Bewusste Übertreibungen beim Darstellen von SLC/NSC

Hauptsache ist es, mit seinen SLC erst mal Spaß beim Spielen zu haben!

Es ist ja ein ewiges Thema, das Darstellen von SLC/NSC. Ich bevorzuge die Bezeichnung SLC, weil ich die Charaktere spiele und dabei verflucht noch mal Spaß bei haben will.

Ein Charakter der lieblos oder auf der Meta Ebene gespielt werden soll, macht mich nicht an.

Und das ist wohl auch einer der Bausteine für mein (hoffentlich) gutes Leiten.

Ich lasse es Krachen! Ja, ein SLC kann gar nicht farbig genug dargestellt werden, er existiert in der Fantasie und es fehlt meist das optische Element, oder die darstelleriscge Begabung um ein Gefühl für den Charakter zu vermitteln.

Übertreibungen und Klischees sind also des Spieleiters Freund, wenn es um SLC geht.

Man spielt nicht nur eine alte zahnlose Kräuterhexe und gibt sich Mühe ihre Sprache der Zahnlosigkeit anzupassen. Man bedienst sich zusätzlich auch der Körperhaltung um eine andere Stimme zu erzeugen und gibt ihr weitere Merkmale, die sie überzeichnen. Sie hat Warzen, eine große Nase, dünnes Haar. Ihr Atem stinkt nach Kräutern oder Verwesung und sie ist natürlich an einem der Spieler interessiert, den sie mit anzüglichen Kommentaren und einen Klapps auf den Arsch zu sexuellen Gefälligkeiten locken will.

Verstanden, was ich meine?

Auf diese Weise der gnadenlosen Übertreibung und Überzeichnung entsteht für jeden Spieler ein farbiges Bild im Kopf, dass ihn auf die eine oder andere Weise erschrecken lässt und den Charakter für mehr als nur eine Spielsitzung als Erinnerung festsetzt.

Gerüchten zu Folge soll die Beschreibung und Darstellung einiger meiner Charaktere  Spiele bis in ihre Träume verfolgt haben. (Nicht wahr, Karsten)

Solche Charaktere müssen nicht mächtig sein oder den Spielern Arbeit abnehmen, was ich aufs Schärfste verurteile. Sie sind bei mir One Trick Ponys, die Spaß beim Spiel machen sollen und den Spielern helfen, ein Problem dann selber zu beseitigen. Wenn sie gut sind, werden sie von den Spielern in der Regel selbständig angespielt, falls sie Probleme haben und man kann ihnen im Rahmen der Fertigkeiten des SLC helfen und einfach Spaß beim Spielen haben.

Natürlich kann man auch so einem Charakter Tiefe oder eine Funktion verleihen und mit einer Agenda im Sinne von C-Webs oder R-Maps versehen, doch bei allem was für den Plot oder die Handlungsoptionen wichtig ist, sollte man als SL erst einmal selber Spaß beim Spielen der Rolle haben.

Der Rest kommt im Spiel in der Regeln von alleine.

15 Gedanken zu „Bewusste Übertreibungen beim Darstellen von SLC/NSC

    • Oh und ich dachte dafür war die Kräuterhexe verantwortlich und nicht ich :-).

      Die hieß Servilia…

    • Kannst dich beim Karsten bedanken, der hat mir erst mal erklärt, warum meine SLC so rocken und darauf bestanden, dass ich schreibe wie man es macht.

      Ich hatte das mit dem Überzeichnen nie so wirklich bewusst auf der Reihe und habe die einfach nur so gespielt weil es Spaß machte.

      Wirklich gemerkt, dass es auch anderen Spielern so ging habe ich beim Lesen verschiedener Diarys in denen die Spieler sich immer an bestimmte total überzeichnete SLC erinnerten und von ihnen schwärmten.

      Dabei wechsle ich nach einer Einführung mit der totalen Überzeichnung und Verstellung von Körper plus Sprache in der Regeln auf den normalen Modus.

      Wenn in den Köpfen erst mal ein Bild ist, dann überschreibt das die normale Sprache.

  1. Ich bilde mir zuweilen auch ein, ein guter SL zu sein (und die Spieler, die mir langjährig treu sind, lassen mir diese Einbildung zuweilen recht plausibel erscheinen) und kann die angeführten Punkte nur unterstreichen.

    Ich möchte zudem hinzufügen, dass ein guter NSC den Spielern (auch) vor allem dann im Gedächtnis bleibt, wenn er unterscheidbar ist. Die „Überzeichnung“ ist vor allem dann wichtig, wenn der SL Dialoge darstellt. Nichts ist für den Spieler schwieriger, als wenn er einem Streit dreier Personen folgen will, die er belauscht, wenn sie allesamt mit der selben Stimme, in der selben Tonlage, mit der selben Klangfarbe und im selben Dialekt sprechen – kurz: Nicht unterscheidbar sind.

