Rezension: Dungeons & Workouts

Ja, in den Dungeon zu gehen ist schon anstrengend. Schwert, Rüstung, 10ft.-Pole und Fackeln reinschleppen, das ganze Gekämpfe, Schatz wieder rausschleppen… zum Glück passiert das nur im Spiel, während man schon mal leckere Chips knuspert, weil der Pizzalieferdienst wieder trödelt.

Clap your hands, if you can…

Bis man dann irgendwann den T.Rex gibt und mit den Stummelärmchen nicht mehr an die Chipstüte kommt, weil der riesige Bauch im Weg ist. Und solange Seifenkisten-Gnillefitz mit seinem ultimativen Nerd-Rezeptbuch „Dann friss halt nicht so viel, du fette Qualle!“ noch nicht auf dem Markt ist, solange kann man ja eigentlich nichts machen, oder?

Doch: RETTUNG IST NAH!

Die Kollegen von Rocketbeans.TV haben Moritz mal gezeigt, wo der Frosch die Locken hat und ihn einfach überholt. Und statt so ein paar Rezepte mit Aubergine (schüttel) und Zucchini (mehr schüttel!) aneinander zu reihen,  haben sie versucht, Rollenspiel und Fitness intelligent miteinander zu verknüpfen – mit dem hier vorgestellten Buch „Dungeons & Workouts“. Das Buch erzählt eine Geschichte, wie sie auch im Rollenspiel hätte passieren können – aber immer da, wo ihr sonst mit den fettigen Fingern den nutellaverschmierten Würfel verwendet hättet, kommt jetzt Bewegung in die Fettmassen. Durch sportliche Übungen besteht ihr Proben, um in der Geschichte weitermachen zu können. Gamification ist das Schlagwort für Leute, die lieber Denken als Sport treiben – Erfahrungspunkte und Level machen es attraktiver, sich dem lästigen Sport auszusetzen. So geht auch Dungeons & Workouts vor: Hinten im Buch ist (lose, aber eingeklebt! Das geht!) ein Charakterbogen, in dem ihr vermerken könnt, wie ihr hochlevelt. Und, wie MMOs zeigen: Sozialer Druck wirkt. Also gibt es einen Multiplayer-Modus…

Das Buch fängt mit einer kleinen Einführung in die „Regeln“ ein, die euch erlauben, euren Schwierigkeitsgrad zu wählen, in dem wir einfach zählen, wie viele Wiederholungen man von ein paar einfachen Freiübungen so schafft. Im meinem Fall ist das „erbärmlicher Kackn00b“ (im Buch charmant als „Amateur“ bezeichnet). Das heißt, ich halbiere alle im Buch angegebenen Übungen – immer noch schwer genug, wenn wir ehrlich sind. Die Autoren gehen von einer Woche pro Kapitel aus, aber ich habe (nur für euch, ich schwöre) geschummelt und schon mal weiter gelesen. Okay, die Geschichte ist jetzt eher „nett“ und auf ulkig getrimmt. Der Humor ist aventurisch – wer ein bisschen Freude an Slapstick und verballhornten Namen hat, der wird sich hier wiederfinden. Wer bei dem Namen „Kap’n Snöreslecker“ schon schmunzelt, der darf das Buch auch erwerben, wenn er einen BMI im Bereich Anorexie hat. Ansonsten sollte schon auch ein gewisses Interesse am Leibesumfang hinzukommen, denn für ein „Spielbuch“ im Sinne von Fate of Rock o.ä. ist es viel zu einfach gestrickt. Der Name des Endgegners hat aber sogar mich zum Grinsen gebracht, und ich lache NIE.

Die Übungen werden mit einer hübschen Mischung aus Photo und gezeichnetem Hintergrund erklärt.

Zu der Qualität der Übungen und der sinnvollen Kombination kann ich jetzt nicht wirklich was kluges sagen – seien wir ehrlich, dann würde ich vermutlich nicht mit dem Gedanken spielen müssen, diese Übungen jetzt wirklich zu machen. Aber sie sind gut beschrieben und mit Fotos von Leuten bebildert, die die Übung vormachen. Das hinterließ bei mir das Gefühl, diese Übungen nachmachen zu können.

Aber was ich an Zeit gespart habe, indem ich keinen Sport trieb, habe ich in Lektüre investiert. Ich kann also lesen, und was ich las, gefiel mir recht gut. Eine Story, die jetzt nicht grandios ist, aber bei der Stange hält – und es verträgt, wenn man die Stücke im Abstand von mindestens einer Woche liest. Das „Stimmungspapier“, auf das die Texte gedruckt sind, ist nicht immer ideal – manchmal überlagern die Hintergrundelemente die Schrift. Geht aber alles. Zu meinem Ärger findet sich hinten im Buch als eines der wenigen Rezepte übrigens tatsächlich eine Gemüsepfanne mit Vollkornspagetti und Aubergine. Aber das ist vielleicht eine persönliche Vendetta gegen langweiliges Gemüse, und der davor beschriebene Mikrowellen-Tassenkuchen klingt ganz lecker.

Die Grafiken sind mehr als gelungen…

Das Buch selbst passt vom Format und Aussehen her ins Rollenspielregal. Die Aufmachung ist sehr gelungen, die Grafiken gefallen mir. Besonders die 8bit Texte zu Erklärung der Übungen haben ein definitives Bard’s Tale-Feeling hinterlassen, weiß auf blau, C64-like. Das Buch selbst: Vollfarbe, die Hintergründe zeigen an, in welchem Kapitel man gerade ist. Die Schriftgröße ist so gewählt, dass die Zielgruppe sie auch ohne Lesebrille noch entziffern kann, allerdings habe ich nicht verstanden, warum manche Teile des Textes rot hervorgehoben sind.

So, was halten wir jetzt davon? Ich finde es eine sehr nette Idee, die dringend ausprobiert werden muss. Die bloße Lektüre reicht dafür nicht, es muss unbedingt der Gamifizierungsansatz erprobt werden. Dazu muss man natürlich auch versuchen, hochzuleveln… da bin ich sehr gespannt, wie gut das funktioniert. Und freue mich über Rückmeldung, wenn einer von euch (oder gar mehrere im Multiplayer) es versucht haben.

Disclaimer: Das Buch wurde mir vom Verlag zur Rezension kostenlos zur Verfügung gestellt.

Bildnachweis: Die Illustrationen stammen von Alwin Reifschneider mit freundlicher Genehmigung des Meyer & Meyer Verlages.

 

 

Dungeons & Workouts: Vom Lauch mit Bauch zum Held von Welt

Gino SinghHauke GerdesMatthias RalfKai KistenmacherAlwin Reifschneider
Meyer & Meyer Verlag
1. Auflage
978-3-8403-7562-0
22,95 €

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