Schaff doch mal dein Gör hier raus! Äh …. auf die Fresse?

Es gibt Sachen, da galube ich echt nicht mehr an die Vernunft erwachsener Menschen oder besser gesagt Rollenspieler.

Am Wochenende hatte ich ja einen Gastauftritt in Bonn und habe dort gesehen, wie man mit einem Kind im Haushalt des Gastgebers umgeht. man verwöhnt es, kümmert sich ein bisschen um das Kind und gut ist es damit.

Schließlich sind wir doch alle erwachsen und es ist eher normal, dass die Leute mit denen man spielt kleine Kinder haben.

Oder???

Doch nur wenige Tage später sollte ich keine so gute Erfahrung machen und ich glaube langsam, dass ich mir bei der Erschaffung meines Charakters einen 20 Punkte Nachteil gekauft habe, der sagt: „Gerät regelmäßig in die merkwürdigsten Runden.“

Kein Scheiß!

Ich sitze also in der Runde und wir fangen an zu spielen, der 4 Jährige Sohn des Gastgebers spielt mit Lego und Spielzeugautos in der anderen Ecke des Wohnzimmers und macht dabei halt so Geräusche die Kinder so machen.

Ich bin zuerst darüber belustigt als eine Mitspielerin anfängt sich über den Lärm durch das Kind zu beschweren, wo ich doch nur wenige Sekunden vorher (mit der geschätzten Lautstärke eines startenden Düsenjets) eine flammende Ansprache an die Mannen meines Lords gehalten habe.

Aber die Nölerei geht weiter: „Schaff doch mal dein Gör hier raus, das stört meine Immersion!“ Ich versuche noch tapfer meinen Brass zu unterdrücken, aber als der Gastgeber mich fragt ob mich das stört und der Freund der rumnöhlenden Dame auch verlangt, dass das Kind gefälligst von der Mutter gepasst werden solle übernimmt mein Autopilot und mein Mund ist wieder einmal schneller als mein Gehirn.

„Äh ….. Auf die Fresse oder was“

Vier entsetzte Gesichter sehen mich an als wenn ich ihnen gerade Sex auf Griechische Art angeboten hätte und der Gastgeber versucht noch regulierend einzugreifen, aber das ist zu spät. Ich werde gefragt ob ich noch alle Tassen im Schrank habe und kontere den Spruch mit dem Asozial mit dem Hinweis, das es sehr im Auge des Betrachters läge, wer hier gegen soziale Normen verstoßen würde und sich dem zufolge Asozial verhalte.

Ans Spielen ist jetzt nicht mehr zu denken und die Geschichte eskaliert zusehends weiter, auch als die Dame des Hauses auftaucht und das Kind mitnehmen will um den Streit zu schlichten. Der Gastgeber atmet erleichtert auf und hofft auf Ruhe im, Karton, aber ich habe mich entschlossen die Regel Nummer 1 zu befolgen und packe meinen Kram.

„Schönen Abend noch und viel Spaß ohne mich!“

Jetzt mal ganz im Ernst, ich erlebe es immer wieder das die Gastgeber die letzten Hütten anbieten, alles voller Katzenhaare ist, die Hunde/Katzen/sonst was für Viecher nerven und nehme das in der Regel gelassen hin, denn so eine Runde Rollenspieler macht Lärm und Dreck. Der Gastgeber muss mit seinem Angebot angenommen werden und gut ist das.

Aber wenn die selben Personen, deren scheiß Katzen ständig auf den Tisch springen und an die Süßigkeiten gehen, weshalb man bei ihnen keine offenen Getränke oder Lebensmittel auf dem Tisch stehen haben darf sich über ein Kind beschweren, das ja immerhin ein menschliches Wesen ist und kein verficketes Haustier, dann platzt mir so dermaßen der Kragen, dass ich sämtliche Erziehung vergesse.

