Gedanken dazu, wie und warum man als SL öfter ja sagen kann und sich von dem ein konditionierten Nein verabschiedet. Ich wollte da eigentlich noch einen Artikel vom Oliof zu verlinken, den finde ich aber nicht mehr.
Punkt 1: Sage Ja zum Spielen und Spaß haben
Ohne Scheiß, das Ja Sagen bereichert dein Spiel. Wenn du deinen Spielern oder Mitspielern entgegen trittst und Ja zu ihren Ideen sagst, dann wird sich das positiv auf dein Spiel und die Gruppe auswirken.
Klingt vielleicht nach total banal, aber tatsächlich ist für viele Spielleiter oder Spieler das Nein in Fleisch und Blut übergegangen, was z.B. wie folgt äußert:
- Sie Hadern mit fast allem, was ihre Spieler/Mitspieler machen.
- Sie glauben daran, das Spieler ihre Mühe nicht ausreichend wertschätzen.
- Sie verweisen auf andere Spielleiter/Runden, die es (vermeintlich) einfacher und schöner haben. Besonders welche aus dem Intzernt!!
- Pech haben sie sowieso.
Ihr seht wohl schon, worauf ich hinnaus will, denn das Nein beim Leiten erzeugt oft Frust. Es sorgt für ein Ankämpfen gegen diesen Frust, ohne dass sich dabei wirklich etwas ändert, denn die vom SL und den Spielern investierte Energie verpufft, weil das Wort nein ihnen immer wieder die Selbige raubt.
Wenn der SL und die Spieler immer wieder Nein zueinander sagen, dann ist es wie mit einem Wagen den alle in eine bestimmte Richtung ziehen wollen. Das Nein steht für ein Festhalten oder gar ein Ziehen in eine andere Richtung als die Anderen.
Neben dem Ja ist es also wichtig, das sich der SL und die Spieler vor der Runde darüber unterhalten, in welche Richtung es gehen soll, wenn es vorher Probleme damit gab.
Ein Ja zum Mitspieler oder SL ermöglicht es uns, z.B. Rückschläge im Spiel nicht persönlich zu nehmen, sie besser zu verarbeiten oder zu verhindern. Ein Ja zum Mitspieler schafft eine positive Grundstimmung in der Runde, die bei Konflikten eine gewisse Schärfe aus dem Spiel oder lässt sie gar nicht erst entstehen.
Und wie erreiche ich ein Ja zum Mitspieler?
Das Blöde ist, das Ja zum und vom Mitspieler muss sich jeder selber erarbeiten:
- Mach dir als Spieler oder SL klar, dass Du nicht unendlich viel Zeit hast – Vielleicht wird dir dann bewusst, wie wertvoll die Zeit ist, die du mit deiner Gruppe verbringen kannst.
- Lege den Fokus auf Aspekte der Gruppe, die schön sind – Die meisten Runden haben viele gute Seiten, man ignoriert sie bloß recht häufig.
- Sich in Dankbarkeit üben – also das wertzuschätzen, was man hat.
- Überprüfe erst mal ob eine vermeintlich „schlechte“ Sache im Spiel auch negativ ist – Oft bietet ein ungewolltes Ereignis einfach die Chance etwas anders zu machen und aus ihm zu lernen.
- Ein Ja zum Spiel und den Mitspielern beginnt mit dem Ja zu sich selber und erweitert sich durch das Ja zum Mitspieler
Das Ja zu sich selbst
Die wenigsten Spieler sagen Ja zu sich und ihren Wünschen, sie ordnen ihre Wünsche und Gedanken dem vermeintlichen Gruppenwohl unter, obwohl das gar nicht sein muss. Dabei sind sie durch die ständigen Neins aus der Erziehung oder dem Berufsleben versaut, denn der Großteil von uns ist mit dem Nein aufgewachsen:
- „Das machst Du nicht richtig.“
- „Lass das sein.“
- „Das ist böse.“
- „Du solltest besser…machen“
- „Warum machst du nicht…“
- „6 setzen“
- „Guck mal schön wie (Bruder oder Schwester) das macht.“
- Naja, ist übertrieben, aber ich glaube ihr versteht, was ich meine, oder???
