Von Egospielern oder: „Ich habe dich doch gewarnt!“

Gestern denke ich mir nix böses und skype bis in den fortgeschrittenen Abend mit dem Karsten. Als ich fertig bin sehe ich auf meinem Handy nicht weniger als 6 erfolglose Anrufversuche von einem ehemaligen Mitspieler und teste es aufgrund der späten Uhrzeit erst mal per SMS an, ob es denn wichtig sei.

Nur Sekunden nah dem Senden der SMS klingelt mein Telefon und mein Kumpel am anderen Ende kotzt sich sofort und ausführlich aus der Mitspieler aus der Runde wegen dem ich dort nicht mehr leiten will (sie die Einträge:  Mein Charakter will das so und AD&D2 im Schattental. Anschlißend frage ich ihn, was denn schief laufen würde und verkneife mir erst einmal bissige Kommentare.

Der Spieler, der schon in meinen beiden Runden so einen Ärger gemacht hat fährt schon wieder die „Mein Charakter will das so“ Schiene und zerstört den Mitspielern damit den Spaß am Spiel.

Ob ich da weiter helfen könne…..

„Also wenn ich es könnte, dann hätte ich doch für Euch weiter geleitet, “ flutscht mir aus dem Mund und ich bereue es in dem Moment wo meine Zunge mal wieder schneller war als mein Gehirn. Aber statt einer harschen Reaktion bekomme ich nur ein Grunzen von der Gegenseite und die Bitte, noch einmal zu beschreiben wie ich den Spieler so lange ruhig gestellt habe, das hätte doch recht lange gut geklappt.

Antwort: „Ich habe Euch ermutigt eure Charaktere im Spiel entsprechend extrem reagieren zu lassen und die Kampagne um den ständigen Verrat und die Bockigkeit des Spielers aufgebaut, der ja sehr zuverlässig zum Spielen kam.“ Also habe ich den Spieler von einem SC in der Gruppe zu einem Charakter gemacht, der gegen die Gruppe arbeitet und von dem die Gruppe das auch weiß.

Der Charakter des Spielers war also kein klassisches Mitglied der Gruppe mehr, sondern eher eine Art vom Spieler geführtes NSC, den ich sogar einer Partei in meinem C-Web zugeordnet hatte und ich von seinen Vorgesetzten entsprechende Anweisungen erteilen lies.

Durch diese Art des Spielens oder Einbinden in meine Abenteuer habe ich den Spieler trotz seiner Eskapaden relativ lang bei der Gruppe gehalten und die Gruppe durch die harte Abgrenzung dazu gebracht, ihn auch wie einen NSC/SLC zu behandeln, obwohl er ein Mitspieler ist.

Tatsächlich sehe ich das Reagieren der Gruppe und der Charaktere in der Spielwelt als eine logische Reaktion auf das Verhalten der „Mein Charakter will das so“ Spieler. Die anderen Spieler und der SL müssen sich davon Trennen, das sie ob des lieben Gruppenfriedens wegen auf Zwang mit dem Charakter des Spielers zusammen arbeiten.

Stastt dessen hält man es als SL wie in vielen klassischen Vorbildern, wo ein Mitglied der Gruppe zum Gegenspieler wird, weil es egoistische Ziele verfolgt.

So weit ganz einfach, doch ich bin da eher ein Fan von Gruppen die zusammenarbeiten, weil ich es als problematisch ansehe dem Spieler durch sein Verhalten ständig „Sonder-Spotlight“ zu gönnen und dem Rest der Gruppe damit Spaß und Spielzeit zu rauben.

Deshalb hatte ich auch gesagt, das ich trotz der persönlichen Sympathien für die Spieler und den Problemspieler nicht weiter für die Gruppe leite, wenn er mitspielt und den neuen SL gewarnt, er solle von Anfang an darauf bestehen, dass der Spieler etwas zur Gruppe passendes spielt.

Hat leider nicht geklappt.

Heute Abend spielt die Gruppe und ich bekomme Feedback, ob der SL mit meinem Trick Erfolg hatte und es auch weiter so halten möchte.

12 Gedanken zu „Von Egospielern oder: „Ich habe dich doch gewarnt!“

  1. Ich denke, es gibt einfach Spieler, mit denen gemeinsames Spiel keinen Sinn macht. Da hilf tkein großes Herumexperimentieren – man eröffnet es dem Spieler in kleiner Runde, vielleicht noch mal mit allen Beteiligten, wenn keine Änderung eintritt… und dann heißt es halt „sich trennen müssen“.

    Warum so viel Energie in Spieler investieren, die den Abend für alle anderen ruinieren?

    • Das sehe ich ja ähnlich wie Du Cyric, aber wenn die Spieler sagen er ist unser Freund und den muss man halt mit seinen Macken nehmen wie er ist, dann habe ih da trotzdem Respekt vor.

