Fate oder Western City lastig sein (je nachdem mit wem ich spreche) aber es bringt Leben in die Bude und verkürzt viele Sachen, die sonst langwierig werden können, wenn eine passende Connection fehlt.

Ich hatte eine Idee mit Paraschirmen oder nen Motorunterstützten Lenkdrachen um weg zu kommen, wenn wir keinen eigenen Rigger mit Flugzeug organisieren könnten. (So weit geht das Vertrauen in die Schmidt dann doch nicht) Doch Cassandra machte mir relativ deutlich klar, dass es bei einem Fehlwurf auf Körper mein Tod wäre….

Dann eben anders  Jetzt hatte ich die Idee Drohnen so umzurüsten, dass wir die quasi als Fallschirme benutzen können. Der Rigger war von der Idee begeistert, wir planten fleißig drauf los und bekamen immer wieder mal ein Veto vom Cassandra, bis sie mit einer festen Ansage für ein Ende des Planens sorgte und wir uns auf den von angebotenen Kompromiss (die Lenkdrachen mit der Rigger Vorrichtung) einließen.

Die Sache mit den Drohnen ist aber noch nicht vom Tisch, liebe SL!!!!

Eko sah auf dem Rückweg, dass er beobachtet wurde und versuchte den Schatten abzuhängen, er wich dank eines Freakrolls auch einem hervorragenden Angriff einer Samurai aus. Er zog seine Waffe und die Beiden belauerten sich gegenseitig, bis die Frau Eko das Angebot machte, dass er sein Handy zerschrottet und sie ihn dann gehen lässt.

Eko ging darauf ein und ich wunderte mich a: ein wenig, warum Eko kein Komlink hatte und b: warum er das Ding so einfach verschrottete, wo er doch wusste das die Leute uns verfolgen. Bei mir als SL hätte das knietief in die Scheiße geführt (für die anderen Charaktere, die jetzt nicht mehr gewarnt werden konnten)

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Aber auch Cassandra war nicht ganz so lieb, sie nutzte die Situation aus und legte uns ein Handy vor die Tür. (So langsam dämmerte mir, dass es in ihrer SR Welt noch Handys statt Comlinks gab)

Mit der gebotenen Vorsicht nahmen wir den Anruf entgegen und ich bekam zu hören, dass mir etwas passieren würde, wenn ich nicht etwas bestimmte von meinem Vater klauen würde. Ich schickte dem Adressaten am anderen Hörer/Handy einen derben Fluchg entgegen und legte auf, als wir auf der gegenüberliegenden Seite einen Mann mit einem Granatwerfer sahen und um unser Leben rannten.

Caddock mit seinen Zwergenbeinen hatte so seine Probleme, aber die Granate ging herrlich daneben und der Angriff auf des weiblichen Samurai auf Caddock auch. Der mähte die Frau allerdings mit seiner MP nieder, während ich den Granatschützen mit einem brüllenden Watcher ablenkte, der vor seinem Gesicht rumflog und ihn übel beschimpfte.

Die Szene war für mich zweiermaßen suboptimal. Ich verstand nicht, warum Camrock die Frau die ihn nur mit einem Schagstock angriff tötete (trotz des Hintergrundes, der im Wesentlichen auf einer Toten Gruppe und dem Wunsch nach der Erklärung warum die einfach getötet worden waren besteht) und ich spielte den jungen Magier nicht emotional betroffen genug, was Cassandra nach der Szene anmerkte. (Also ich finde du spielst den viel zu abgebrüht für jemanden, der frisch aus der Conwelt kommt, oder was meinst Du) OK, geschickt manipulativ gefragt und damit klar gemacht, dass sie mehr Charakter erwartet oder ich es wenigstens in Kleinigkeiten zeigen soll, dass der Junge 18 und kein Veteran ist.

Ich gelobe Besserung.

Caddock und Karl brachen dann noch in einem anderen Cube ein, bekamen Infos zu den merkwürdigen Vorgängen und filzten die Erbeuteten Sachen der toten Runnerin, ein Katana auf dem Butterfly eingraviert ist, ihr Handy und ein Betäubungsschlagstock.

Ich hacke das Telefon und finde jede Menge Nummern, unter anderem die von Bee…

Anschließend verabreden wir uns mit Eko. und brechen die Runde ob der späten Uhrzeit ab.

Fazit: Die Spielleiterin lässt es krachen und findet einen gesunden Wechsel zwischen harten Herausforderungen, guten NSC und einer spannenden Geschichte. Sie ist mit einem extrem gut vorbereitet und hat ein Händchen dafür, der Situation entsprechende Urteile zu fällen. Mal ganz hart, mal sehr großzügig.

