Eine Kampagne im True Blood Stil mit Dresden Files spielen? Nein!

Auf Wunsch von meinem Mitblogger Karsten versuche ich hier mal meine Eindrücke zur einer Runde im True Blood Stil nieder zu schreiben.

Vorweg:

Wenn irgend ein Idiot der Meinung ist, dass ich hier sein geliebtes Fate schlecht mache, dann ist mir das relativ schnuppe. Ich schreibe meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen mit einer Gruppe die sehr intensiv über das Thema geredet hat und am Ende der Suche nach einem passenden System mit dem verwendeten glücklich war. Das bedeuten nicht, dass das Dresden Files RPG schlecht ist, es bedeutet, dass es nicht zu der Gruppe und dem Spielziel passt.


Einleitung:

Ich mag Fate und als sich die Frage stellte, welches System ich verwende um True Blood zu spielen kam ziemlich einhellig die Antwort, dass das Dresden Files RPG wohl die ideale Variante für die Umsetzung der Thematik war.

Also las ich mich in das nicht kleine Regelwerk ein und stöberte nebenbei noch ein wenig in dem Hervorragend gepflegten Wiki zu den Dresden Files um mir Inspirationen zu dieser Thematik zu holen.

Mit ein paar Modifikationen sollte die Sache relativ einfach zu machen sein, dachte ich mir und modifizierte die Vampire aus dem Regelwerk so, dass sie nach meiner Meinung besser zu dem neuen Setting passen würden.

Die böse Überraschung kam dann aber im Spiel, die Spielerinnen taten sich wirklich schwer mit dem Einordnen von Erfolgsgraden (Legendary +8, Epic +7, Fantastic +6, Superb +5, Great +4, Good +3, Fair +2, Average +1, Mediocre +0, Poor -1, Terrible -2) und der gesamten Mechanik der Magie, Mit Powerlevel, Consequences, Stress und dem ganzen anderen Kram. Ich hatte mit der Gruppe vorher schon recht erfolgreich einen Agone Oneshot auf den Ideen vom Jochen Lohr gespielt und dort hatte sich Fate genau so verhalten wie ich es wollte, ein System, welches mit einfachen Mechaniken dafür sorgt, dass die Geschichte sich weiter entwickelt. Besser gesagt als ein System, bei dem Die Geschichte im Vordergrund steht und die Regeln im Hintergrund bleiben.

Das Dresden Files RPG verhält sich aber wie Diaspora eher regellastig und grenzt sich dadurch für den gewünschten Spielstil der Kampagne negativ vom Original oder besser gesagt Kernregelwerk ab. Die Gruppe hat sich Mühe gegeben und die Aspekte geschickt ausgewählt.

Was gut ankam war der Aufbau des Charakterbogens, der es auch mir als SL leicht machte, Verwicklungen zu erschaffen die Punkte

Background: Where did you come from? What nation, region, culture are you from? What were your family circumstances like? What is your relationship with your family? How were you educated? What were your friends like? Did you get into trouble much? If youre supernatural, how early did you learn this? Were there problems?

Rising Conflict: What shaped you? Who were the prominent people in your life at this point? Do you have enemies? Close and fast friends? How did your high concept and trouble aspects shape you and events around you? What were the most significant choices you made? What lessons did you learn in this time?

The Story: What was your first adventure?

Guest Star: Whose Path Have You Crossed?

Guest Star Redux: Who Elses Path Have You Crossed?

Lassen eigentlich keine gößeren Fragen offen und bieten jedem SL Ansätze um eine interessante Geschichte aufzubauen. Wenn man wie ich gerne mit R-Maps und C-Webs arbeitet, dann helfen einem die Punkte sogar extrem weiter, weil man die Ideen der Spieler nutzt um darum sein Setup zu bauen.

Dann bricht das Spiel aber mit meinem Geschmack für die Umsetzung von Geschichten, was nicht heißt, dass es schlecht ist (Im Gegenteil ich halte das Dresden Files RPG für sehr gut entwickelt), sondern nur, das es den Spiele Teil des Regelwerkes erheblich mehr betont, als ich es von Fate Produkten gewöhnt bin.

Nach zwei Runden mit dem System kam in der Gruppe dann der Unmut darüber zustande, dass man ständig rechnen und mit dem Regelwerk arbeiten müsste, was die der Gruppe wichtigen Aspekte die persönlichen Konflikte und das Drama in den Hintergrund treten ließen und ich musste ihnen Recht geben. Für das Spielziel, Drama, Sex und Intrigen im Stil von True Blood war das Dresden Files RPG also bei dieser Gruppe nicht zu gebrauchen. Das war besonders verwunderlich, weil ich den Gewalt Aspekt in der Serie größer eingeschätzt hatte als meine Gruppe, die mir relativ geschlossen erklärte, dass Gewalt zwar alltäglich sei, aber immer im Hintergrund der eigentlichen persönlichen Konflikte stehen würde außerdem wäre die Gewalt in der Regel recht statisch, alter Vampir schlägt jungen Vampir und junger Vampir muss deshalb Intrigen spinnen um an sein Ziel zu kommen. Die Machtverhältnisse bei True Blood sind klar definiert, weshalb Würfeln und Aspekte Einsetzen um etwas aus einer Situation raus zu holen nicht zum gewünschten Stil passen.

Also spielten wir das Setting noch mit PTA (was schon erheblich besser passte), einem Western City Klon und schließlich mit Dramatik einem weiteren eigenen Rollenspiel von mir, bei dem wir schließlich hängen blieben.

Fazit:

Man kann nicht mit jedem System alles spielen und auch wenn ich die Regeln vom Dresden Files RPG gut finde, treiben sie Fate in eine Richtung die ich eher durch andere Systeme am Merkt besetzen wüde. Für den in der Runde gewünschten Erzählonkel Stil ist es auf jeden Fall nicht geeignet, da würde ich dann eher Systeme wie Theatrix oder Everway verwenden. Das wir einen Eigenbau von mir verwendet haben machte das Ganze noch schöner, aber wer hat schon Lust, zu allem ein Regelwerk zu schreiben?

2 Gedanken zu „Eine Kampagne im True Blood Stil mit Dresden Files spielen? Nein!

  1. Hey cool, Karsten und Jörg bloggen – da muss ich doch gleichmal dazu sempfen ;)

    Aber dann auch gleich zum Thema: Mich wundert die obige Erkenntnis ehrlich gesagt nicht, auch wenn ich mir noch keine Gedanken um eine RPG-Umsetzung von True Blood gemacht hab. Aber nach dem, wie ich die Serie bisher verstehe wäre Dramatik auch meine erste Wahl, einfach weil die Charaktere immer eine recht klare Agende (auch wenn die mitunter wechselt) haben und jeder eine deutlichte Schwäche – das lässt sich mit Dramatik mMn wunderbar abbilden. Der Fokus dieser Vampir-Sex-Drogen-Gewalt-Soap liegt auf den Charakteren und Gewalt ist weniger Selbstzweck als Mittel, da geb ich deiner Gruppe durchaus recht.

    Gibts zu der Runde eigentlich ein Diary?

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