Es ist immer leichter gegen etwas zu sein, als für etwas. Das ist aber beim Rollenspiel destruktiv, weil es ein Kreatives Hobby ist und man Kreativität besser auslebt, als sie in Fesseln zu legen. Deshalb müssen wir daran arbeiten unsere Mitspieler zu unterstützen und ihre Ideen mit einem Ja und zusätzlichen Feedback zu unterstützen.
Als Spieler oder SL lernen Ja zu sagen
Ich bin der festen Überzeugung, dass man für ein Ja zu den Mitspielern immer erst einmal auch das Ja zu sich entdecken muss.
- Jeder Spieler ist Einzigartigkeit/Du bist Einzigartig- Das heißt jeder hat einen einen Wert und eine Bedeutung für das Spiel.
- Machen Dir klar, dass Du der wichtigste Mensch in deiner/dieser Kampagne bist Aber dann bin ich doch ein Egoist?! Schwachsinn, denn genau darum nicht. Fakt ist, dass jeder für sich selber der wichtigste Mensch ist: Du verbringst jeden Moment dieser Kampagne mit dir und wenn alle Spaß haben sollen, dann musst Du auch Spaß haben.
- Sieh deine Wünsche als „richtig“ an. – Viele Spieler denken, ihre Wünsche und Gedanken sind“falsch“. „Das was ich mir wünsche funktioniert eh nicht richtig.“ Hier hilft es, sich zu verinnerlichen dass man immer erst einmal aussprechen sollte was man sich denkt und dann einfach das Beste gibt um es anschließend umzusetzen.
- Investiere nicht zuviel. — Jeder investiert in einer guten Runde genau das, was ihm gerade möglich ist. Dauerhaft an sich und der Runde zu arbeiten, ist eine wichtige Sache – das fällt aber mit einem Ja, also einem positiven Umgang miteinander leichter.
- Fokussier dich nicht auf Ihre Schwächen, sondern auf deine Stärken – Alle Spieler oder Menschen haben Schwächen und alle machen Fehler. Der Weg zum guten Miteinander fängt aber immer bei sich selber und mit einem Ja zu den Ideen von sich selber und anderern an.
Wenn man glaubt, dass es nicht klappt, dann kann man sich mal bei anderen Spielleitern umsehen.
Wie sage ich denn eigentlich Ja?
Na am besten mit Freude um den Mitspielern Energie zu schenken. Wenn du mit dem grundsätzlichen Gedanken oder der Handlung nicht zufrieden bist, dann Sage halt:
Ja und zusätzlich… oder Ja, dennoch…. Oder, oder, oder..
Es geht darum die Idee desAnderen aufzugreifen und mit ihr zu arbeiten, statt gegen sie. Deshalb versuche ich auch die Floskel Ja, aber zu vermeiden, da das Aber das vorherige ja leicht entwertet.
Doch das ist eigentlich egal, wenn man sich an das positive Aufgreifen des Ja hält.
Da kannste auch zu x anderen verlinken. Gibt’s ja genug Infos zu, aber trotzdem ist es wichtig.
Aber der Artikel von Oliof war sehr gut.
Wenn du mit dem grundsätzlichen Gedanken oder der Handlung nicht zufrieden bist, dann Sage halt:
Ja und zusätzlich… oder Ja, dennoch…. Oder, oder, oder..
Das Ja-Sagen bei GRUNDSÄTZLICHER Unzufriedenheit und Inakzeptanz von Handlungen oder Entscheidungen anderer ist UNGESUND.
Wer ständig Ja sagt, der VERNEINT dadurch seine eigenen, aufrichtigen Empfindungen!
