Ein Hintergrund für meine Reign-Artesia Kampagne

Den Hintergrund hat der Olli eingesendet um mir eine Freude zu machen (und einen EP abzugreifen).

 

Conrad Nagria

Da stand ich nun im Thronraum unter all dem anderen Gefolge und sah zu, wie Bram mein Bruder im Verderben in sein Unglück gestürzt wurde. Gleichzeitig sah ich den Baron von Gallos, den Mann, dem ich seinen wertvollsten Schatz nahm – eine Bürde, die ich mir und Bram auflastete, obwohl alleine ich es war, dem eine einfache Demütigung nicht genug war für all die Schmach, die ich erleiden musste durch Oswik Gallos Hand.

Was sollte ein guter Freund und Komplize in so einer Situation fühlen? Ich weiß es nicht. Ich fühlte Erleichterung und hämische Freude darüber, dass es nicht mich traf.
Doch lasst mich, werter Leser, etwas früher beginnen, wie eine solche bösartige Kreatur wie ich sie bin, überhaupt entstehen konnte.
Manche Saat zeugt nur giftiges und stacheliges Gestrüpp. Diese Gewächse sind aber leicht auszumachen. Gefährlich sind jene tückischen Kräuter, die ihr Gift und ihre Dornen hinter schönen Blüten und vollen Blättern verbergen.
Die Saat, aus der ich entstanden bin, konnte gar nichts anderes als solche Kreaturen wie mich und meine Geschwister entstehen lassen. Lord Theodred Nagria, ein ehemals unbedeutender Adeliger, der gut und klug geheiratet hat und sich so die Lordschaft erschlich, entstammt einem Geschlecht, welches sich seit Generationen der Suche nach nützlichem und profitablem Wissen widmete und auch hie und da Aufgaben übernahm, die in gewissen Kreisen als moralisch äußerst verwerflich gelten würden.
Mein werter Vater verkörpert all die Eigenschaften, die zur Erfüllung dieses Erbes notwendig sind und sein Ziel war es stets, sie an sein eigen Fleisch und Blut weiter zu geben. Theodred heiratete klug und geschickt die dritte Tochter des Lords Nagria. Interessanterweise verstarben oder verschwanden meine älteren Onkel und Tanten mütterlicherseits alle alsbald nach der Hochzeit. Die Götter hatten den alten Lord schwer gestraft, aber da war noch seine jüngste Tochter Lilian, deren Gatte sein Erbe antreten konnte.
Gesichert durch diverse persönliche und diskret zusammengetragene Informationen festigte mein werter Vater seine Stellung als Lord Nagria. Auch die Ehe war reich gesegnet und drei Sprösslinge gab es an der Zahl, wobei ich der dritte war.
Gerne würde ich die anderen beiden hier nur erwähnen, doch spielen sie nach wie vor eine große, wenn auch unrühmliche Rolle in meinem Leben.
Mein werter Vater ist getrieben von dem Gedanken, dass Rivalität und Kampf förderlich für die Stärkung des Charakters, des Geistes und auch des Körpers ist. Bei einem Ritter mag sich dies in Wettkämpfen und dem Versuch, sich bei Schlachten und Kriegen bei der Anzahl der erschlagenen Feinde zu bieten, ehr- und ruhmreich erscheinen. Doch bei einer Familie aus Spionen sieht ein Wettstreit anders aus.
Vater spielte meine älteren Geschwister Colin und Silga und mich geschickt gegeneinander aus. Er belohnte jene, die die finstersten Geheimnisse über die jeweils anderen herausfanden und bestrafte die Friedfertigen unter uns. Vor allem Silga hatte zu leiden. Sie ist eine sanftmütige Blume und kommt ganz nach Mutter. Als sie ins heiratsfähige Alter kam, machte ihr ein Mann mit leeren Taschen und wenig Einfluss den Hof, doch Vater wünschte sich eine politische Hochzeit mit einem gutsituierten einflußreichen Adeligen (der zudem aufgrund seines Alters kurz vor dem Ableben stand). Leider hatte Silga ermutigt durch die närrrisch romantischen Vorstellungen unserer Mutter eine andere Ansicht und ehelichte ihren Geliebten heimlich.
