Jetzt wissen wir es: Spaßquellen im Rollenspiel

Erstaunliche 15 Beiträge hat der von mir organisierte Karneval der Rollenspielblogs im September 2012: Spaßquellen im Rollenspiel hervorgebracht. Da bin ich ein bisschen Stolz drauf, denn das Thema hätte auch ziemlich untergehen können. Allerdings hab ich persönlich gar nicht so viel geleistet, die Arbeit lag bei den Bloggern.

Die Ultimative Antwort auf die Frage, was eine Spaßquelle im Rollenspiel denn nun ist, hat übrigens blut_und_glas gefunden:

Die Spaßquelle ist eine Felsspalte, aus ihr sprudeln beständig kleine, zu allerlei Schabernack aufgelegte Wasserelementarwesen hervor, die die Gegend um die Quelle unsicher machen.

Es gab aber auch reichlich ernste Beiträge, die über das Thema z.T. vertieft nachgedacht haben. Und sowohl die gewählten Themen als auch die Beiträge selbst zeigen, aus welch unglaublich vielfältigen und unterschiedlichen Gründen wir spielen. Und das es ein fast unverständliches Wunder ist, dass es uns allen Spaß macht, obwohl wir so viele unterschiedliche Dinge lieben und doch am selben Tisch gemeinsam amüsieren.

Ganz offensichtlich ist Falk von hoch ist gut an die Sache herangegangen und hat sich den Spass an Regeln vorgeknöpft. Er ist der Ansicht, dass Regeln die Spieler begrenzen sollen (und damit vermutlich ziemlich alleine in der Szene – ich persönlich empfinde Regeln als definierten Freiheitsraum, in den der SL nicht eingreifen darf) und grenzt Regeln von Richtlinien (Handlungsvorschlägen) ab. Wenn Regeln nun als Freiheitsraum so toll sind, warum mag ich dann regelleichte Spiele? Wegen der Anwendungsgeschwindigkeit. Dazu hab ich dann auch was geschrieben: Warum nur? Spaß durch Regeln.

Lars Alexander von Mad-Kyndalanth untersucht die Charaktererschaffung als Spaßquelle. Von dem Spieler, der 12 Seiten Hintergrundtext tippt, bis zum Oldschooler, der 3w6 in Reihe würfelt – nicht jede Form macht jedem Spaß. Ich z.B. hab neulich einen Char entworfen und nur gewusst, dass Deadlands gespielt werden würde. Nicht, mit wem, nicht mit welchen anderen PCs, keine Setting oder andere Vorgaben. Kein Spaß, weil ich an nichts anknüpfen konnte. Aber zusammen mit anderen einen Charakter bauen, der zur Spielwelt und Gruppe passt – dass kann mich stundenlang unterhalten!

Eine Vorstellung des Rollenspiels Toon – Albern sein macht Spaß von Spiele im Kopf ist auch noch mal eine Variante, etwas zum Thema zu schreiben, an die ich in meinem Opener nicht gedacht habe. Ich hab ja mit albernen Rollenspielen eigentlich Probleme, aber Toon würde ich SOFORT ausprobieren. Das mit dem „albern mag ich nicht“ stört auch den Teilzeitheld Henning. In „Silly“-Runden, und wie man sie verhindert schildert er seine Erfahrung damit. Ich hoffte beim Artikel allerdings auf Tipps, wie man alberne Runden gar nicht erst entstehen lässt oder wieder „ernst und sachlich“ werden lässt; Henning hat aber eigentlich vor allem abgegrenzt, welche Formen von Humor es gibt und Rollenspiele genannt, die diesen Humor bedienen.

Clawdeen stellt völlig überrascht fest: Werwölfe fliegen keine Raumschiffe. Großartiger Titel, übrigens! Eigentlich befasst sich Clawdeen mit einem Problem, dass ich nicht hab: Sie kann nicht mal eben das Genre wechseln. Hat sie eben noch SciFi gemacht, kann sich nicht zur Vampire-Runde gehen und einfach so umstellen. Ich hingegen kann drei Rollenspielrunden an einem Tag haben – mit gundsätzlich anderen Systemen, Genres und Mitspielern – und finde das toll. Aber hey, ich glaube sie hat eine ganz andere Spaßquelle im Rollenspiel gefunden als ich (höhö, Pun intended).

