Frisch aus dem Grab: Die schwangere Braut

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Karneval der Rollenspielblogs

Die schwangere Braut ist tot. Aber sie ist nicht von uns gegangen.

Sie erscheint als sehr schöne junge Frau, Ende 20, dunkles lockiges Haar, große, schlanke Gestalt. Sie zwar sehr schön, aber nicht übernatürlich so – kein Ergebnis von Photoshopping! Frauen wie sie kann man mit etwas Glück auf der Straße treffen. Sie ist erkennbar schwanger, der Bauch wölbt sich schon; sie ist ohne Zweifel als Schwanger erkennbar. Gekleidet ist ist sie in ein mädchenhaft geschnittenes Leinenkleid, das über dem gewölbten Bauch geschnürt ist. An den Füßen trägt sie Chucks. Das Makeup um ihre Augen ist von den Tränen verlaufen.

Sie tötet andere schwangere Frauen und deren ungeborene Babies.

Hintergrund:

Susanne Lenz war glücklich (es mag in den späten 8oern gewesen sein), verliebt, verlobt, schwanger. Sogar die Eltern mochten ihren Verlobten Markus! Das sie bald Hiller heißen würde – damit hatte sie sich angefreundet. An diesem strahlend schönen Tag wollte sie mit Markus den Ehering aussuchen gehen. Da der Bauch sie schon etwas behinderte (und ihr Kreislauf auch manchmal Schwierigkeiten machte), gönnte man sich ausnahmsweise ein Taxi.

In dem Taxi fand Markus den Tod. Die Polizeiakten von dem Unfall zeigen, dass der Taxifahrer Martin Schneider ziemlich viel XTC im Blut hatte. Aber war das die Ursache? Er versuchte Peter Friedrich auszuweichen, der mit seiner Ducati viel zu schnell und auf der Gegenfahrbahn auf das Taxi zuraste. Peter war sofort tot. Der Taxifahrer Schneider wurde von seinem Airbag gerettet. Er erhielt ein halbjähriges Fahrverbot und ist inzwischen längst wieder als Taxifahrer unterwegs. Markus Hiller, Susannes Verlobter, wurde bei dem Aufprall die Spitze des übergroßen Regenschirms ins Auge gerammt, den er – gefüllt mit Konfetti – mitgebracht hatte, um Susanne beim Verlassen des Juweliers zu überraschen. Er starb noch am Unfallort. Susannes Wehen setzten ein, als der Notarzt eintraf. Zu früh. Sie starb im Krankenhaus am mit der Fehlgeburt verbundenen Blutverlust.

Was aus den Polizeiakten nicht hervorgeht: Peter Friedrich war auf der Flucht vor den Motordevils, der lokalen Bikergang. Friedrich hatte sich in eine Prostituierte verliebt und wollte sie „freikaufen“. Bei den Preisverhandlungen kam es zum Streit und Peter Friedrich erklärte, dann eben mit ihr fliehen zu wollen. Er war auf dem Weg zu ihr.

Susanne manifestiert sich als Geist. Sie kann nur an den drei schicksalhaften Orten (jeweils aber einschließlich einiger Kilometer Umkreis) erscheinen: Unfallort, ihre eigene Wohnung und das Krankenhaus in dem sie stirbt. Ihre Opfer sind kalt, so kalt, dass die Tränenflüssigkeit friert. Sie haben einen von ihnen aufgerissenen Bauch – Susanne greift durch den Körper der Mutter nach dem Baby und reißt es aus der Mutter heraus.

Werte (für Dresden Files)

Konzept: Geist einer Fastmutter

Andere Aspekte: kalter Griff, ich kann schon zwei Kinderlieder, traurige Gestalt, so ein süßes Baby!

Conviction: Great (+4)
Fists: Good (+3)
Presence: Great (+4)
Intimidate: Good (+3)

(sonst kann ein Wert von 0 angenommen werden, +2, wenn es mit Babies zu tun hat)

Demesne [-1]
Spirit Form (Poltergeist) [-5]
Supernatural Strength [-4]
Physical Immunity [-8]
The Catch [+2]: Babysachen. Leider sind die regelmäßig so weich und ohne scharfe Kanten, dass sie als Waffe:-1 gelten. Ansonsten kann sie noch von Waffen verwundet werden, die extra geschaffen wurden, um Geistern schaden zu können. Besonders gut würde z.B. Ghost Dust wirken, in den zu Staub gemahlenes Babyspielzeug gemischt wurde.

