[System ist eigentlich egal] Voll gegen die Wand dank wünscht Euch was…

Es hätte doch alles gut gehen können. Nach einer sehr intensiven Kampagne hatte ich von den Spielerinnen meiner Damenrunde die Bitte bekommen, dass wir mal etwas mit viel würfeln und einem eher seichten Plot spielen wollten.

In meinen Bemühungen mehr auf meine Spielerinnen einzugehen und auch allgemein etwas netter zu sein, habe ich diese Bitte angenommen und einmal wünsch dir was bei Jogi gespielt. Da gab es also die volle Palette der Spiele die ich so kann und besitze sowie das Angebot mir notfalls etwas Neues zu kaufen und es zu spielen.

Die Diskussion nach dem Spiel war sehr hitzig und ich bat darum, das sich die Runde einfach mal etwas zurück zieht um zu überlegen, was sie denn gemeinsam spielen wollen.

Meine Angebote:

Artesia (Fuzion)

SW auf Setting nach Wahl

Hellas

Shadowrun 4

Reign auf Samurai Setting

PDQ#! Sharp auf der 7te See Welt.

Vampire City

Dresden Files

[LIQUID] 1880 – Steampunk

[LIQUID] Western

BOL- Conan

Labyrint Lord

Opos Anima

Man sollte meinen, dass ich mit dieser Auswahl an Spielen irgend etwas bewegen könnte, aber nein. Die Damen wurden sich einfach nicht einig. Eine wollte Opos Anima, eine Reign, eine Vampire City und die letzte wollte das SoIaF RPG.

Der Streit fing an ein wenig heftiger zu werden und ich veranschiedete mioch nach Hessenstein um meinem Hobby dort zu frönen.  Als ich wieder in Rendsburg zurück war, stellte ich fest, dass auf der für die Runde errichteten Google Site ordentlich etwas los gewesen war.

Leider!!!

Die Damen die im Normalfall immer zusammenhalten, wenn es um irgendetwas geht, zogen vom Feinsten vom Leder und beleidigten sich zum Teil deutlich unter der Gürtellinie. Ich zog also die Reißleine und sperrte die Seite in der Hoffnung, das mit einer gewissen inaktivität Gras über die Sache wachsen würde.

Leider eskalierte diese Maßnahme das Ganze anscheinend noch mehr.

Ich bekam also Besuch, wurde mit SMS überschüttet und 3 der 4 Mädels versuchten mich auf ihre Seite zu bekommen. Wohl wissend, dass jegliche Intervention zu Gunsten einer Spielerin das Gleichgewicht nur zu meinen Ungunsten verschieben würde war ich zu allen nett und habe versucht, den Terror von mir fern zu halten. Das hat auch relativ lange gut geklappt.

Schließlich kam unser üblicher Tag zum Spielen und ich hoffte das Ganze in einer 10 Augen Diskussion mit mir als Moderator beilegen zu können.

Ich habe es wirklich geschickt angestellt, alle Mädels durften sagen, warum sie was spielen wollten und Werbung für ihr System machen. Dann sollten die anderen Spielerinnen sagen, warum sie keine Lust auf das System hatten und Vorschläge machen, wie man es regeln könnte, dass es doch mit dem System klappt.

Der Kompromiss war ein SoIaF Abenteuer, das nichts mit höfischen Intrigen zu tun hatte und sich zu einer ausgedehnten Kampagne um ein paar Söldnerinnen und ihre Einheit dreht. Statt des Massenkampfsystemes von SoIaF wollten wir aber die Reign Company Rolls benutzen, weil die originalregeln meinen Damen zu kompliziert waren. (mir auch, aber es ist auf ihrem Mist gewachsen)

Die Charaktere waren recht schnell gemacht und wir legten nach den ersten Ideen los. Ich baute das Szenario auf, das die Söldnertruppe der Ladys in einen Kampf geschickt wurde um sie zu verheizten.

Die Damen legten los und zerlegten so einige  schöne NSC oder SLC von mir  um sich schließlich durch die Wachen des Auftraggebers zu metzeln und ihn zur Rede zu stellen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war alles prima und es lief wie am Schnürchen. Ich hatte nicht vor ein großes Bohei um die Sache zu machen. Der „Böse“ sollte einfach versuchen die Frauen zu töten und dann eines feigen Todes sterben.

Es hätte so einfach sein können.

