Warum die Entwicklung eines Rollenspiels ohne Würfel?

Es ist immer so eine Sache mit dem Rollenspiel, ich treffe regelmäßig auf Leute die meinen Stil zu Leiten für eher befremdlich halten. Einer der Gründe ist sicher die Tatsache, dass ich Entscheidungen durch Würfel mag und versuche einen Mix aus Drama, Geschichte und harten Kämpfen zu spielen.

Wenn ich dann den Kommentar höre, dass der Spielleiter gerne an den Würfel drehen darf, solange es gut für die Geschichte ist oder gar zu hören bekomme das für eine gute Geschichte Mittel wie Railroading und Illusionismus zwingend notwendig sind, dann kommt in mir immer die Frage auf, warum man bei solchen Vorlieben überhaupt würfeln will.

Das ist keine Wertung, denn ich bin der festen Überzeugung, dass jede Gruppe ihren eigenen Weg finden muss um Spaß am Spiel zu haben, aber irgendwie war ich zu lange Zeit Spieler und nicht Darsteller um wirklich Spaß am reinen Geschichten erleben zu haben.

Trotzdem habe ich irgendwann Spiele wie Everway, Amber und Engel kennen gelernt und durch sie gesehen, wie Spielen ohne Würfel funktioniert und das es wirklich gut funktionieren können.

Nur war mir beim Spielen der Spiele aber aufgefallen, dass man immer noch recht häufig die Karten benutzt um zu sehen wie gewisse Entscheidungen ausfallen, denn im Gegensatz zum lieben Norbert bin ich der Meinung, dass man die Entscheidungen seiner Spieler niemals ignorieren darf, weil das Spiel sonst beliebig wird und ich mich gleich hinsetzen könnte um eine Geschichte zu erzählen.

Aber Geschmäcker sind nur mal verschieden und das ist auch gut so.

Im Jahr 2008 kam ich dann im Rahmen der Tanelorn Challenge auf die Idee es einmal selber mit so einem Spiel zu probieren und hatte als Grundgedanken die Verwendung von Tarot Karten im Kopf, weil mir ein Gespräch mit dem 1of3 im Kopf rumspukte in dem er sagte, dass dem SL beim Leiten für gewöhnlich zu wenig Tipps oder Hilfen gegeben würden um ein Abenteuer zu erstellen.

Das Auslegen der Tatrotkarten um etwas über die Zukunft und dafür mit für das Abenteuer zu haben empfand ich als geniale Idee und versuchte mich daran, ein solches Spiel zu entwickeln. Zusätzlich traf ich die Entscheidung, neben den Tatrotkarten ein deterministisches Entscheidungssystem im Spiel zu verwenden, welches sich an Stride von Ingo Heinscher orientiert. Sinn dieser Entscheidung war  es, mit dem deterministischen System in normalen Situationen ohne Würfelproben zu wissen, wie gut etwas funktioniert. Dazu habe ich eine Tabelle aus dem Theatrix Regelwerk leicht abgeändert um eine Entschedungsmatrix zu haben.

Anschließend habe ich alles an Mechanismen in die Regeln gepackt, was ich aus diversen Rollenspielen gut fand. Der Gedanke war, anhand der Testspiele heraus zu finden, was denn wirklich zu einem Spiel ohne Würfel passt.

Das Feedback der Jury war recht niederschmetternd!

Aber so etwas ist ja nichts was mich auch nur im Geringsten stören würde, denn schon Western City war bei den Juroren nicht gut angekommen und nur von einem User für so toll befunden worden, dass man es testen müsste.

Anhand meiner Testspiele habe ich inzwischen ein festes Regelwerk. Ich habe die Entscheidung, neben den Tarotkarten das deterministische System im Spiel zu verwenden nicht bereut, denn ich habe ein herrlich flüssiges Spielerlebnis, welche nur an dramatischen Punkten durch Das ziehen der Tarotkarten ein zusätzliches Spannungselement hat und damit ein Erzählonkel Spiel erlaubt, wie ich es gerne spiele.

Auch die Testspiele sind in der Regel mit relativ großer Begeisterung aufgenommen worden, wobei die Verbesserungsvorschläge der Spieler dem Regelwerk immer mehr Eleganz und Einfachheit gegeben haben.