Stress: Mental OOOO Physical OO Social OOOO

Hinweis: Eine harte Nuss, da sie immun gegen körperliche Angriffe ist. Wenn man sie nicht auf eine Weise angreift, die den Catch bedient, kann man ihr nicht wehtun – umgekehrt gilt das aber keineswegs! Statt einer körperlichen Auseinandersetzung kann man aber natürlich versuchen, ihr zur letzten Ruhe zu verhelfen – indem man Schuldige findet und eine Verurteilung erreicht.

Dieser Beitrag ist von Blechpirat der Mörderische und wurde für den Oktoberkarneval der Rollenspielblogs (From the Grave)  geschrieben. Wenn du mitmachen möchtest, findest du hier alle nötigen Hinweise.

Jetzt wissen wir es: Spaßquellen im Rollenspiel

Erstaunliche 15 Beiträge hat der von mir organisierte Karneval der Rollenspielblogs im September 2012: Spaßquellen im Rollenspiel hervorgebracht. Da bin ich ein bisschen Stolz drauf, denn das Thema hätte auch ziemlich untergehen können. Allerdings hab ich persönlich gar nicht so viel geleistet, die Arbeit lag bei den Bloggern.

Die Ultimative Antwort auf die Frage, was eine Spaßquelle im Rollenspiel denn nun ist, hat übrigens blut_und_glas gefunden:

Die Spaßquelle ist eine Felsspalte, aus ihr sprudeln beständig kleine, zu allerlei Schabernack aufgelegte Wasserelementarwesen hervor, die die Gegend um die Quelle unsicher machen.

Es gab aber auch reichlich ernste Beiträge, die über das Thema z.T. vertieft nachgedacht haben. Und sowohl die gewählten Themen als auch die Beiträge selbst zeigen, aus welch unglaublich vielfältigen und unterschiedlichen Gründen wir spielen. Und das es ein fast unverständliches Wunder ist, dass es uns allen Spaß macht, obwohl wir so viele unterschiedliche Dinge lieben und doch am selben Tisch gemeinsam amüsieren.

Ganz offensichtlich ist Falk von hoch ist gut an die Sache herangegangen und hat sich den Spass an Regeln vorgeknöpft. Er ist der Ansicht, dass Regeln die Spieler begrenzen sollen (und damit vermutlich ziemlich alleine in der Szene – ich persönlich empfinde Regeln als definierten Freiheitsraum, in den der SL nicht eingreifen darf) und grenzt Regeln von Richtlinien (Handlungsvorschlägen) ab. Wenn Regeln nun als Freiheitsraum so toll sind, warum mag ich dann regelleichte Spiele? Wegen der Anwendungsgeschwindigkeit. Dazu hab ich dann auch was geschrieben: Warum nur? Spaß durch Regeln.

Lars Alexander von Mad-Kyndalanth untersucht die Charaktererschaffung als Spaßquelle. Von dem Spieler, der 12 Seiten Hintergrundtext tippt, bis zum Oldschooler, der 3w6 in Reihe würfelt – nicht jede Form macht jedem Spaß. Ich z.B. hab neulich einen Char entworfen und nur gewusst, dass Deadlands gespielt werden würde. Nicht, mit wem, nicht mit welchen anderen PCs, keine Setting oder andere Vorgaben. Kein Spaß, weil ich an nichts anknüpfen konnte. Aber zusammen mit anderen einen Charakter bauen, der zur Spielwelt und Gruppe passt – dass kann mich stundenlang unterhalten!

Eine Vorstellung des Rollenspiels Toon – Albern sein macht Spaß von Spiele im Kopf ist auch noch mal eine Variante, etwas zum Thema zu schreiben, an die ich in meinem Opener nicht gedacht habe. Ich hab ja mit albernen Rollenspielen eigentlich Probleme, aber Toon würde ich SOFORT ausprobieren. Das mit dem „albern mag ich nicht“ stört auch den Teilzeitheld Henning. In „Silly“-Runden, und wie man sie verhindert schildert er seine Erfahrung damit. Ich hoffte beim Artikel allerdings auf Tipps, wie man alberne Runden gar nicht erst entstehen lässt oder wieder „ernst und sachlich“ werden lässt; Henning hat aber eigentlich vor allem abgegrenzt, welche Formen von Humor es gibt und Rollenspiele genannt, die diesen Humor bedienen.

Clawdeen stellt völlig überrascht fest: Werwölfe fliegen keine Raumschiffe. Großartiger Titel, übrigens! Eigentlich befasst sich Clawdeen mit einem Problem, dass ich nicht hab: Sie kann nicht mal eben das Genre wechseln. Hat sie eben noch SciFi gemacht, kann sich nicht zur Vampire-Runde gehen und einfach so umstellen. Ich hingegen kann drei Rollenspielrunden an einem Tag haben – mit gundsätzlich anderen Systemen, Genres und Mitspielern – und finde das toll. Aber hey, ich glaube sie hat eine ganz andere Spaßquelle im Rollenspiel gefunden als ich (höhö, Pun intended).