      Denn so ein guter Mensch bin ich leider nicht.

  2. Mich erinnert der Spieler ziemlich an eine Raistlin Figur. Nur das das natürlich viel mehr Spaß machen würde, wenn der Spieler dabei den Spielspaß der Gruppe im Auge hätte.

    Ich bewundere immer wieder die Geduld dieser Menschen, die sich von so jemanden den Spielspaß nehmen lassen – und trotzdem wollen, dass er mitspielt.

    • Wenn ein Spieler bei so etwas den Spielspaß der Gruppe im Auge hätte, würde er es vor dem Spiel ansagen und ich würde es bei der Verhandlung des Gruppenvertrages mit ansprechen.

      Wenn die Mehrheit es befürwortet, dann kann es losgehen. Icch würde das Konzept auf jeden Fall begrüßen, weil es mir als SL dann mehr Handlungsoptionen gibt.

      Aber es muss halt einvernehmlich geschehen und nicht auf einem Ego Tripp

  3. Immer wieder schön zu sehen, dass andere das auch so konsequent sehen. Das zu tolerieren nötigt mir relativ wenig Respekt ab, fa ich es nicht so schön finde diese Leute mit ihrem Ego-Spiel durchkommen zu lassen. Es scheint ja in dem Fall nicht so zu sein, dass er nicht anders spielen könnte (welchen Grund könnte es dafür auch geben?), sondern viel mehr, dass er so spielen will oder „eben so spielt“. Und das muss man nicht unbedingt unterstützen/tolerieren, es hilft ja niemandem.

  4. Ich betrachte mich selber als solch ein Problemspieler. Von daher will ich mal versuchen, ein Licht auf die andere Seite der Medallie zu werfen:

    Die meisten Spielergruppen die ich bislang kennengelernt habe und mit denen ich ausgiebig gespielt haben haben das Ziel „das Szenario zu schaffen“, wie ich es nenne. Dass hierbei nach minimalem Aufwand und maximalem Nutzen die Gruppendynamik zumeist auf ein kantenloses Zusammenspiel gefahren wird liegt auf der Hand. Äußerer „““Feind“““ (Szenario durch SL) führt zum Zusammenhalt.
    Mir persönlich reicht das nicht (mehr). Mit fehlt hier das (menschliche) Drama, der Umgang mit Veränderungen und die soziale Dynamik. In der Hinsicht bin ich definitiv ein Egoist, der seine Bedürfnisse deutlicher auch gegen Widerstände am Tisch duchboxen will. Ein Beispiel dafür ist sicherlich unsere Pathfinder Kingmaker Tagebuch im Tanelorn.
    Nun gibt es sicherlich auch Egospieler, die nicht genau wissen WAS sie eigentlich wollen und damit im ergebnis nur störenden Einfluss entwickeln und der „Story“ am Tisch keine neue Wendung ermöglichen.
    Jörgs Idee, diese wie eine Art NPC zu behandlen trifft den Nagel schon fast auf den Kopf. Bietet aber nur eine Lösung für den Umgang mit dem Spieler am Tisch und im Spiel.
    Denn dieser Spieler erfüllt eine wichtige gruppendynamische Funktion: er ist das „Mobbingopfer“ innerhalb der sozialen Gruppe. In und an ihm können die Frustationen und nicht erfüllten Erwartungen der gesamten Gruppe abgeleitet werden. Im besten Falle gilt: „Solange er da ist, wird es für mich als Charakterspieler nicht so anstrengend. Der Sl ist mit ihm beschäftigt und wir haben Auszeit.“

    Letzlich ist es also ein balancespiel ziwschen dem EGOtrip des Spielers und seiner Fähigkeit dieses Ego zu nutzen, um eine Art Blitzableiter der Gruppe zu bilden.

    • Nein, wenn man persönliche Konflikte in der Gruppe will, dann sollte man es ansprechen und im Vorfeld der Kampagne klarmachen, wie der Charakter ticken soll.

      Wenn die Gruppe es nicht will und man seine Bedürfnisse zu Lasten des Spielspaßes der anderen Spieler zeugt, gehört man in eine andere Gruppe.

      Rollenspiel ist ein Gesellschaftsspiel und keine One Man Show, wer sich selber verwirklichen will, der soll ein Buch schreiben.

  5. Finde solch egofixierten Spieler auch ärgerlich – und vor allem anstrengend. Gibt ja auch genug spiele, die sich tatsächlich um Inrtrigen untereinander drehen.

    Was ich nicht verstanden habe, warum er nicht mit dem Gruppenvertrag einzufangen ist? (z.B. „kooperativ“) Weil Du willst, dass das die Spieler so festlegen (und nicht von oben herab?) oder eher weil er sich nicht dran hält?

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