Fazit: Befolge immer Regel Nummer 1

28 Gedanken zu „Schaff doch mal dein Gör hier raus! Äh …. auf die Fresse?

  1. Der große Deeskalator bist du zwar auch nicht, deinen Zorn über die krasse Reaktion der Mitspielerin kann ich aber durchaus nachvollziehen. ;)

    Aber ich habe mal eine „strukturelle“ Frage: Wie kommst du immer an diese vielen verschiedenen Spielgruppen, die du leitest? Sind das alles Freunde von anderen Mitspielern oder Internet-Bekanntschaften? Auf mich als Únbeteiligten wirken deine Einträge, als ob Du regelmäßig durch halb Deutschland zu unterschiedlichen Runden unterwegs bist – das finde ich spannend, kann aber schlecht nachvollziehen, wie das zeitlich und organisatorisch überhaupt funktioniert.

    LG Joni

  2. Es ist unterschiedlich, teilweise sind das Runden in denen alte Mitspieler von mir zocken. Zusätzlich bin sehr häufig auf Cons und halte Kontakt mit viel versprechenden Spielern. Die besuche ich dann und erlebe dabei oft die skulrielsten Sachen.

    zeitlich geht das nur, wenn ich an dem WE keine Runden und keine WE Arbeit habe, aber ich gebe auch so ca.10 Urlaubstage im Jahr für Fahrten zu Cons und Runden in ganz Deutschland aus.

    Manchmal bin ich ein wenig verrückt.

    • Hm, hattest Du nicht nach einer zweiten Runde DSA bei mir gefragt?

      Ich war übrigens nur Spieler und nicht SL.

  3. *lol* lustige Anekdote :)
    Willkommen im Alltag.
    Es ist natürlich wie meistens bei Anekdoten nicht festzustellen, was wirklich vorgefallen ist. Aber Runden mit gespannter Stimmung sind kein gutes Anzeichen. Allerdings glaube ich, daß jede neue Runde mit Fremden durch diese angespannte Zone muss und entweder kommen sie durch, weil allemann ein dickes Fell haben. Oder eben nicht.
    Habe vor ein paar Monaten mit so einer Runde aus 90% Fremden durch sehr miese Laune und Nörgeleien auch diese Phase überlebt. Einer Sprang ab, weil es mit seinem Konfliktlösungsfähigkeiten offenbar nicht so weit her war. Der Rest von uns hat reinen Tisch gemacht und uns dann auf was Neues geeinigt. Jetzt flutschts.

    Zitat:
    “Schaff doch mal dein Gör hier raus, das stört meine Immersion!”
    Habt ihr den Norbert in der Runde gehabt (kanns mir nicht verkneifen ;)).

    Du bezeichnest Einladungen in andere Runden als Gastauftritte? Ist ja ulkig.

    • Also der Norbert würde sich vielleicht zu dem Kind setzen um mit ihm zu spielen, aber niemals einen solchen Kommentar bringen.

      Glaube ich zumindest.

      Immersion ist ja schön und gut, aber man kann es auch übertreiben. Besonders wenn man einen solchen Lautsprecher wie mich in der Runde hat, der viel lauter ist als das Kind.

      Was ist es denn sonst Falk? Ich bin zu Gast in der Runde und verkörpere meinen Charakter = Auftritt.

  4. „Habt ihr den Norbert in der Runde gehabt (kanns mir nicht verkneifen ;) ).“

    Blödmann :D

  5. Hehe. So sind sie. Katzen als Kinderersatz, die sie aber keinen Meter erzogen kriegen und sich dann über (anscheiennd?) ganz normal spielende Kidner beschweren. War bestimmt ne Goth ;)

          • Keine Angst, ich bin Angestellter.

            Aber zwei unserer besten Freunde sind Beamte, Rollenspieler und haben eine kleine Tochter. Und wir spielen bei ihnen durchaus ambionioniert, werden bisher immer durch Still-/Fütterungsphasen unterbrochen.

            Mal sehen wie das wird, wenn Fiona größer wird.

  6. Rollenspielender Beamter mit Kind meldet sich um die Ehre der Staatsdiener zu verteidigen.

    Meine Tochter ist regelmäßig bei den Rollenspielrunden dabei und macht in letzter Zeit auch gerne Rabatz. Die meisten Mitspieler können damit gut leben. Einer hat seine ambitionierte SF-Kampange abgebrochen, weil ihm wegen der häufigen Unterbrechungen der Spielfluß nicht passte. Fand ich aber okay, da er damit offen umging.