    Genau dafür sind aber die oben gezeigten „Techniken“ Garant.

    • Jo, wobei ich bei mehreren SLC mit anderen Tricks arbeite um mir die Sache zu vereinfachen, dazu kann ich eigentlich auch mal etwas schreiben.

  2. Also ich habe schon von der schriftlichen Beschreibung eine Gändehaut bekommen und weiß genau wie die Hexe aussieht.

    Sie hätte nur noch einen Hut gebraucht…

    Ich könnte übrigens ein gutes Klischee für den Anführer einer Menschen Gang gebrauchen, den die Leute nur Big Bill nennen.

  3. Das funktioniert nur dann wirklich, wenn du Spaß an überzeichneten Personen hast.

    Wenn deine NSCs aber abseits von Stereotypen eigene Charaktere sind, kannst du ihnen Eigenleben verwehren, wenn du sie zu sehr in die Stereotype Ecke drängst. Und als Spieler bleibt mir ein fader Beigeschmack, wenn ich zu oft hintereinander auf stereotype Charaktere treffe.

    Ein NSC sollte meiner Meinung nach etwas eigenes haben, das ihn von seinem Stereotyp abhebt und in der Vorstellung zu einer echten Person werden lässt. Ein Archetyp gibt die Grundhaltung vor (dann muss ich nicht zu viel beschreiben) aber die Abweichungen von dem Archetyp machen den NSC erst eigenständig.

    Sonst ist die dritte Hexe eben nur “eine weitere alte Hexe”.

    Viel treffender finde ich da deinen Zusatz in den Kommentaren: „Dabei wechsle ich nach einer Einführung mit der totalen Überzeichnung und Verstellung von Körper plus Sprache in der Regeln auf den normalen Modus.
    Wenn in den Köpfen erst mal ein Bild ist, dann überschreibt das die normale Sprache.“

    Auf die Art erschaffst du einen ersten Eindruck (für den Stereotypen sehr nützlich sind), ermöglichst den NSCs aber eine gewisse Unabhängigkeit von dem Stereotypen.

    ⇒ Baue ein Bild des NSCs auf. Sobald du das Bild geschaffen hast, kannst du es brechen ⇒ http://www.1w6.org/blog/drak/2009-04-22-archetypen-der-welt-berechenbarkeit-ma-en-hat-vorteile

    • Ja erschaffe Klischees und sei berechenbar um es bei Zeiten zu Brechen.

      Ein anderer Grundsatz meines Leitens.

    • Habe ich mitbekommen, genau wie die Diskussion dazu im Tanelorn. Deine Ideen sind gut, gehen mir aber für die Anfänge zu sehr ins Detail. Als SL mit offenen Plot kann ich mich nicht darauf verlassen, dass die Spieler meine vermeintlich wichtigen SLC auch anspielen.

      Sie machen das was sie wollen und ich spiele die Welt und die SLC, welche ihnen bei ihren Taten begegnen.

      Ich stehe auf dem Standpunkt, das die Spieler den Mittelpunkt der Welt darstellen und meine ganzen anderen Tricks sind nur da, um die Welt gut zu improvisieren oder zu simulieren.

      • Vielleicht findest du ja Möglichkeiten, die Ideen zur Darstellung von NSCs in eine Zufallstabelle o.ö. zu integrieren. Das ist die langfristige Zielsetzung der Tipps ⇒ den Aufwand für die Erschaffung erinnerungswürdiger NSCs verringern, so dass sie instantan gebastelt werden können, ohne auf reine Klischees zurückgreifen zu müssen.

        • Ich halte nicht viel von Zufallstabellen, wenn es nicht um Schätze oder Monster geht.

          Ein SLC braucht zum Anfang ein Klischee und ein paar Sachen die ihn besonders machen.

          Ich gehe davon aus, dass fast jeder SL seine Spieler gut genug kennt um mit dem Wissen etwas zu erschaffen, das den Spielern gefällt, sie anspringt.

          Wieso auf Zufall setzen, wenn die Kompetenz des SL sehr wahrscheinlich etwas besseres produziert?

          Eine Methode die sehr gut sein kann um sich Ideen zu holen ist ein Tarot Deck oder Everway Karten um sich Inspirationen zu holen und den Rest dann nach den dramatischen Bedürfnissen der Situation anzupassen.

          Die weitere Entwicklung findet dann statt, wenn man dem SLC eine Funktion im Plot zuweist und ihn mit zur Funktion und Dramatik passenden Charaktermerkmalen ausstattet.

          Meine Abhandlung über die Archetypen und ihren Nutzen für das offene Leiten hast Du gelesen?

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