Failing, but not forward. Just a FAIL

Dieses Blog trägt ja sehr bewusst einen höchst arroganten, geradezu missionarischen Titel: Richtig Spielleiten! impliziert für den ein oder anderen, dass er falsch spielleitet. Die Kritik am Namen ist inzwischen verstummt, wohl auch weil Jörg nicht mehr postet und ich viel zu abwägend bin. Daher, um euer Blut ins Wallen zu bringen:

Du leitest falsch.

Ich bin also heute in einer trolligen Stimmung. Und das liegt an halb verstandenen Fachbegriffen. Mein Liebling ist ja „Bringschuld“, aber auf Politiker schimpfen ist so mainstream. Wisst ihr, was noch viel schlimmer ist? Halb verstandene Rollenspiel-Fachtermini. Ja, ich gucke dich an, Lustiges Rollenspiel. So sehr ich deine Zeichnungen schätze, aber das hier geht ja mal gar nicht:

Ich kann einen Kampf ausspielen oder die Fähigkeiten des Charakters nutzen, am Ende wird der Ausgang aber nur erzählerische Konsequenzen haben. Die Geschichte wird ihren planmäßigen Verlauf mittels Failing-Forward auf jeden Fall wie vorherbestimmt fortsetzen.
Lustiges Rollenspiel

Alter! Failing-Forward hat NICHTS mit planmäßigen Verlauf zu tun! Und das gilt auch für dich, lieber Jens!

Okay, was ist Failing Forward dann? Es handelt sich um einen (m.E. nicht sehr gelungenen Begriff) für die Idee, dass ein Misserfolg (der Probe, nicht der Handlung) stets interessante Konsequenzen haben sollte; entstanden aus dem Anfängerfehler, eine Probe zu verlangen und dann mit dem Scheitern nicht umgehen zu können. Abgrenzung des Begriffs: Patzer, Erfolg mit Haken. Also, was heißt das jetzt für Lustiges Rollenspiel? Wenn Failing forward zum Einsatz kommt, gibt es noch Misserfolge (die für ein herausforderungsorientiertes Spiel ja wichtig sind). Puh!

Beispiel: Du willst eine steile Bergwand hochklettern.

Das kann klappen, oder auch nicht. Wenn es kappt, super. Was aber wenn nicht?

Du kannst zum Spieler sagen:

  1. „Klappt nicht.“ „Ich probiere es nochmal!“ „Okay.“
  2. „Klappt nicht. Du bist nicht geübt genug, diese Wand zu bezwingen.“
  3. „Du steigst langsam hoch, als sich unter dir ein Stein löst und lautstark eine kleine Lawine löst. Der Lärm lockt Orks an, die später während deiner Nachtruhe aus einer Geheimtür ganz in deiner Nähe aus dem Berg kommen. Was tust du?“
  4. „Du hängst mit einer Hand an einer nicht sehr stabil aussehenden Baumwurzel, als unter dir der Berg wegbricht. Weiter geht es nur, wenn du dein Gepäck abwirfst.“
  5. „Du fällst 1w20m den Berg herunter und nimmst Fallschaden nach den Regeln.“

Failing Forward ist Nummer drei, Erfolg mit Haken die 4, Patzer die 5. Langweilig (weil man es einfach noch mal versuchen kann) die 1. Und die Nummer 2 lässt eben die Frage offen, was man jetzt tut.

Warum ist failing forward jetzt so eine hilfreiche Technik? Im Ergebnis wollen wir das Hindernis Berg irgendwie aus dem Weg haben, denn der Rest des Abenteuers ist wohl auf der anderen Seite. Und als Gandalf daran scheitert, den Pass am Caradhras zu nehmen, muss er in die Minen von Moria. Das wollte er aber gerade vermeiden – es IST DIE INTERESSANTE FOLGE SEINES SCHEITERNS. Er scheiterte – vorwärts in das Abenteuer.

Übung für Fortgeschrittene: Hier ist ein Move aus Monster of the Week. Failing Forward oder Erfolg mit Haken?

Help Out
When you help another hunter, roll +Cool.
On a 10+, your help grants them +1 to their roll.
On a 7-9, your help grants them +1 to their roll, but you also expose yourself to trouble or danger.

