Die RPC 2013 – ein Rückblick

Ich bin mit außerordentlich geringen Erwartungen an die RPC gestartet, sollte ich vielleicht vorausschicken. Da war das letzte Jahr, bei dem die RPC für mich einen wirklich schlechten Stand hatte: Regen (also kein Spaß auf dem Außengelände), Lärm durch die Bühnen der Computerleute, wenig neues – kein Spaß. Dann kommen die ständigen Gerüchte, es könnte die letzte RPC sein, die auch dieses Jahr im Vorfeld wieder zu hören waren – keine gute Werbung für die RPC.

Wir waren zu dritt dort, neben mir noch zwei sehr gute Freunde, die aber deutlich weniger in einem Fall, gar nicht im anderen Fall in der Szene vernetzt sind und deshalb anders als ich nicht zum Leute treffen und reden, sondern zum gucken und kaufen kamen. Und unsere Erlebnisse und Eindrücke waren deshalb auch sehr unterschiedlich.

Für mich war die RPC toll. Viele tolle Leute aus allen Ecken der Republik waren gekommen und man konnte mit unglaublich vielen Machern der Szene ein Schwätzchen halten und Freundschaften auffrischen. Das war sehr spaßig (auch wenn dem Bergkönig seine Runde komischerweise viel wichtiger war, dafür hat er Bilder gemacht) und hat wieder viel nützliches gebracht (vor allem eine neue Spielrunde im westfälischen Exil). Was ich wie immer toll fand, war der Platz den die RPC den Fan-Ständen einräumt. Das viele Macher der Szene, die nichtkommerziell tätig sind, dort kostenlos an einen Stand kommen, finde ich großartig. Und: Endlich war der Lärmpegel in Ordnung. Die Computerspielebühnen waren von den P&P-Sachen weit genug weg (und abgewendet), so dass man sich ohne Schreien verständigen konnte. Toll! Und dann gab es in der 4.1 Halle Platz für Runden, die zwar alle in einem großen Raum stattfanden, aber dennoch recht leise waren, ab vom Trubel – so gut konnte man auf der RPC noch nie spielen, seit sie in Köln stattfindet. Das in der gleichen Halle ein Lasertag-Spiel war, hat wohl nicht gestört, obwohl das Spiel das Potenzial hat, laut zu sein. Das sind richtig tolle Änderungen gewesen, die mir den Spaß zurückgegeben haben.

Mein Fazit daher: Gut gemacht! Die RPC hat viele Schritte in eine richtige Richtung unternommen. Das trockene Wetter half zudem, weil man draußen sitzen konnte und der umfangreiche Außenbereich einfach einen Besuch wert ist.

Aus der Sicht meiner Begleiter (die ich wohl mit meinem „Drei Schritte=Ein neues Quätschchen“-Takt eher genervt habe) war die RPC deutlich uninteressanter. Das Workshopangebot kann sich mit dem Nordcon nicht messen. Mich hätten eigentlich nur der Modding-Workshop für Nerfguns und die beiden Themen Horror und Steampunk interessiert, aber die Zeit erlaubte die Besuche nicht. Dann gab es so allerhand zu gucken – Verkleidete und Larper, und der Sphärenmeister hatte so einiges auch reduziertes dabei. Sonst war nicht viel mit Messepreisen, und auch an Neuheiten war nicht so sehr viel zu sehen: Splittermond hat einen Quickstarter herausgebracht, mit Betaregeln, und kostenlos(!). Shadowrun stellte einen ersten Blick auf die Neu-Alten Regeln der fünften Generation vor (dazu sage ich nichts, ich bin Cyberpunk, kein Shadowrunner, aber es sei auf das neue Blog RPGnosis verwiesen, dass sich dazu Gedanken gemacht hat). Und dann?

Man hätte spielen können (aber wenn das der Hauptreiz sein soll, dann waren die Spielrunden längst nicht prominent genug vorgestellt – die angenehm leise Nebenhalle führte auch dazu, dass man das Rundenangebot kaum wahrnahm. Das die RPC prominente Gäste hatte, hab ich nur von anderen Besuchern erfahren – es hätte wohl der Schauspieler von „Mountain who rides“ kommen sollen (was ich nicht wusste), statt dessen kam der Schauspieler von Darth Vader. 30 Taler das Autogramm – nur so als Hinweis. Ich habs nicht gemerkt, dass Promis geladen waren – weder im Vorfeld in den Ankündigungen, noch dort. Das es jetzt ein Games of Thrones Kochbuch gibt, war prominenter zu erkennen. Will das wirklich jemand kaufen? Und wenn ja, besteht Interesse an GoT-Tischtennisbällen? Das wäre dann meine Idee, reich zu werden.

