Dramatik-Testspiel – Diary. Oder neue Regeln neues Glück

Am Wochenende über Weihnachten hatte ich das Glück eine gepflegte Runde spielen zu können, weil 2 der Mitspieler aus der alljährlichen D&D Runde leider mit Vaterpflichten beschäftigt waren. Dafür hatte der Gastgeber seinen 14 Jährigen Sohn und einen Freund von ihm eingeladen, die der Vater gepflegt als Herr der Ringe süchtig bezeichnet.

Das Ganze ging sehr gepflegt los, denn das Genre war Fantasy und als Welt wurde Mittelerde gewählt. Ausgestattet mit dem mehrfachen Lesen des Herren der Ringe und einer dunklen Erinnerung an das Silmarillion machte ich mich also ans Aufbauen von Bree und lief damit in die klassische Falle eines SL, der sich in der Welt nicht gut genug auskennt. Die neiden jungen Mitspieler konnten nicht nur mit Wissen aus dem Onlinespiel punkten, nein sie hatten das Silmarillion gerade gelesen und sich auch sonst übers Internet klug gemacht.

Die Stadt war schnell bevölkert (22 SLC benannt und den großen Arcana zugeordnet) du es fand sich der eine oder andere Nebencharakter aus dem Herren der Ringe als SLC im Spiel. Mir schwante schon echt böses, denn der Vater und die beiden jungen Spieler haben sich während der ersten Pause in eine lebhafte Diskussion über die verschiednen Zeitalter von Mittelerde verstrickt und ich musste da gleich leiten.

Ich legte also die Vorsehung für das Abenteuer und erhielt ein wirklich gutes Blatt, dass wir gemeinsam interpretierten um die Ausgangssituation für das Abenteuer zu erfahren. Das Ende der Geschichte nahm ich mir alleine vor und schluckte ein wenig, denn ich hatte den Tod als umgekehrte Karte im Spiel liegen.

Also ging es los, wir mampften ordentlich Süßigkeiten und Gebäck, während im Hintergrund leise die Hintergrundmusik zum Onlinerollenspiel dudelte. Die beiden jungen Spieler bewiesen dabei vor allen Dingen eins, was die älteren Mitspieler nicht hatten:

Disziplin

Ganz im Ernst, es ist echt lustig, wenn ein 14 Jähriger seinen Vater anranzt bitte mal ruhig zu sein, wenn er und sein Kumpel mit mir eine Szene ausspielen und der wie ein geschlagener Pudel dreinschaut und nur noch schüchtern sagt: „Ganz die Mamma..“

Hintergrund der Sache war die benötigte Disziplin, wenn man zusammen auf einem TS Server spielt, da muss auch Funk oder Sprachdiziplin herhalten um den Angriff nicht im Chaos enden zu lassen.

Eine knappe Stunde später gingen mir langsam die Narrenpunkte aus und die beiden Junioren bunkerten mit geschickten Ausspielen ihrer Schwächen (ein Danke für den Regellvorschlag an den Horatio) und dem Verzicht auf das Einsetzen ihrer Instinkte Punkte und konnten sich jetzt Karten kaufen, die sie fleißig bunkerten.

Dabei hatten sie die Geschichte geschickt eskaliert und den älteren Spielern ein wenig die Show gestohlen. Doch die Rache des Vaters kam, denn der gute Junge wurde von mir mit seinem Sohn konfrontiert und der Vater schob mir einen Plotpunkt rüber um eben diesen rebellischen Sohn spielen zu können.

Ich lehnte den Plotpunkt generös ab und schnappte mir ein Bier und Popcorn um den beiden beim Schauspiel zu zusehen.

Der Streit zwischen den Beiden nahm sehr schnell Form an und wurde wirklich Laut, nach 3 Minuten hemmungslosen gebrüll stürmte die Mutter ins Wohnzimmer und bat sich mehr Ruhe aus, außerdem würden wir Gäste uns bei Streiterei über Kleinigkeiten sicher nicht wohlfühlen.

Ich musste alle in mir verbliebene Willenskraft aufbringen um nicht den ganzen Mund der mit einem Mix aus Schoko Popcorn und Schoko-Bier gefüllt war nicht über den Tisch zu verteilen. Vater und Sohn lächelten die Mama an und bestätigten, das sie nur in ihren Rollen wären.

Mama rauschte wieder ab, doch die Szene war im Eimer.

Egal, denn der Pappa fing an zu betteln, den Sohnemann weiter spielen zu dürfen und bot dafür neben seinen Plotpunkten auch ein Glas 36 Jahre alten Whisky an.

Aber ich wollte Eisern bleiben, doch der Junior kaufte unterstützt von seinem Kumpel  20 Narrenpunkte 2 Plotpunkte, schob sie zum Vater rüber und wünschte frohe Weihnachten.

Dazu erklärte er mir, das man für 3 Plotpunkte wirklich schwerwiegende Veränderungen im Plot erwirken dürfe und ich damit regeltechnisch ausgetrickst sein.

Es ist echt toll, wenn dir ein 14 Jähriger nicht nur ständig die Welt erklärt, in der Du spielst, sondern auch noch mal die Regeln zu deinem Spiel erklärt.

Die Sache brachte mich aber in Bedrängnis, denn ich hatte als Prüfkarte für den Tod eben jenen SLC gezogen, den der Spieler jetzt gerade übernehmen wollte. Aber Regeln sind Regeln und ich zog mein Ding weiter durch.

Geschätzte 2 Stunden (reale 8.) hatte ich keine Arcana Karten mehr da die Spieler weiter Gas gegeben hatten und ich ohne Narrenpunkte immer Karten verkaufen musste um die Spieler zu bedienen.

Also werde ich die Regel des Arcana Karten Kaufen auf 3 Karten pro Spieler begrenzen. Wenn die Spieler dann neue Karten kaufen, können sie sich aussuchen, welche Karte sie behalten wollen.

Im Finale starb jetzt der Charakter des Vaters der sich fleißig gegen den Tod wehrte aber zusammenbrach, als ich die Karten Tod und die Kontrollkarte seines Charakters hinlegte. Da er nicht genügend Plotpunkte hatte um das Ereignis abzuwenden akzeptierte er den Tode und legte noch eine hinreißende Sterbeszene mit dem Sohnemann hin.

Fazit:

Gute Runde, der Sohn würde auch wieder spielen. Sein Freund nur, wenn man auch würfeln kann. Ich habe zwei bis drei neue Ideen zum Regelwerk , die in Kürze eingebaut sein sollten und hoffe auf den nächsten Schritt in der

2 Gedanken zu „Dramatik-Testspiel – Diary. Oder neue Regeln neues Glück

  1. Gut erzählter Spieltischbericht und eine Beobachtung, die ich nur bestätigen kann. Oft sind es gerade die jüngeren Spieler, die durch Disziplin und Rücksichtnahme überraschen. Ob es wirklich an der von dir aufgeführten Gewöhnung durch TS liegt, oder, was ich vermute, an weniger Sicherheit und mehr Vorfreude darauf, was die anderen Spieler machen kann ich nicht sagen. Mein Eindruck war, dass jüngere Mitspieler mich auch schon vor dem Boom der MMORPG’s teilweise sehr beeindruckt haben. Eventuell liegt es aber auch daran, dass ich von jüngeren Spielern weniger erwartet habe.

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