Der Bösewicht verhöhnt also die Söldnerinnen und greift zu den Waffen, weil er sie angreifen will, als einer der Spielerin explodiert: „Das ist doch total blöd, der macht das doch nicht ohne Grund und das hat so viel Glaubhaftigkeit wie nen Disney Schinken!!!“

Bevor ich auch nur irgendwie entgegnen kann, das wir etwas ohne Intrigen und Drama wollten fährt eine andere Spielerin sie an und macht ihr mehr als nur deutlich, dass sie mit dem Weinen aufhören soll. Der Inhalt eines Cola Glases setzt sich daraufhin in Bewegung und erfüllt meine Luft mit mehr Flüssigkeit als mir lieb ist. Leider auch meinen Boden und mein Sofa.. Ich schalte auf Autopilot und brülle die Mädels an, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben, aber das interessiert die Mädels nicht im Geringsten.

Eigentlich mag ich Frauen Catchen ja, aber muss das in meinem Wohnzimmer sein?

Nein, ganz so dramatisch kommt es nicht, die beiden anderen Mädels greifen ein und beruhigen die sich ankeifenden Kontrahentinnen. Ich ziehe meine letzte richtig gute Waffe: Mädels, ein guten 40 Jahre alter Rum zum runterkommen und mal vernünftig über alles reden?

Das Angebot verpufft im Raum und ich frage mich langsam, was ich noch machen kann, also verlasse ich einfach die sich zankende Runde um eine Runde um den Block zu gehen.

Leider fällt das den Mädels anscheinend nicht auf, weil ich bei meiner Rückkehr nicht im Geringsten beachtet werde. Das bringt mich als notorisch aufmerksamkeitssüchtigen SL natürlich in Rage und schmeiße die komplette Runde raus. Dann mache ich mich an das Aufräumen und sehe in der Küche die Zutaten für das Esen, welches ich nach der Runde kochen wollte.

 

Schade aber auch,  jetzt werde ich das alles alleine essen müssen.

 

Was ich mich bei solchen Sachen immer wieder Frage ist, warum ich so ein Pech nie habe, wenn ich von Anfang an mit Druck meinen Stiefel durchziehe.  Wenn ich als SL klare Ansagen mach, dann können die Spieler ein wenig jammern und geben sich letzten Endes damit zufrieden, was sie bekommen. Solange ich hart bin, freien sie sich über auch das kleinste Entgegenkommen, während sie bei wünsch dir was oft wie eine Horde betrunkener Affen randalieren.

 

Sind Rollenspieler etwa nicht für Entscheidungsfreiheit gemacht?

 

Fazit: Was nur eine Abwechslung sein sollte hat zum Ende der Runde geführt und ich starte deshalb meine Reign Artesia Runde in Hamburg und Rendsburg.

11 Gedanken zu „[System ist eigentlich egal] Voll gegen die Wand dank wünscht Euch was…

    • Du würdest gerne mal sehen, wie ich völlig hilflos reagiere, weil ich meine Runde nicht in den Griff bekomme, was?

  1. Ich hab gestern auch festgestellt, dass meine Deadlands Reloaded Spieler ohne deutliche Vorgaben ins Schlingern kommen.
    Ein Spieler, der in der Vergangenheit die Gruppe ein wenig angetrieben hat, wenn sie nicht so recht weiterkamen, fällt im Moment leider aus. So standen sie recht ratlos rum, als es eine Entscheidung zu treffen gab, für die ich keine eindeutigen, schwarz-weißen Einordnungen geliefert hatte (im Italowestern hat halt jeder Dreck am Stecken).
    Mein Fazit – es braucht vielleicht eine gewisse Hierarchie in der Gruppe. Wenn keiner Verantwortung übenehmen will, klappt’s genausowenig, wie wenn jeder versucht sein Ding durchzudrücken.

  2. Beim Aufessen helfe ich ja normalerweise gerne aus, aber du wohnst einfach zu weit weg. ;)

    Ansonsten klingt die Runde wirklich … wirr. Ich glaube, wenn du das nächste Mal etwas ohne Intrigen spielen willst, solltest du die Mädels lieber durch einen gepflegten Dungeon hetzen – Dwimmermount oder Castle Zagyg z.B.

  3. „Sind Rollenspieler etwa nicht für Entscheidungsfreiheit gemacht?“ – Nein. Sind sie nicht.

    Meine Erfahrungen sind die gleichen, wenn ich auch das Glück hatte, dass die Diskussionen zivilisierter abliefen. Wenn auch länger.