    • Ich kann nachvollziehen, dass man sich bei ambitionierten Projekten lieber eine Runde sucht, mit der man seinen Ambitionen nachkommen kann.

      Das würde ich höchstwahrscheinlich ähnlich machen. Aber ich bin weit davon weg, dem Gastgeber vorzuschreiben, wie er sein Kind zu behandeln hat und ich kenne da auch ein echtes Problemkind. Bei dem freue ich mich auch, wenn es nicht da ist, aber wenn es da ist, dann muss ich da mit leben.

  7. @Auftritt: ich finds halt komisch. Das mag aber auch daran liegen, daß ich RPG immer weniger als Theatherveranstaltung sehe und immer mehr als Gesellschaftsspiel mit festen Spielmechanismen.

    Zugegebenermaßen ist mir dabei auch was verloren gegangen. Habe jedenfalls schon seit längerem keine Runden mehr gehabt, in denen sich die Spieler spürbar wirklich in die Rollen und Welt reingedacht haben. Ich kenne z.b. einen Spieler mit SC Barbar, so Conan-style, der ihn aber wie einen Rechtsanwalt oder Sherlock Holmes spielt.

    • Ich neige zum Übertreiben, also ist die Jörg Show von der meine Kumpels früher gerne mal geredet haben ein „Auftritt“.

      Ich kann auch sagen ich bin ein Gastspieler :-).

    • Ich schwöre:

      Das Kind hat die ganze Zeit ungerührt weiter gespielt, war also voll im Flow.

      Das Kind hat den Radlader nicht gespielt, das Kind war der Radlader!

  8. Für die Immersion eines Spielers in was auch immer, ist selbiger stets SELBST verantwortlich.

    Wenn seine Immersion so fragil ist, daß sie durch das Würfeln am Spieltisch, das Positionieren von Miniaturen, das Essen von Knabberzeug, die „natürlichen Lebensäußerungen“ eines SPIELENDEN Kindes oder durch Luftdruckschwankungen im Spielzimmer zerstört wird, dann liegt das NICHT an den Spielumständen, sondern ALLEIN an der Zimperlichkeit des immersionsüberempfindlichen Spielers.

    In meinen Runden gibt es KEINERLEI Immersion. Ich spiele einfach nur Rollenspiele und mache nicht irgendwelche Selbsterfahrungsschwitzhütten mit gemeinschaftlichen beglückenden spirituellen Erlebnissen. Wer das I-Wort benutzt, wird ausgelacht – wie er es eben dadurch auch verdient hat!

    • Ich sehe das ein wenig differenzierter als Du Zornhau. Wenn ich den SL mache, versuche ich meinen Spielern ein Umfeld zu ermöglichen, in dem sie sich wohlfühlen.

      Das beziehe ich aber eher auf den Tisch und meine Aktionen die ihnen den Einstieg in die Runde erleichtern sollen.

  9. Danke für diesen Bericht und danke für diese Reaktion, Jörg. Manchmal geben einem die Mitmenschen echt das Gefühl, man müsse sich dafür schämen, Kinder zu haben und für sie zu sorgen. Wenn wir spielen und mein Großer (4) aus dem Bett gekrochen kommt und zu erfahren verlangt, was wir denn nun eigentlich treiben, wäre es ein Verbrechen an kommenden Rollenspielergenerationen, würden wir ihn abkanzeln und wegschicken.

    Und @Immersion: Wer sich von solchen Lappalien abhalten lässt, muss wohl seine persönliche Vorliebe beim Rollenspiel noch finden. Spielinterne Dinge können mich gegebenenfalls noch ablenken, aber Sachen von außen? Da sollte man als Erwachsener drüberstehen. Selbst als archetypischer ADSler lasse ich mir von sowas das Spiel nicht versauen. Wie freute sich mein Großer doch, als ihn nicht der olle Papa, sondern der Ritter Wigald vom Löwenorden persönlich ins Bett bracht :D

  10. Hoi,

    das ist eine Geschichte, die ich in einem viel härteren Umfang erlebt habe, aber mit mir als „Bösem“.