Wenn mir einer einen Vorschlag oder eine Entscheidung vorsetzt, die mir WIRKLICH gegen jeden Strich geht, dann sage ich das auch. Offen. Klar. Verständlich. Und beginnend mit einem NEIN.
Ich bin nicht der willenlose dienstbeflissene Wunscherfüller meiner Mitspieler, meines Spielleiters bzw. als Spielleiter meiner Spielergruppe. Ich habe auch EIGENE Interessen, EIGENE Vorlieben, EIGENEN Willen!
Und daher ist ein NEIN auch einfach nötig, wenn man unmißverständlich seine Position, seine Interessen, seine Empfindlichkeiten, seine Sicht darlegen möchte.
Ich gehe von einem grundsätzlichen Willen zum Miteinander aus. Aber ein GESUNDES Miteinander kann eben auch KONFLIKTE vertragen! – Und ein Nein ist eine Einleitung für einen Konflikt, ein Anzeichen für eine grundsätzlich konträre Position.
Hier nur ein Kränzchen von lächelnden Ja-Sagern auf allen Seiten des Schirms zu empfehlen, wirkt irgendwie arg „new-age-ig“ konsenspredigend.
Ich habe nirgendwo geschrieben, das Nein nicht benutzt werden darf. Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass man es nicht inflationär benutzen sollte, sondern mit Bedacht.
Nun ja, WEDER Ja, NOCH Nein sollten „inflationär“ benutzt werden.
Ich bin sehr dafür die Dinge beim Namen zu nennen und dann das ANGEMESSENE Wort zu wählen.
Meine Erfahrung ist aber auch dergestalt, daß ich das „inflationäre Nein“ nicht in meinen Runden (als Spieler wie Spielleiter) nicht kenne (wohl aber auf Con-Runden, insbesondere mit DSA-sozialisierten SLs, genauer: „Meistern“, schon desöfteren damit konfrontiert wurde).
Man kann doch nicht nur in Extremen denken! – Nicht nur den Extrem-Nein-Sager kritisieren, nicht nur den Extrem-Ja-Sager als „Best Practice“ darstellen.
Mir wäre mehr die ANGEMESSENHEIT in der Kommunikation am Spieltisch ein Anliegen. – Und angemessen bedeutet eben, daß NICHT EIN EINZIGES „einfaches Rezept“ wirklich etwas taugen kann!
Zornhau, es gibt keine Pauschalkonzepte für gutes Rollenspiel.
Alles ist immer situationsbedingt und von bestimmten Faktoren abhängig.
Ich teile Jörg’s Ansicht, dass das „Nein“ dazu neigt, inflationär verwendet zu werden. Aus welchem Grund auch immer. Es kann daher nicht schaden, sich bewusst zu machen, dass jedes „Nein“ etwas zerstört, eine Idee, eine Hoffnung, einen Plan, im schlimmsten Fall (bei zartbesaiteten Spielern) ein Stückchen Selbstwert.
Auch auf die Gefahr, new-age-ig zu klingen (coole Wortschöpfung übrigens): Ablehende Haltungen und Werturteile gibt es in unserer Welt ohnehin schon genug. Die Worte „Nein“ und „aber“ als deren kleine Helfer zu erkennen und mit Bedacht zu verwenden, ist eine gute Sache.
Und JA, Zornhau, du hast recht, „Ja“-Sagen wider innere Neigung bringt nichts, das wäre wirklich reines „Ja-Sager“-tum. Vielmehr sollte man vorher bei sich selbst ansetzen und dort ein innerliches „Ja“ entwickeln. Ich vermute mal, dass es das ist, was Jörg mit „positives Aufgreifen“ gemeint hat.
Schöner Artikel, übrigens!
Danke!
An anderer Stelle hat sich ergeben, dass man das nein auch gerne durch ein „nein, aber“ ersetzen darf um die Kommunikation mit dem Spieler aufrecht zu erhalten.