Role Play Convention 2016 (RPC)

Wie kann man eine Stadt nicht mögen, die einem am Stadtrand schon mit großen Schildern über der Autobahn auf die Unwetterwarnung hinweist? Köln hat sich also 2016 wirklich mit der RPC viel Mühe gegeben – erst war es so feucht, dass ich auch als Hamburger im Exil durchaus schon von Regen sprechen würde, und dann am Samstag tropisch schwül, als die Suppe in der windstillen Kölner Senke verdunstete. Klima, dass man nicht erwartet, wenn man beim Kofferpacken „24 Grad mit Regen“ liest 🙂

Immerhin, als wir dann endlich auf dem Messegelände waren, war es sehr sommerlich – etwas feines, denn die RPC bei Regen leidet erheblich.

Ich erspare euch jetzt die ausführlichen Berichte (wer das mag, mal einen Blick zu den Teilzeithelden rüberwerfen, die haben eine ganze Reihe Artikel, oder zum Orakel, das hat auch Bilder).

Mir ging es um all die Leute, die ich dort traf, zu treffen hoffte oder neu kennengelernt habe. Natürlich habe ich auch etwas Geld dort gelassen, aber eigentlich wenig im Verhältnis zu Anreise und Eintritt:

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Loot von der RPC 2016

Bei Uhrwerk gab es die Fatekarten, die die Wahrscheinlichkeitskurve des 4dF-Wurfes recht genau abbilden und zudem noch für jede Karte Aspekte bieten, mit denen man die Erzählung des beprobten Unternehmens anreichern kann. Ich bin sehr gespannt, ob es den erhofften Mehrwert bietet.

Das andere Werk „Das Land Og“ ist ein höchst gelungenes Rollenspiel aus dem Hause Ulisses, in dem man Steinzeitmenschen spielt, die über einen höchst beschränkten Wortschatz verfügen. Das führt dazu, dass die Spieler mit allem kommunizieren, was ihnen so einfällt – quasi das Rollenspiel zu „Aargh!Tect„. Insgesamt führt das zu höchst vergnüglichen Runden, in denen „Würde“ und „Fremdschämen“ Worte sind, die erst in fernster Zukunft erfunden werden. Körpereinsatz, Gewitztheit und noch mal Körpereinsatz machen dieses Spiel aus. Und für mich auch dem härtesten Konkurrenten, „Sea Dracula“ aus dem Hause Uhrwerk, schon deshalb deutlich überlegen, weil ich in mir das Bedürfnis zu tanzen erst ab einem Alkoholisierungsgrad verspüre, der aufrechten Gang unmöglich macht.

Ansonsten habe ich mich an die Verlagsleiter herangemacht, die 2016 nichts für den Deutschen Rollenspielpreis nominiert haben und versucht, die Vorzüge des Projekts zu erläutern und Fragen zu beantworten. Das war insgesamt eine sehr erfreuliche Erfahrung – denn es wurde mir allgemein viel Zeit und Aufmerksamkeit eingeräumt und die Rückmeldungen waren vielversprechend und erfreulich. Manchmal ist es eben auch im Internetzeitalter ganz hilfreich, mal persönlich vorzusprechen. Ich bin ja tendenziell eher schüchtern und mich kostet so eine Tour immer viel Energie, aber es ist so positiv verlaufen, dass ich die RPC recht beschwingt verlassen habe.

Und – ist die RPC den Besuch wert? Keine andere Veranstaltung wird häufiger totgesagt als die RPC – m.E. zu unrecht. Begriffen als Verkaufsmesse für Rollenspiel ist es schon eine Leistungsschau des deutschsprachigen (dank diverser Österreicher, u.a. Markus von Ludus Leonis und dem Finsterland-Team) Rollenspiels. Die Buchpreisbindung macht es natürlich begrenzt attraktiv, des bloßen Einkaufes wegen zur RPC zu fahren. Aber die RPC vermittelt auch zunehmend besser das Flair des Rollenspiels – zum einen wegen der Cosplayer, die als Aussteller und Besucher kommen, aber auch wegen des gelungenen Außenbereichs. Vergleicht man die RPC mit z.B. der am gleichen Ort stattfindenden Gamescon wird das erst so richtig deutlich. Dazu passt, dass der Computerbereich dieses Jahr deutlich weniger aufdringlich war und mir auch von der Ausstellerzahl und Standfläche deutlich reduziert vorkam (auch wenn ich vermute, dass das aus finanzieller Perspektive keine erfreuliche Entwicklung für die RPC-Veranstalter ist). Dafür sind dieses Mal viele Autoren mit eigenen Ständen vertreten gewesen und es gab mehr Lesungen. Mir gefällt die Mischung bisher jedes Jahr besser und ich bin 2017 bestimmt wieder da.