Der Narr hingegen spricht mir aus der Seele: Spaß am Spiel mit Player Empowerment ist gerade dann toll, wenn man SL ist. Ohne PE zu leiten artet schnell in Arbeit aus… und macht mir weniger Spaß. Als SL am Anfang einen Stein ins Wasser zu werfen und dann die Welle der unglaublich großartigen Ideen zu reiten, die meine Spieler haben – und dann die so entstehenden losen Fäden wieder aufgreifen, ziehen, Spieler pieksen, Welle reiten, Storytwist, Finale, Fertig, Durchatmen! So macht leiten Spaß!!! (Und Vorbereiten kann man die Spielrunde in 5 Minuten). Das findet auch die total süße Möwe mit dem komischen Deichbewohner.

Blut_und_glas fand das Thema doof: Karneval hat auch schon mal mehr Spaß gemacht – ein Editorial. Zugegeben, wenn man immer etwas schreiben will, dass dann am Spieltisch verwendbar ist, ist mein Thema auch doof. Aber hey, Yennico (der ANDERE große Verehrer von Cyberpunk2020 in der deutschen Szene – schöne Grüße) hat sich des Themas dann im gleichen Blog noch mal angenommen und seine Co-Autoren danach gefragt, was eine Spaßquelle sein könnte. Meine Lieblingsantwort habt ihr ja schon als Zitat am Anfang des Artikels gelesen…

Der Begriff „Barbiespiel“ war m.E. der meistdiskutierte in den letzen 12 Monaten. Hier hatte Kriegsklinge einen bisher noch nicht beschriebenen Spielertyp definiert (und auch eine Spaßquelle, denn wir sind ALLE ein bisschen Barbiespieler). Clawdeen offenbar nicht nur ein bisschen ;), sie outet sich im Rahmen des Karnevals: Spaßquelle Barbie-Spiel. Und damit kann sie auch gleich mal in die Vollen gehen und richtig spannendes und wichtiges dazu schreiben, wie man mit Barbiespielbedürfnissen umgeht, wie man sie in die Gruppe integriert, was sie vom SL wollen, etc. Der Artikel war einer meiner Highlights, auch wenn Clawdeen in geradezu zornhauschen Dimensionen schreibt und meine Fähigkeit, lange Texte auf dem Bildschirm zu lesen, testet.

Kurz und knackig dagegen Philipp: Die dunkle Seite des Spaßes. Wer hier aber Kniffe erwartet, wie man Spieler tyrannisiert, liegt falsch. Er schreibt über seine Lust, in Rollenspielen improvisierend zu dürfen (und guckt gleich mal rüber zum Larp). Das ein solcher Blick über den Tellerrand durchaus spaßfördernd sein kann, findet Clawdeen (das ist schon der dritte Artikel von ihr zu diesem Karneval! Gratuliere!) auch. Und kommt dann auch noch zu dem aus SL-Sicht unglaublich wünschenswerten Fazit, dass man den Spielspaß der anderen am Tisch unbedingt fördern sollte, auch wenn man ihre Spaßquelle nicht teilt. Amen.

Damit Clawdeen aber bei diesem Karneval nicht die einzige weibliche Stimme bleiben muss, finden sich auf Xeledons Spottgesang gleich zwei Damen ein: Curima und Wölkchen. Da die beiden meine heiligsten und liebsten Vorurteile über weibliche Rollenspieler (Ich liebe triviale Szenen und Kämpfe sind doof) bedienen, gibt’s hier Beifall aus der Chauvi-Ecke. Und ich dachte schon, solche Spielerinnen gehörten in das Reich der Legende. Denn meineSpielerinnen sind alle echte Arschtreterinnen und können dafür meinem geschätzten Co-Autor Jörg in Sachen Diva und Dramaqueen nicht das Wasser reichen. Da kann man schon daran zweifeln, dass andere Spielerinnen auch anders ein können.

Fazit

Ein toller und gelungener Karneval. Ich bin sicher, dass wir noch lange nicht alle Quellen des Spaßes gefunden haben, aber zwei Dinge scheinen besonders große Spaßquellen zu sein: Charakter einzeln (beim Bau und Barbiespiel) und das Zusammenspiel mit anderen (z.B. in Form von Playerempowerment).

Von Blechpirat der Mörderische.

2 Gedanken zu „Jetzt wissen wir es: Spaßquellen im Rollenspiel

  1. Hi Blechpirat – freut mich, dass ich deine Vorurteile ein wenig retten konnte :) Danke fürs Organisieren, war ein gutes Thema.

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