Der Narr hingegen spricht mir aus der Seele: Spaß am Spiel mit Player Empowerment ist gerade dann toll, wenn man SL ist. Ohne PE zu leiten artet schnell in Arbeit aus… und macht mir weniger Spaß. Als SL am Anfang einen Stein ins Wasser zu werfen und dann die Welle der unglaublich großartigen Ideen zu reiten, die meine Spieler haben – und dann die so entstehenden losen Fäden wieder aufgreifen, ziehen, Spieler pieksen, Welle reiten, Storytwist, Finale, Fertig, Durchatmen! So macht leiten Spaß!!! (Und Vorbereiten kann man die Spielrunde in 5 Minuten). Das findet auch die total süße Möwe mit dem komischen Deichbewohner.

Blut_und_glas fand das Thema doof: Karneval hat auch schon mal mehr Spaß gemacht – ein Editorial. Zugegeben, wenn man immer etwas schreiben will, dass dann am Spieltisch verwendbar ist, ist mein Thema auch doof. Aber hey, Yennico (der ANDERE große Verehrer von Cyberpunk2020 in der deutschen Szene – schöne Grüße) hat sich des Themas dann im gleichen Blog noch mal angenommen und seine Co-Autoren danach gefragt, was eine Spaßquelle sein könnte. Meine Lieblingsantwort habt ihr ja schon als Zitat am Anfang des Artikels gelesen…

Der Begriff „Barbiespiel“ war m.E. der meistdiskutierte in den letzen 12 Monaten. Hier hatte Kriegsklinge einen bisher noch nicht beschriebenen Spielertyp definiert (und auch eine Spaßquelle, denn wir sind ALLE ein bisschen Barbiespieler). Clawdeen offenbar nicht nur ein bisschen ;), sie outet sich im Rahmen des Karnevals: Spaßquelle Barbie-Spiel. Und damit kann sie auch gleich mal in die Vollen gehen und richtig spannendes und wichtiges dazu schreiben, wie man mit Barbiespielbedürfnissen umgeht, wie man sie in die Gruppe integriert, was sie vom SL wollen, etc. Der Artikel war einer meiner Highlights, auch wenn Clawdeen in geradezu zornhauschen Dimensionen schreibt und meine Fähigkeit, lange Texte auf dem Bildschirm zu lesen, testet.

Kurz und knackig dagegen Philipp: Die dunkle Seite des Spaßes. Wer hier aber Kniffe erwartet, wie man Spieler tyrannisiert, liegt falsch. Er schreibt über seine Lust, in Rollenspielen improvisierend zu dürfen (und guckt gleich mal rüber zum Larp). Das ein solcher Blick über den Tellerrand durchaus spaßfördernd sein kann, findet Clawdeen (das ist schon der dritte Artikel von ihr zu diesem Karneval! Gratuliere!) auch. Und kommt dann auch noch zu dem aus SL-Sicht unglaublich wünschenswerten Fazit, dass man den Spielspaß der anderen am Tisch unbedingt fördern sollte, auch wenn man ihre Spaßquelle nicht teilt. Amen.

Damit Clawdeen aber bei diesem Karneval nicht die einzige weibliche Stimme bleiben muss, finden sich auf Xeledons Spottgesang gleich zwei Damen ein: Curima und Wölkchen. Da die beiden meine heiligsten und liebsten Vorurteile über weibliche Rollenspieler (Ich liebe triviale Szenen und Kämpfe sind doof) bedienen, gibt’s hier Beifall aus der Chauvi-Ecke. Und ich dachte schon, solche Spielerinnen gehörten in das Reich der Legende. Denn meineSpielerinnen sind alle echte Arschtreterinnen und können dafür meinem geschätzten Co-Autor Jörg in Sachen Diva und Dramaqueen nicht das Wasser reichen. Da kann man schon daran zweifeln, dass andere Spielerinnen auch anders ein können.

Fazit

Ein toller und gelungener Karneval. Ich bin sicher, dass wir noch lange nicht alle Quellen des Spaßes gefunden haben, aber zwei Dinge scheinen besonders große Spaßquellen zu sein: Charakter einzeln (beim Bau und Barbiespiel) und das Zusammenspiel mit anderen (z.B. in Form von Playerempowerment).

Von Blechpirat der Mörderische.