Man würfelt 2w6+Cool, Cool kann Werte zwischen -1 und +3 annehmen.

Mein erstes Mal auf der Dreieich

Dreieich Con

Dreieich Con

Dreieich liegt bei Frankfurt am Main.

Das ist für jemand der aus Hamburg losfährt gefühlt sehr knapp vor der Nordgrenze Italiens. Und das ist einer der Gründe, warum ich in den letzten 26 Jahren noch nie auf einem DreieichCon war: Sehr zu meinem Bedauern, wie ich sagen muss.

Die DreieichCon-Orga, vertreten durch Christian, war ausgesprochen überzeugend bei der Einladung, und so sind wir dann nach Dreieich gereist. Was man auf der DreieichCon so zu sehen bekommt, zeigt der Tumblr von Roger Murmann. Ich habe aber keine Idee, wie man die Bilder legal nutzt, um Werbung für den DreieichCon zu machen, da jedenfalls das Herunterladen der Bilder verboten ist. Und der Teilen-Button hilft nur bei Social Media…

Anyways: Was macht die Dreieich aus, und was unterscheidet sich zum Beispiel vom Feencon, der etwa gleich groß ist, oder vom deutlich größeren Nordcon? Die Location ist ziemlich gut für einen Con geeignet, zahllose Räumlichkeiten und die gesamte Stadtbibliothek geben reichlich Gelegenheit zum Spielen. Allerdings ist der Con auch schon ziemlich an der Belastungsgrenze: Es gibt auch viele Räume, in denen Tisch an Tisch steht und der Lärmpegel eher belastend ist. Aber so allerhand ist einzigartig: Zum Beispiel das ab 16:00 Uhr geöffnete Cafe, in dem die anwesenden Promis (also Autoren, Diskussionsteilnehmer, Workshop-Vortragende, etc) nach ihrer Veranstaltung jeweils noch eine Stunde bei Kaffee und Kuchen zur Verfügung standen, um zu plaudern, signieren und Fragen zu beantworten. Das war eine höchst gelungene Idee, und der erste Kaffee/Latte war auch noch umsonst und der Kuchen lecker. Ebenfalls hat mir gut gefallen, dass die gesamte Orga entspannt und gut vorbereitet wirkte, alles klappte (aus Besuchersicht) wie am Schnürchen, und Christian hatte mitten im Getümmel Zeit für einen längeren Plausch: Der muss ein tolles Team haben.

Workshop, Workshop, da war doch noch was: Ich habe mir zum ersten Mal in meinem Leben einen Verlagsworkshop angesehen, konkret Uli und Ömel bei der Vorstellung des Splittermond-Produkthorizonts. Das hat mich mit Splittermond endlich versöhnt: In meiner aller aller ersten Splittermond-Runde (das war ein früher Alpha-Test, bei dem es noch keine Magieregeln gab – die wurden erst am Nachmittag des selben Tages freigegeben) wollte ich (bei völliger Settingunkenntnis, damals hatten wir ja noch nichts) einen Gnom spielen, der eine Reitwespe nutzt. Das ging nicht. Jetzt, wo der Bestienmeister-Band erscheint, geht das endlich, hat Uli gesagt. Nimm das, Chris Gosse. IN YOUR FACE! Wespenreitende Gnome sind awesome!

Quendan und Vash auf der Dreieich

Quendan und Vash auf der Dreieich

Und Uli in Persona zu treffen ist ein Vergnügen, dass man viel zu selten hat. Das dachte sich auch Vash, der die Tanelorn-Sammlung organisiert hatte, die hier feierlich übergeben wurde. Von soviel Wohltätigkeit übermannt habe ich schnell ein Foto gemacht.

Ansonsten ist es mir gelungen, endlich mal mit den Voigts zu sprechen – den legendären Fate-Evangelisten des tiefen Westens. Die sich als ausgesprochen unpastoral, nett und lustig erwiesen und jetzt mal zum spielen gehijackt werden müssen, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Ich bin ja nicht gerade mit Leuten gesegnet, die Fate für mich leiten würden, muss ich sagen (vermutlich weil ich ein anstrengender und nerviger Spieler bin, aber hey, das wissen die ja nicht :) )- da wären die Vögte hoch willkommen.