Als Vater davon erfuhr, war er außer sich vor Zorn. Voll Wut versprach er mir, seinem bevorzugten Sprössling, der im Gegensatz zu seinen unbegabten Geschwistern ein wahrhaftiger Freund der Schatten ist, sein Nachfolger zu sein. Ich war noch sehr jung, aber mein Blut war bereits gezeichnet von Trickserei, Täuschung, Verrat und allerlei nützlichen Dingen, von denen all die ehrenhaften Rittersleut nichts wissen wollen und was sie verachten, es ihnen aber wieder und wieder ihre kostbaren Leben und Lehen rettet.
Ich fädelte ein kleines Ränkespiel ein. Ich tat dies nicht einmal wegen der versprochenen Belohnung, sondern es ging mir stets um die Anerkennung meines Vaters. Als dann all die Zeugen bezahlt und die Beweise gelegt waren, informierte ich Silgas Gatten heimlich von einer Beziehung mit einem fremden Manne. Der Plan war perfekt durchdacht und so kam es, dass vor Wut zeternd und entehrt er sie verließ. Bedauerlicherweise war der Plan an sich perfekt, doch bei den Nacharbeiten war ich schlampig und alsbald fand sie heraus. Nicht genug damit, sie verriet es auch noch Mutter, welche mit Kummer und Gram zusehen musste, wie ihre romantischen Träume von einer Familie in den Staub getreten worden waren und nun auch noch ihresgleichen unter betrügt. Von da ab war unsere Beziehung immer etwas kühl, um es vorsichtig auszudrücken.
Mein lieber Bruder Colin hingegen, ist ein feiner Bursche und wir sind beide aus dem selben Holz geschnitzt. Ganz im Gegensatz zu Silga, die zu weich und zu schwach war, waren unsere Kämpfe stets von Respekt und Hochachtung vor der Persönlichkeit und den Fähigkeiten des jeweils anderen gezeichnet. Er hat noch immer so eine Art Loyalität in diversen Menschen zu wecken. So scharte er eine Gruppe Jugendlicher um sich, die ihm stets gehorchten. Darunter war auch ein gewisser Leon, ein Taugenichts, der leider sehr charmant sein konnte. Diesen Charme spielte er bei meiner damaligen Angebeteten aus und verbreitete lästerliche Gerüchte über mich, auf dass die holde Dame, deren Namen nicht interessant sein soll, mich nicht mal mehr ansah.
Dem werten Leser mag bewußt sein, dass ich außer mir war vor Zorn und als ich ihn eines Abends allein stehen sah, ließ ich meinem Gefühl freien Lauf und streckte ihn nieder. Leider wußte ich nicht, dass er für Colin aufpasste, als dieser einen Auftrag Vaters ausführte. Es ging um die Vergiftung eines reichen Händlers, der sein Geld in die falschen Geschäfte investiert hatte. Colin vollführte den Auftrag bravourös, aber es wurde Leons Leiche entdeckt. Sein Name war bekannt und mit wem er sich rumtrieb auch. Zudem trat sein gewaltsamer Tod in der Nähe einer kürzlich verstorbenen wohlhabenden Persönlichkeit ein.
Vater lächelte und Colins Augen durchbohrten mich mit glühendem Hass, da er nun all seine Beziehungen und Kontakte spielen lassen musste, um sich diesem Dilemma zu entziehen. Vater befand, dass es vielleicht in aller Interesse wäre, wenn ich meine weitere Ausbildung am Hofe des Stone King abschließen würde. Es wäre meiner Gesundheit jedenfalls zuträglich. Leider leider informierte ihn keine seiner Quellen über Oswik.
So jedenfalls forderte er einige Gefallen ein und ich kam an den Hof des Stone King und schlußendlich stehe ich hier im Thronsaal – ein durch und durch giftiges Gestrüpp – vielleicht nicht ganz so giftig, denn bereits jetzt überlege ich, wie ich meinen und Brahms Kopf vom Beil des Henkers fernhalten kann.