Dass sie eine Vorliebe für Machoweiber die gut aussehen und hart im Austeilen sind nehme ich ob ihrer erzählerischen Qualitäten und gewisser eigener Vorlieben gerne in Kauf. Besonders weil sie es vortrefflich schafft die Hintergründe der Spieler vortrefflich mit ihrem Abenteuer zu verbinden.

Das einige was ich als SL bemäkeln würde ist, dass sie dem Spieler von Eko zu wenig Screen Presence gegeben hat, was mich als Spieler natürlich nicht im Geringsten störte. Spotlight ohne Ende.

Auch das Fazit nach der Runde mit anschließenden Lob und Kritik hat mir extrem gut gefallen, auch wenn ich nicht verstehe, warum Cassandra es für einen leidenschaftlichen SL so besonders findet, dass der als Spieler hinnimmt, was der SL ihm sagt. Das kenne ich von allen guten SLs so, wenn sie spielen.

Böse Gruppen – Moral im Rollenspiel

Karneval!Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Karnevals der Rollenspielblogs.

Ich habe die Vorstellung, wirklich böse Charaktere zu spielen, immer sehr interessant gefunden. Aber bisher sind die wenigen Versuche, so etwas auf die Beine zu stellen, immer gescheitert. Schon weil böse Charaktere natürlich nicht selektiv böse sind – also nur zu den anderen. Sondern sie sind immer böse, auch zu ihren Mitspielern. Und dann fehlt es natürlich schnell an einer Motivation, überhaupt als Gruppe zusammenzubleiben und gar zusammen zu arbeiten. Einfach nur ein paar böse Gestalten in eine Gruppe zu stecken und sie vor einen Dungeon zu stellen ist jedenfalls gescheitert – schon weil keiner vorgehen wollte und keiner ein Risiko zu Gunsten eines anderen eingehen wollte. Wirklich (chaotisch) böse ist es eben, wenn die Chars sich gegenseitig ermorden, um an die Stiefel des anderen zu kommen.

Es muss also eine Motivation für die Zusammenarbeit her. Recht erfolgreich war es bei uns, als ein Spielleiter uns sowohl gute als auch böse Charaktere gab, die im Wechsel gespielt wurden. Die bösen Chars waren Orks, die von einem bösen Magier unterjocht auf eine Plündertour geschickt wurden. Die Drohung mit dem bösen Magier und der Zusammenhalt im Stamm führte dazu, dass die Chars spielbar blieben. Leider bin ich damals weggezogen und habe nicht miterlebt, wie die Kampage weiterging. In meiner Phase waren die Orks nicht besonders böse. Sie waren Opfer.

Ansätze, die mir einfallen sind:

  • Chars gehören zu einem Stamm/Dorf/Land/Familie etc.
  • Gemeinsame Aufgabe
  • Geas
  • Regelmechaniken (wie etwa das bekannte Lawful Evil aus D&D)
  • Absprache auf der Metaebene

Fällt euch noch was ein?

Charakterplot?

“Ich spiele auch gerne Dekoelemente”
— Lena F.

tl;dr Einige Spieler setzen sich eigene, charakterimmanente Ziele, für die sie nur einen Konflikt zwischen ihrem und einem von einem anderen Spieler geführten Charakter benötigen. Dies erlaubt eine gewisse Autarkie vom SL und dessen Handlungsfaden.

Der “Charakterplot” ist – wie das Barbie-Spiel – ein ganz eigener Spaßfaktor, wie mir im Gespräch mit einer begeisterten DSAlerin auffiel. Es handelt sich wohl um eine Spielform, die sich im DSA-Regelbiotop besonders wohlfühlt.

Ein bewusst gewählter Konflikt ist eine Spaßquelle

Ein Charakterplot ist ein bewusst gewählter Konflikt, der von dem Spieler bei der Charaktererschaffung bereits angelegt wird. Im Beispiel war das eine Hexe, die ihre magischen Fähigkeiten vor den anderen Charakteren geheimhalten “musste”. Einer der anderen Charaktere würde – und das ist von der Spielerin der Hexe bewusst ausgenutzt worden – bedingt durch Settingvorgaben nämlich ein Problem damit haben, mit einer Hexe zu reisen. Klassischer ist das in der Fantasy mit dem ach so strengen Paladin und dem wohlmeinenden, aber diebischen Schurken angelegt. Aber auch die andauernde Popularität des ewigen Antagonismus zwischen Elf und Zwerg ist sicherlich ein Ausfluss dieses Spiels.