Außerdem bin ich jetzt endlich stolzer Eigentümer eines Private Eye-GRWs. Der Kauf war für mich ein schwere Geburt, vermutlich aus Snobismus. Soweit ich es beurteilen konnte, war PE (anders als z.B. Gumshoe) kein System, welches besondere mechanische Komponenten hat, um einen Kriminalfall bespielen zu können – es handelt sich eher um ein klassisches Mainstream-Produkt, dass nur auf ein Setting in der Sherlock-Holmes-Ära angepasst wurde. Und was bitte möchte ICH mit einem Mainstream-System? Aber gerade die Anpassungsleistung auf die Zeit von Sherlock ist inzwischen (wir sprechen von der 5. Auflage) wirklich gut – ich denke, die Lektüre der Settingteile wird sich sehr lohnen. Zudem hat mir „Die sieben Abschiedsbriefe des Mr. Pomeroy“ gut gefallen.

Dann war da noch die Sache mit der Jules Verne-Kopie, äh legendären Phileasson-Kampagne. Ja, selbst ich habe mal DSA gespielt, und exakt diese Kampagne damals  geleitet. Heute erinnert sich Kampagnenautor Bernhard Hennen (inzwischen ein bekannter Autor von Fantasy-Bestsellern wie „Die Elfen“) an diese Zeit und widmet dem ganzen einen Romanzyklus, den er zusammen mit Robert Corvus verfasst. Die Hardcore-DSA-Nerds aus Dreieich haben dazu ein interessantes Panel gehabt, bei dem auch die DSA-Größen Lena Falkenhagen und Tom Finn sowie die aktuelle DSA-Chefin Eevie Demirtel und Dominic Hladek teilgenommen haben. Lena und Tom haben die Simyala-Triologie geschrieben, die Bernhards Elfenideen aufgegriffen hat und von Dominic stammt ein aktuelles Abenteuer zu den Dunkelelfen, das sich auf die gleichen Wurzeln bezieht. Moderiert von DSA-Oberfanboy Christian de Ahna, dem es gelang, diesen sehr unterschiedlichen Generationen von DSA-Machern spannendes zu entlocken: Ein Highlight für mich, obwohl ich kein großer DSA-Fan bin. Alleine der Blick in die Genese unseres Hobbies war den Trip schon wert.

Es war also ein lohnender und ereignisreicher Con, auch wenn ich nicht gespielt habe – eine klare Empfehlung!

 

Auf zur Dreieich!

Dreieich Con

Dreieich Con – Westwärts ho!

Am 19./20. November ist der Dreieich-Con im tiefen Westen, in Dreieich eben. Was wohl bei Frankfurt/Main liegt. Weiß ich aber nicht so genau, ich war noch nie da. Glaube ich, denn Mitte der 90er war ich auf ein paar Frankfurter Cons, die aber damals noch anders geheißen haben: Fron ’93 und Eurocon ’96 lassen sich rekonstruieren, aber wo genau die in und bei Frankfurt stattgefunden haben, weiß ich nicht mehr.

Warum Dreieich? Zum einen, weil der Dreieich Con viel gelobt wird und sich mit seiner zeitlichen Positionierung zum Ende der Con-Saison ganz clever aufgestellt hat. Aber auch, weil viele Freunde da sein werden – ganz viele davon auf dem Podium.  Und dann sind da die Vogts (die ohne i), die mit Eis & Dampf etwas geschafft haben, was ich nur angedacht habe: Ein Steampunk-Setting für Fate. Solche Leute nicht zu kennen, das gefällt mir nicht. Außerdem scheinen sie ja auch noch ganz bezaubernde Menschen zu sein…

Und wenn das noch alles kein Grund wäre: Der Sieger des diesjährigen Rollenspielcelebrity-Deathmatches hält einen Workshop zum Thema „Die, die, die, my darling! – Schöner sterben im Rollenspiel“. Wie könnte man das verpassen?

Insgesamt klingt das wie ein Wochenende, dass die lange Anreise lohnt. Ich freue mich schon drauf!