    Ein Paar mit dem wir gespielt haben, hatte damals eine 1 Jahr alte Tochter, als wir bei ihnen gespielt haben. Wir fingen extra erst gegen 20:00 Uhr an, damit die Kleine schon im Bett ist, und wir oben waren leise, damit sie nicht aufwacht.

    Leider klappte das garnicht, und die Kleine war auch um 9 noch wach, war oben bei uns, aufgedreht, hat sich des öfteren fast mit heissem Kaffee bekippt, und unsere Sachen vom Tisch geholt.
    Um 11 war die Kleine dann immernoch oben, ohne das die Eltern das unter Kontrolle hatten.

    Irgendwann hat es dann schon genervt, denn es war laut, die Konzentration war fast immer auf der Kleinen. An RPG war garnicht zu denken.
    Als wir das dann 4 Monate wöchentlich ertragen haben, war ich dann mal so frei im Namen der Gruppe darum zu bitten, das wir eine andere Lösung finden. BTW: Der Bruder des Vaters, mit seiner Frau und seine Eltern wohnten im gleichen Haus, keine 5m entfernt. Die Kleine also ab und zu mal von Verwandten betreuen zu lassen wäre also kein Problem gewesen.

    Waren wir da wirklich die „Bösen“?

    • So hart es klingt: JA!

      Ich kann nachvollziehen, dass es nervt und würde auch darauf drängen, dass die Eltern sich einen Babysitter suchen, der das Kind für die Spielzeit nimmt. Aber wenn man sich dazu entscheidet, das man bei Leuten mit kleinen Kindern spielt ist das eine bewusste Entscheidung und man muss mit den Konsequenzen leben. Kinder sind nun mal Kinder und jeder sollte sich mal vor Augen halten, dass er selber eins war und ständig Mist gebaut hat.

      Ich kann absolut nachvollziehen, dass ihr angepisst wart und wäre es auch selber. Aber das ist einer der wenigen Momente wo man den Zorn runterschlucken oder wo anders spielen muss.

      Das muss man auch wenn die Kinder 4 Jahre alt sind und mit den Würfeln der Spieler wandern gehen oder keine Süßigkeiten auf dem Tisch stehen dürfen weil das Göhr dann einen Aufstand macht und was haben will (inklusive Schreiattaken). Das Kind kann nichts dafür. Mit einem Jahr ist es noch nicht erziehbar und mit 4 haben die Eltern versagt.

      Aber in dem geschilderten Fall war das absolut unspektakulär, das Kind hat ganz normal gespielt und war garantiert nicht lauter als die Runde.

      Es lag also nicht das geringste Fehlverhalten vor und deshalb bin ich so ausgerastet.

      Bei einem Arschlochkind hätte ich das eher zur Kenntnis genommen und nur innerlich den Kopf geschüttelt.

  11. Ja was du beschrieben hast, klingt echt aus heiterem Himmel. Wenn sich ein kleines Kind ohne zu nerven und am Tisch selber rumzuhampeln einfach ein paar Meter daneben beschäftigt, würde ich auch nie auf die Idee kommen, da was zu sagen.

    Problem bei uns war aber:
    Wir hatten angeboten das wir bei uns oder bei einem anderen Mitglied der Gruppe spielen. Das haben die Eltern der Kleinen aber abgelehnt. Sie wollten die Kleine nicht aus den Augen lassen, sie nicht den Schwiegereltern anvertrauen usw. Es gab also nur die Option wir spielen bei denen, ertragen das alles, oder machen ohne sie weiter.

    Am Ende haben wir dann doch ohne sie weiterspielen müssen. Man kann seine Bedürfnisse nicht ewig hinter anderen zurückstellen.

    • Finde ich vernünftig.

      Ich will hier nicht den Gutmenschen machen und verlangen, dass sich die Leute ständig unterordnen, denn letzten Endes geht es um die freie Zeit die nicht mehr so massiv verfügbar ist wie als Schüler oder Student.

      Wenn die Eltern den Übereltern Komplex haben, dann sollen sie ne Runde finden, die damit zurecht kommt.

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