    Konkret hatte ich nach meinem Umzug in einem einschlägigen Forum eine Runde in einer deutschen Großstadt angekündigt und dabei deutlich gemacht, dass ich ein Sandkasten-SL bin. Ich gebe keinen Plot vor. Das ist nicht meine Aufgabe. Als Spielleiter übernehme ich es, sämtliche Charaktere einer ganzen Spielwelt (außer den Spielercharakteren) zu steuern – da dann auch noch den Spielern vorzuschreiben, was sie wann warum machen wollen und gleichzeitig so zu tun, als wäre das ihre Idee gewesen ist mir schlicht zuviel.

    Meine Gruppe sah das anders. Wir haben die Runde dreimal neu gestartet und mit jedem Mal habe ich ich mich dem „Spielleiter kaut vor“-Spielstil weiter angepasst. Die erste Version war eine komplett freie Welt. Ich habe ein Einstiegsabenteuer geleitet, was die Gruppe zusammenführen sollte, was mehr schlecht als recht gelang. Die Vorgabe „Wir spielen zu dieser Zeit in jenem Teil einer gut bekannten Kampagnenwelt. Baut euch an Charakteren, was ihr wollt, aber sprecht euch untereinander gut ab, damit die Gruppe funktionieren kann.“ war wohl nicht deutlich genug. Man redete nicht miteinander. Was herauskam war eine Gruppe, die SO verschieden war, dass sie GAR KEINEN gemeinsamen Nenner hatte. Von vier oder fünf Angeboten an Plots haben sie schließlich einhellig den genommen, den sie alle am wenigsten mochten. Und sich dann darüber bei mir beschwert, als sei das meine Schuld gewesen. Nach zwei Abenden war Sense, acht Stunden (netto!) Diskussionen gab es die nächste Runde.
    Dieses Mal besprachen wir gemeinsam den Hintergrund (inspiriert von den Dingen, die der Jörg immer schreibt von wegen „Charaktere gemeinsam bauen“ dachte ich, dass das klappen kann) und man gab eine Richtung vor. Gehalten hat es dann vier oder fünf Termine, dann war wieder Sense. Zwei Spieler wechselten die Charaktere SO krass, dass die Gruppe wiederum komplett dysfunktional wurde.
    Der dritte Versuch war auch für mich ein Novum: Ich hatte zum ersten Mal in meiner langjährigen SL-Karriere eine feste Planung über mehrere Stufen (ja, D&D) hinweg, inklusive Nebenplots und allem drum und dran. Klar, nur in Stichpunkten aber es waren ’ne Menge Schienen gelegt. Die Termine verliefen gut, die Tee&Gebäck-Fraktion (also die Art Rollenspieler, die nicht gleich Entzugserscheinungen bekommen, wenn man ‚mal zwei Stunden nicht würfelt, weil andere Spieler auch außerhalb von Dungeons und/oder Kämpfen spielen können) hatte sich inzwischen aus der Runde entfernt (leider, außerdem schrumpfte die Runde auf 3+1), die Plots wurden gelöst, es wurde gerätselt, gekämpft und geredet (und das wirklich klasse!) und dann konnte ein Spieler nicht mehr. Wir setzten mehrere Monate aus. Nun wollten wir eigentlich nächsten Monat wieder beginnen, dann fiel dem entsprechenden ein, dass ihm nicht passt, wie viele Erfahrungspunkte ich vergebe. Wir hatten da schon mehrfach drüber diskutiert (Diskussionen waren so wie so ganz böse. Meinungsaustausch, gemeinsame Basis, Konsens – IRGH!) und hatten uns in der Mitte getroffen.

    Aber ein Kompromiss scheint dem gemeinen Rollenspieler in aller Regel nicht zu schmecken. Der mit dem Spielleiter nicht (erst kürzlich musste ich wieder eine Diskussion darüber führen, nicht doch ein anderes tolleres, weil neueres System zu spielen).

    Und dann der mit dem Mitspieler, der ja in der Hierarchiestufe noch UNTER dem SL steht – schon garnicht.

        • Negativ. Alles sehr nette und eigentlich vernünftige Menschen. Aber einfach nicht willens oder in der Lage, einen gewissen Spielstil zu tolerieren (bzw. konstruktiv damit umzugehen).

          Letztlich war ich einfach nicht der richtige SL für die Runde. Die wären mit einem „by the book“-SL, der ihnen ihre „Builds“ zulässt (oder WoW) besser dran gewesen.

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