Ten Candles, Tales from the Loop und Bluebeards Bride

Ten Candles

sind die Spiele (neben ein paar (naja, so vier/fünf) Missionen von Mechs vs. Minions) die ich dieses Wochenende gespielt habe. Bluebeard’s Bride wurde gewohnt gekonnt von JollyOrc geleitet, die anderen beiden Spiele von mir. Ten Candles hat JollyOrc als Spieler erlebt, er bloggt über seine Eindrücke zu den beiden Spielen: Horror in Bielefeld. Jaja, was haben wir aus dieser ehrwürdigen Veranstaltung, noch von Uli Kiesow persönlich ins Leben gerufen, gemacht! Hippie-Spiele allerorten!

Ten Candles

Ich habe es dort erstmals geleitet (und zuvor nie gespielt) – einige Dinge gingen daher schief, u.a. habe ich vergessen, die Tonaufzeichnung wieder abzuspielen. Zudem habe ich deutlich unterschätzt, wie brutal die Todesspirale des ständig schrumpfenden Würfelpools ist – das Finale war daher definitiv verbesserungsfähig. Dennoch haben zwei Spieler das Buch noch geordert, bevor sie den Raum verlassen haben – kann also nicht so schlecht gewesen sein, und Oliver hat es gleich am nächsten Tag wieder geleitet…

Ich bin ziemlich begeistert. Horror ist ja eigentlich nicht so meines – Ich mag weder die Texte von Lovecraft oder Poe, noch gucke ich gerne das, was so als Horror verkauft wird. Ich grusel mich bei House of Cards schon genug… Was ich sehr mochte, ist Stranger Things. Horror als SL ist also eine Herausforderung für mich, in der ich wenig Übung habe.

Ten Candles hat mich dabei hervorragend unterstützt. Der Mechanismus ist großartig. Die Kerzen, die herankriechende Dunkelheit, das Aufflammen dessen, was die Charaktere ausmacht: Toll. 10/10, would GM again.

Tales from the Loop

habe ich auf ausdrücklichen Wunsch gespielleitet. Das war ein durchmischtes Vergnügen. Ich hatte prächtig aufgelegte Spielerinnen und Spieler, die sich ganz offenbar noch ganz gut an ihre Jugend (überwiegend in den 80ern verbracht) erinnerten. Deshalb war der Plot (das zweite Abenteuer aus dem „Our Friends, the Machienes“) sehr sehr unwichtig, statt dessen wurde zärtlich geturtelt, sich heftig blamiert, die erste Zigarette geraucht und der erste Kuss durch eine eifersüchtige Freundin ruiniert. Einen ganz besonders lieben Gruß an Julia, die die ebenso großbusige wie einfältige Unschuld vom Land höchst eindrucksvoll gespielt hat.

Zumindest einem Spieler wurde das aber zu viel (auch, weil es um 13 bis 15jährige ging) und er doch lieber den Plot verfolgt hätte.

Nächstes Mal machen wir das mit Turbo Fate, das steht fest.

Bluebeard’s Bride

Meine „limited edition hardcover edition“ ist zwar anders, aber nicht unbedingt ansehnlicher als die Fassung vom Sphärenmeister. Kickstarter! You fooled me again!

Ich habe den Witch-Aspekt der Braut gespielt und mit großem Staunen die nahtlose Konstruktion der surrealen Räume durch JollyOrc verfolgt. Es ist kein langes Spiel, bedingt durch die Mechanik sieht man zwischen drei und fünf Räumen, die JollyOrc mit erstaunlich gruseligen und grauenvollen Elementen gefüllt hat. Ich habe das Buch im Vorfeld nicht lesen können und war daher etwas überrascht: Deutlich weniger Moves pro Playbook als ich erwartet habe (was zu einer mechanisch geringen Differenzierung der Persönlichkeitsteile führte) und auch sonst wenig, was auf der Regelseite den Anspruch „female horror“ unterstreicht. Das körperliche Gewalt auch einer Frau offensteht, ist allgemein bekannt – ob der Titel des Moves „Sich mit (körperlicher) Gewalt beschmutzen“ es jetzt weiblicher macht, weiß ich noch nicht. Die Debatte, die ich nur am Rande im Tanelorn verfolgt habe, ist damit für mich völlig an der Realität vorbeigegangen: Horror ja, aber jede Aufladung des Themas mit feminismus/political correctness/etc verfehlt das Spiel. Im besten Fall haben wir eine Protagonistin, die – wie es der Hauptfigur zusteht – erhebliche Tiefe gewinnt, im ungünstigsten Fall wird sie auf die in den Playbooks genannten Klischees reduziert.

Ein Spiel, über das ich noch eine Weile nachdenken, und dann selbst einmal leiten werde.

Ein schönes Wochenende, muss ich sagen!