Indem der Spieler bei der Wahl seines Charakters einen eigenen, ihm interessant erscheindenen Konflikt anlegt, löst er sich von seiner Abhängigkeit von der durch den SL präsentierten Handlung und kann selber Akzente setzen. In extremo gedacht kann sich der Spieler seinen Spaß aus dem Konflikt mit den Mitspielern holen – die vom SL präsentierte Handlung und Spielwelt wird zum bloßen Kulisse für die Interaktion zwischen den Charakteren am Tisch. Bestenfalls ist die Handlung des SL Motivator und Auslöser für den Spielerplot: Muss unsere Beispielshexe also in höchster Not im Kampf zaubern, so wird ihr Geheimnis Thema: Schafft sie es, die anderen Charaktere davon zu überzeugen, dass der Zauber ein Misserfolg des Gegners war? Wie reagieren die anderen auf ihre Erklärungsversuche? Misstraut man ihr? Wie geht sie damit um?

Solche Fragen können naturgemäß spannend sein und für viel Spielspaß sorgen, wenn sich die beiden beteiligten Spieler mit solchen Konflikten wohlfühlen und sie gerne ausspielen möchten. Jeder von uns dürfte diese Form des Spiels an seinem Tisch auch schon beobachtet haben, wie die zahlreichen Witzeleien über Zwerge und Elfen beweisen.

Der Charakterplot als Spaßbremse

Allerdings, und das unterscheidet den hier dargestellten Spielertyp vom Barbiespieler, kann diese Form des Spielspaßes erheblich zu Lasten der anderen Spieler gehen. Denn der Konflikt ist regelmäßig einer zwischen zwei Spielern, nicht zwischen Spieler und SL. Der SL hat also nicht sein übliches Instrumentarium zur Verfügung, um für eine gleichmäßige Verteilung der Spielzeit (Spotlight) am Tisch zu sorgen. Solange die am “Charakterplot” beteiligten Spieler diesen ausspielen, ist der Rest des Tisches zum Zuschauen verdammt. Das kann unterhaltsam sein, muss es aber nicht – ganz abhängig von dem schauspielerischen Talent der am Charakterplot beteiligten.

Besonders störend wird der Charakterplot immer dann, wenn er nicht nur zur Erzwingung von Spotlight dient, sondern sogar aktiv das Voranschreiten des eigentlichen Abenteuerplots verhindert. Nehmen wir wieder das Beispiel zur Hand, in dem Paladin und Schurke ihren Antagonismus zur Charakterplot erhoben haben und immer dann ausspielen, wenn sich dazu eine Gelegenheit bietet – etwa beim Planen der nächsten Schritte. Schon aufgrund ihrer entgegengesetzten Charakterkonzepte können sich die beiden nicht einigen können – ob die Gegner nun frontal angegangen werden müssen oder der Dieb sich anschleicht und hinterrücks
meuchelt – einer der beiden würde verlieren und dann von den Regeln bestraft werden, wenn er sich dem Verhalten des anderen anpassen muss. Eine Situation, in der also eine Auflösung ihres Konfliktes kaum vorstellbar ist: Folglich zieht sich jede Planungsphase wie Kaugummi in die Länge, während die beiden in endlosen Kreislauf immer wieder die gleichen Argumente austauschen (und dabei Spaß haben). Bis der SL endlich ein paar Ninjas durch das Fenster klettern lässt, um die Gruppe zur Handlung zu zwingen.

Ich habe ja die Vorstellung, dass vor allem Spieler zu diesem Verhalten neigen, die einen SL gewöhnt sind, der zum Railroading tendiert. Kann ich nämlich im Abenteuer nicht viel beeinflussen, so suche ich mir meinen steuerbaren Konflikt eben anderswo – aber diese These ist eine bloße, völlig unbelegte Behauptung.

Argumente pro und contra

Kommen wir aber der Fairness halber auf die Argumente für den Charakterplot zu sprechen.

  • Eines ist sicherlich die im Rollenspiel ja erwünschte Interaktion zwischen den Spielern. Kaum eine Gruppe will 100% Plot – die Beziehungen zwischen den Charakteren sind ein weiterer wichtiger Spielinhalt. Ein Charakterplot ist letztlich nichts anderes, als eine von einem Spieler bewusst gesetzte Beziehung.
  • Zwischen den Spielern macht soziale Interaktion in der Regel mehr Spaß als mit NSCs.
  • Der Begriff “Charakterplot” beschreibt ja eine Entwicklung des Charakters. Es ist ja auch denkbar, dass Paladin und Dieb irgendwann einsehen, dass der andere nicht völlig unrecht hat, arrangieren sich und werden Freunde.
  • Charakterplot ist – gut gemacht – mehr als nur ein Schurke, der die eigene Gruppe beklaut, Zwerge ./. Elfen, Paladin und Schurke. Charakterplot kann eben auch der zweifelnde Priester, die heimliche Verliebtheit, Caramon Majere zwanghafte Treue und sein Beschützerinstinkt gegenüber seinem Bruder Raistlin.