Die Regeln sind im Gegensatz zur ersten Version erheblich geschrumpft, was ich als Vorteil ansehe.

9 Gedanken zu „Warum die Entwicklung eines Rollenspiels ohne Würfel?

  1. Hi Jörg,
    interessanter Artikel. Aber mit einer Aussage bin ich nicht einverstanden. Du schreibst:

    „denn im Gegensatz zum lieben Norbert bin ich der Meinung, dass man die Entscheidungen seiner Spieler niemals ignorieren darf“

    Das hab ich ja nun NIE geschrieben, und NIE so gespielt, geschweige denn, gemeint. Im Gegenteil, Jörg. Sogar in Amber, wo nun wirklich die Macht beim SL liegt, habe ich (wichtige) NSCs an meine Spieler abgegeben.

    Du weißt, daß ich Verfechter der tiefen Immersion bin, und in dieser Hinsicht wäre es der größte Bruch der Immersion, wenn Dinge, die die Charaktere tun, einfach unberücksichtigt bleiben…

    • Tja dann hast Du mir in Hamburg ziemlichen Bullshit erzählt als Du von dem Kämpfer erzählt hast der immer seine Skills gesteigert hat um den Gegner zu besiegen und den du nie hast gewinnen lassen.

      Das ist für mich eine klassische Entwertung der Entscheidung des Spielers, besser zu werden. Er opfert seine Punkte um besser zu werden und du ignorierst es, um mehr Dramatik im Spiel zu haben.

      Ich bin ja in weiten Teilen ein Bewunderer deiner Einstellungen (besonders wenn es um Action und das Scheitern durch äußere Umstände geht), aber in Bezug auf deine Meinung zu Railroading laufen wir einfach auseinander.

      Das vergeben wichtiger SLC hat für mich übrigens wenig mit den entwerten oder ignorieren von Spielerentscheidungen zu tun, es ist für mich schlicht und einfach ein Werkzeug zum besseren Leiten.

      Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

  2. Jörg schrieb:

    „Tja dann hast Du mir in Hamburg ziemlichen Bullshit erzählt als Du von dem Kämpfer erzählt hast der immer seine Skills gesteigert hat um den Gegner zu besiegen und den du nie hast gewinnen lassen.“

    Nö, du erinnerst dich nur falsch. Da redeten wir über Amber, und das Gespräch ging über Skill Ranks. Und wenn in Amber Diceless jemand bei der Charaktererschaffung der Beste in einer Disziplin ist, dann hält er diesen Rang, egal wie viel die Mitspieler Punkte reinstecken wollen.

    „Das ist für mich eine klassische Entwertung der Entscheidung des Spielers, besser zu werden. Er opfert seine Punkte um besser zu werden und du ignorierst es, um mehr Dramatik im Spiel zu haben.“

    Das ist Quark, weil du etwas zitierst, was in einem ganz anderen Zusammenhang steht! Jetzt mal ohne Scheiß, Jörg: Du liegst da falsch, und zwar komplett.

    „Ich bin ja in weiten Teilen ein Bewunderer deiner Einstellungen (besonders wenn es um Action und das Scheitern durch äußere Umstände geht), aber in Bezug auf deine Meinung zu Railroading laufen wir einfach auseinander.“

    Ich und Railroading? For fuck’s sake, Jörg! Du erinnerst dich dunkel an einen gemeinsamen Sauf- und Spielabend und verwechselst eine Diskussion über die Besonderheiten von Amber Diceless mit Railroading — und legst mich in die Railroading-Schublade?

    Mann, wenn das nicht so traurig wäre, würde ich lachen…

    • Na das mit dem Besten in einer Disziplin ist doch ein klassischer Fall, der Entwertung von Spielerhandlungen, ob das nun von den Regeln abgedeckt wird oder nicht ist dabei für mich nebensächlich.

      Wenn eine Spieler Punkte in etwas steckt und ein anderer nicht, dann sollte der Spieler der sich reinhängt da auch etwas von haben.

