Müssen Rollenspiel und Regeln in einem Spannungsverhältnis stehen?

Oder sind Rollenspiel und Regeln ein Widerspruch?

Ausgehend von dieser Aussage des Kinshasa Beatboys:

Rollenspiel und Regeln stehen ganz allgemein in einem Spannungsverhältnis. Einerseits thematisiert und ermöglicht Rollenspiel das Aus- und Erleben exotischer Gedankenwelten. Andererseits bietet es dafür zugleich ein klar umrissenes Regelgerüst an, welches die Logik dieser Gedankenwelten vorgibt, dadurch aber zugleich auch begrenzt.

Wenn man beim Rollenspiel vor allem den Aspekt des Spiels betont, so ist das Regelgerüst zwingend zu beachten. Betont man hingegen den Aspekt freien Auslebens, so sind die Regeln eher als Handlungsrahmen zu interpretieren, welcher bei Bedarf abgestreift werden kann.

Hat sich bei mir eine Lawine an Gedanken zu dem Thema ergeben. Allerdings möchte ich dieses Thema lieber hier im Blog veröffentlichen, weil mir die Diskussionskultur im Tanelorn zur Zeit echt auf den Zeiger geht und ich im Blog erheblich bessere Erfahrungen gemacht habe.

Zuerst mal meine Einführung dazu, dass ich dieses Thema in meinen Blog behandele und deshalb meine Meinung vertrete. Ich spare mir also das Ständige IMHO oder „ich glaube“ als Weichmacher oder Verdeutliche dass es sich um meine Meinung handelt.

Mein Blog, meine Meinung!

Diese Aussage vom Beatboy hat etwas, was mich fasziniert, denn sie stellt recht einfach den Grundsatz dessen dar, was ich als das größte Problem im Rollenspiel ansehe. Die Unterschiedlichen Geschmäcker und die Vorliebe von Leuten ihren Geschmack als den einzig Wahren zu betrachten. Damit ist es aber nicht getan, es geht auch um die Sichtweise des Hobbys, die sich aus den jeweiligen Vorlieben ergibt.

Wenn man beim Rollenspiel vor allem den Aspekt des Spiels betont, so ist das Regelgerüst zwingend zu beachten. Betont man hingegen den Aspekt freien Auslebens, so sind die Regeln eher als Handlungsrahmen zu interpretieren, welcher bei Bedarf abgestreift werden kann.

Diese Aussage ist sowie gut als auch schlecht.

Jörg, jetzt redest doch Unsinn, wird sich der geneigte Leser jetzt vielleicht denken, aber ich will meine zwiespältige Meinung mal begründen.

Wenn man die Welt in schwarz und weiß zerteilt, dann ist diese Aussage richtig. Das bedeutet wenn man zwischen der Erzählonkel und der Abenteuerspiel Fraktion unterscheiden will.

Das Problem ist bloß, dass es diesen Unterschied in der Realität nicht gibt und die Theoretiker halt Sachen erschaffen um die Diskussion nicht abgleiten zu lassen.

Am Spieltisch habe ich noch keinen gesehen, der sich nicht ständig irgendwo zwischen den beiden angeblichen Gegenpolen bewegt hat, denn auch die härtesten Storyteller, die mit Amber, Everway oder Theatrix spielten haben sich immer an Regeln gehalten und den SL zur Schnecke gemacht, wenn er die Regeln gebrochen hat. So hat ein Spieler in einer Theatrix Runde die mit Railroading nicht das geringste Problem hatte einen Tobsuchtsanfall bekommen, als der SL seinen ausgegebenen Plotpoint entwertet hat.

Was war los? Der SL hat die einzig wahre Regel im Rollenspiel missachtet. Die Regel, die ich als soziale Grundvorraumsetzung für jede erfolgreiche Runde ansehe:

Verarsche deine Spieler nicht!

Auch die Freeformer die ich kenne haben Regeln, nach denen ein Spiel läuft so wie jede soziale Gruppe Regeln hat. Ganz ohne Regeln wird es unmöglich, dass alle das selbe Spiel spielen und damit unmöglich Spaß zu haben. Regeln erzeugen sowie beim Erzählspiel als auch beim Abenteuerrollenspiel die Umgebung in der die Spieler GEMEINSAM spielen können.

In dem Moment wo man die Regeln abstreift verlässt man das gemeinsame Spiel, denn ein Spiel zeichnet sich halt durch Regeln aus.

Vergesst es also wenn jemand zu Euch sagt, er will keine Regeln oder man darf die Regeln brechen um eine bessere Geschichte zu erzählen. Der SL darf die Regeln nur dann brechen, wenn es im Einklang mit der Gruppe geschieht. Denn dann bricht er vielleicht die Regeln des Spieles wie es im Regelwerk steht aber nicht die Regeln des Spieles wie es die Gruppe spielt.

4 Gedanken zu „Müssen Rollenspiel und Regeln in einem Spannungsverhältnis stehen?

  1. Die Unterscheidung zwischen den 2 Arten von Regeln die am Schluss beschrieben ist, finde ich interessant und wichtig.
    Oft ist es so, dass die Regeln des Spieles im Regelwerk festgelegt sind und darüber Einigkeit herrscht, während die Regeln der Gruppe nie klar festgelegt wurden und wenn es dann dort zu Unstimmigkeiten kommt schnell ein Streit ausbricht.

  2. Irgendwie argumentierst du an KB vorbei…

    Unbestritten: auch soziale Absprachen sind Regeln, aber darum ging es glaube ich (zumindest in diesem Teil der Diskussion) nicht.

  3. Das kann gut angehen, dass ich an ihm vorbei argumentiere, denn der Post war mehr der Ausschlaggebende Faktor für die Gedanken.

    Wenn ich den Post selber hätte kontern wollen, wäre das im entsprechenden Thread passiert.

    Edit: Falls sich das böse anhörte, es war nicht so gemeint. Beim zweiten Lesen kam es mir ein wenig schnippisch vor.

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