Die Schattenseiten hingegen:

  • Spotlighthogging: Oft führt ein Charakterplot zu überproportional viel Zeit im Fokus der Aufmerksamkeit am Spieltisch
  • Ausbremsen: Ständige und im Charakter angelegte Uneinigkeit führt zu zahllosen Diskussionen – vor allem beim gemeinsamen Planen
  • Kastrieren: Das Verstecken von Fähigkeiten (oder das Unterdrückenmüssen dieser) führt zu einer geringeren Effektivität der Gruppe – etwas was dem Gamisten den Spaß nimmt.
  • Wiederholung: Gerade bei den alten Klischees (Paladin./.Schurke, Zwerg./.Elf) ist eine Auflösung des Plots kaum denkbar – weder Zwerge, noch Elfen oder gar Paladine sind für ihre beweglichen Ansichten über andere Leute berühmt geworden.

Wie geht ein guter SL nun mit einem Charakterplot um?

Unterstellt, der Charakterplot fängt an, den SL oder einen der Spieler zu stören (oft erkennbar an gelangweilten Gesichtern oder empörten “Nicht schon wieder!”-Rufen), dann muss der SL wohl handeln. Zu früh darf das nicht passieren, um die Spaßquelle nicht ruinieren – zu spät nicht, um nicht Langeweile und festgefahrene Strukturen entstehen zu lassen.

Problem: Spotlighthogging

Schneiden! Orientiere dich an Filmen – lass den Konflikt entstehen, aber rechne nicht damit, dass es zu einer Lösung kommt. Schneide also zackig wieder aus der Szene raus, wenn der Konflikt für alle beteiligten Erkennbar wurde. Wie auch im Kampf – die anderen sind dann auch mal wieder dran!

Problem: Ausbremsen

Der Charakterplot zwischen Dieb und Paladin bremst also mal wieder die Planung aus. Was tun? Send in the Ninjas. Ein Angriff während der Planung löst alle Probleme? Nein, aber unterbricht den Konflikt und strukturiert ihn. Hier gilt es aber aufzupassen, dass die Ninjas nicht immer den gleichen der beiden Streithähne bevorzugen. Schwergerüstete Stadtwachen bevorzugen den Paladin, flinke Ninjas den Schurken.

Problem: Kastration von Fähigkeiten

Mir fällt hier keine Lösung ein. Wenn sich die Hexe zurückhält und nicht zaubert, weil das Verstecken ihrer Fähigkeiten zu ihrem Charakterplot gehört – dann wird sie aus Sicht eines Gamisten zum Dekoobjekt. Mehr Spotlight für die Kämpfer wird der Charakterplotspieler dann eben anderswo wieder ausgleichen – darauf ist schon Verlass.

Problem: Wiederholung

Wenn die Wiederholung anfängt aufzufallen (oder schon nervt), dann ist es die Aufgabe, den Plot weiterzubringen. Ich empfehle, dies offen anzusprechen und die Spieler zur Kooperation zu verpflichten, evtl. geht es aber auch ohne deren Einbindung auf der Metaebene. Der Konflikt muss also jetzt so gestaltet werden, dass er sich zuspitzt und gelöst werden muss. Der eitle Elf muss den Zwerg um eine Locke von dessen Bart bitten, um ein Problem zu lösen. Der Paladin kann ein großes Übel nur verhindern, wenn er durch den Schurken unterstützt wird, der Dämon wird den Priester vernichten, wenn die Hexe ihn nicht mit einem Zauber rettet. Mach eine ganze Spielsitzung draus und lass die Beiden das episch ausspielen – und es besteht Einigkeit am Tisch, dass sie ihren Konflikt nun auf ganz neue Beine stellen müssen. Kooperativer muss es als Ergebnis werden, darauf solltest du bestehen – schon zur Lösung der ersten drei genannten Probleme.

Nicht so gut geklappt…

Nicht am Spieltisch ausprobiert, aber im Gespräch durchdacht habe ich, den blockierenden Konflikt einfach durch Schneidetechnik zu umgehen. Und das geht so: Paladin und Schurke zicken mal wieder, es geht nicht weiter. Der SL springt über alle Wachen, Fallen etc hinweg und stellt die Gruppe vor dem bösen Endgegner auf – und gibt den Spielern der Streithähne auf, bis zum nächsten Mal zu erklären, wie sie sich geeinigt haben. Von der Charakterplot-Spielerin wurde dieses Vorgehen vehement abgelehnt – vermutlich zu Recht. Damit hätte ich ihr das Ziel des Charakterplotspielers weggenommen. Und damit meine ich nicht, dass Spotlight, dass ihr der Konflikt bringt – sondern die eigentlich erstrebte Katharsis, die Auflösung des Konfliktes, die natürlich ausgespielt werden soll. “Schließlich ist nur das Ausspielen mit den anderen Spielern echtes Rollenspiel”.

Ich freu mich über eure Erfahrungen mit dem Thema.