      Das ist für mich eine der grundsätzlichen Sachen beim Rollenspiel, Mühen müssen zu etwas führen. Regeln sind für mich eine schlechte Begründung, das ist Drama was auf einfachen Tricks beruht.

      Für mich Taschenspieler Tricks.

      Das Thema mit dem Railroading kam an den Saufabend überhaupt nicht auf, dass hast Du zu Genüge bei Diskussionen zum Thema geäußert.

      Z.B so

      „Jörg, wenn mein Plot aber ein bestimmtes Ergebnis „erforderlich macht“, ist der Wurf des Spielers mir egal und seine Aktionen werden entsprechend den Erfordernissen des Plots ausgehen. Ich modifiziere das Scheitern des Charakters dabei nach seinen Fertigkeiten. Ist er gut in einer Sache scheitert er an äußeren Umständen, ist er schlecht scheitert er an seiner Inkompetenz“

      Und so etwas habe ich zur Genüge von dir gelesen, nicht gehört.

      Nun mag es sein, dass ich es einfach ständig in den falschen Hals bekommen habe und solche Sachen aufgrund einer Vorprägung falsch interpretiere.

      Aber das ist kein Grund um traurig zu sein, sondern eine Gelegenheit, seine Meinung so darzulegen, dass ich sie besser verstehen kann.

  3. Huch Leute habt Euch doch mal lieb und geht nicht so darauf ein, was man im Vollsuff gesagt hat, da gehen beiden Seiten genau so viele Informationen verloren wie bei der Kommunikation im Internet.

    Da der Jörg grundsätzlich in den höchsten Tönen vom Norbert schreibt, gehe ich hier mal von schlechter Kommunikation aus, nicht von Böswilligkeit.

  4. Ulf: Danke ;)

    Jörg schrieb:

    „Na das mit dem Besten in einer Disziplin ist doch ein klassischer Fall, der Entwertung von Spielerhandlungen, ob das nun von den Regeln abgedeckt wird oder nicht ist dabei für mich nebensächlich.“

    Da missverstehst du was. Diese Regel bildet — ziemlich genial sogar — die Amberromane ab…

    „Wenn eine Spieler Punkte in etwas steckt und ein anderer nicht, dann sollte der Spieler der sich reinhängt da auch etwas von haben.“

    Bei Amber gehen diese Punkte nicht verloren, sondern wandern entweder auf das Glückskonto oder bleiben im Erfahrungspunkteschatz des Charakters. Der einzige Unterschied: Der SL teilt das dem Spieler nicht mit, sondern der erfährt es, wenn er es ausprobiert. Ganz so wie in den Romanen.

    „Das ist für mich eine der grundsätzlichen Sachen beim Rollenspiel, Mühen müssen zu etwas führen. Regeln sind für mich eine schlechte Begründung, das ist Drama was auf einfachen Tricks beruht.“

    Sehe ich genauso.

    “ “Jörg, wenn mein Plot aber ein bestimmtes Ergebnis “erforderlich macht”, ist der Wurf des Spielers mir egal und seine Aktionen werden entsprechend den Erfordernissen des Plots ausgehen. Ich modifiziere das Scheitern des Charakters dabei nach seinen Fertigkeiten. Ist er gut in einer Sache scheitert er an äußeren Umständen, ist er schlecht scheitert er an seiner Inkompetenz”“

    DA HABE ICH AUS THEATRIX ZITIERT, Jörg! Da ging’s um Theatrix!

    Du wirst in all den Artikeln, die ich in den vier Jahren auf mein Blog gestellt habe, keinen finden, der Railroading propagiert. Du wirst jedoch Artikel über Theatrix finden — aber da erkläre ich Theatrix und nicht meine eigene Meinung…

  5. Kein Platz für Spitzfindigkeiten. Ich habe jedesmal gekennzeichnet, was meine Meinung ist. Du mußt nur sorgfältig lesen.

    Ich erinnere dich an die Diskussion, die wir auf Tanelorn hatten, in der du steif und fest was über Theatrix behauptet hast, was einfach nicht stimmte. Solange, bis ich dir Bilder geschickt habe, die belegten, daß du dich einfach verkehrt erinnert hattest.

    So kommt mir das jetzt auch vor.

Kommentare sind geschlossen.