Aber das es kaum zum kaufen zu kommen lohnte, kann nicht das Problem der RPC sein, sondern ist eines der Aussteller. Klar, Buchpreisbindung, ich weiß – aber hey, es ist eine Messe. Der Gast zahlt Eintritt und soll dann Bücher zum gleichen Preis erwerben, wie sie auch im Laden gezahlt werden? Da ist doch was schief. Was ist mit Ladenhütern, gebrauchter Ware, leicht beschädigten Produkten, Dreingaben? Als Verkaufsmesse läuft es noch unrund, da fühlt man sich als Kunde verarscht. Wenn der Höhepunkt ein Lolli (oder Schluck aus der Flasche mit dem Apfelkorn) ist, den man als Dreingabe bekommt, dann… kann ich auch gehen und mir die Sachen online bestellen. Dann muss ich sie wenigsten nicht tragen.

Also, lieber Andre: Gut Gemacht! Mein Vorschlag: Nächstesmal im Vorfeld die Programmpunkte schön einzeln leaken, damit man sich drauf freuen kann. Das Programmheft kam zu spät und zu kompakt. Und wie wäre es, wenn man sich im Vorfeld schon für Spielrunden&Workshops anmelden kann? Was ich auch gut fände, wäre eine Darstellung der demnächst beginnenden Runden (mit freien Plätzen), die mit dem Beamer an eine Wand in der Haupthalle geworfen wird. Und an die Verlage&Händler: Macht das Einkaufen auf der RPC bitte attraktiv. Ich habe mein Geld wieder mit nach Hause genommen – gekauft hab ich nur einen Fleischspieß im Außengelände. Die nächstgrößere Versuchung war Daniel Lieske mit Wormworld. Und das hat beides nicht mit Rollenspiel zu tun.

Von Blechpirat

4 Gedanken zu „Die RPC 2013 – ein Rückblick

  1. Ach, Du warst auch da.. ;) Dann haben wir uns wohl verpasst. Die prominentere Angabe der Spielrunden hätte ich auch echt schick gefunden. Nachdem die GoT-Runden schon alle voll waren, habe ich eigentlich nur Brettspielzeug gesehen und Dragonfall wurde mir angeboten, war aber leider zur Unzeit. Das hat mich geärgert. Übrigens hatte Ulisses eine Grabbelkiste mit Mängelexemplaren und es gab ein paar Nicht-Verlagsstände, die reduziertes Zeug hatten.

  2. Blechpirat, an deutschen Gesetzen und der Zugabeverordnung können Aussteller, die buchpreisgebundene Artikel verkaufen, nichts ändern – Messe hin oder her. Mehr als ein Poster und/oder Postkarten ist da kaum drin.
    Und die müssen meist in so großen Zahlen gefertigt werden, dass man durch eine künstliche Limitierung auf die 20-30 Stück, die man an einen Kauf auf einer Messe binden kann (oder lass es 100 sein, bei einem wirklich extrem gut gehenden Neutitel), nur einen Berg Altpapier produziert.

    Und wenn ein Verlag für nicht preisgebundene Sachen (sagen wir mal, so spontan aus dem Hut gezogen, Anime-DVDs) ein Messe-Goodie fertigt und dazu gibt, beschweren sich alle Fans, für die die Messe zu weit weg ist. Damit vergrätzt man sich zahlenmäßig mehr Kunden als man vor Ort mit einem Goodie glücklich macht.

    Aber Anime-DVDs kann man wenigstens billiger machen…

    Wie hat dir als Cyberfan denn der Quest-Spieltisch am Pegasus-Stand gefallen?

  3. @Mondbuchstaben: Du hast bestimmt Recht, immerhin stehst du auf der anderen Seite des Standes. Aber dennoch – wenn ich mir die Spiel in Essen ansehe, dann habe ich dort das Gefühl, entweder exklusive Goodies oder wenigstens sensationelle Preise zu bekommen. Und zudem Titel, die ich (zumindest noch) nicht anderswo bekomme. Das bietet die RPC nicht.

    Der Quest-Spieltisch ist mir nicht aufgefallen.

  4. In Essen, dem Spiele-Discount der Nation (ich musste mich sehr zusammenreißen, nicht „-Ramschladen“ zu tippen – siehste, habe ich doch verloren!), fällt es nicht so sehr auf, dass man für ein preisgebundenes deutschsprachiges Rollenspielbuch mal den vollen Preis bezahlt hat, wenn alle Brettspiele und Import-RPGs im Kofferraum zum Dumpingpreis erworben wurden und sich die Brieftasche dementsprechend anfühlt.

    Das mit der exklusiven Präsentation von Neuheiten ist etwas, was Verlage auch auf der RPC umsetzen könnten, das stimmt.
    Tun wir mit unseren DVDs auf AnimagiC und Connichi ja auch. Auf der RPC konnte man z.B. schon den Blood-C Manga Band 2 kaufen, der noch gar nicht im Handel ist.

    Der Quest-Spietisch war ein Samsung Flatscreen-„Tisch“ mit interaktiver Programmierung. Bewegungsradien von Figuren anzeigen, Würfeln, Feuerbälle mit Effekten, ausgespielte Spielkarten erkennen und Regeln gleich anwenden…
    War sehr beeindruckend. Zumindest der Tabletop-Anteil des Spieles wurde damit sehr anschaulich und intuitiv umgesetzt (von dem so genannten Rollenspiel-Anteil war ich ja bekanntlich nicht so überzeugt).

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