Kreativ-Techniken fürs Rollenspiel

Welcher SL kennt es nicht, man sitzt bei den Vorbereitungen für eine Kampagne oder ein Abenteuer und starrt auf ein Blatt Papier oder den Monitor des PC und weiß nicht mehr, wie man seine Ideen zu Papier bringt.

Das wollen wir hier aber nicht behandeln.

Hier geht es darum, wie man als SL mit seiner Gruppe und kreativen Techniken Ideen für das Spiel der Gruppe ermittelt. Normalerweise sind die Kreativratgeber auf das wissenschaftliche Arbeiten oder für die Umsetzung im Berufsfeld gedacht. Trotzdem versuche ich einfach mal, eine Brücke zu schlagen und die Techniken umzusetzen.

Entscheidend für den versuch diese Sache in der Gruppe zu regeln, mit der man spielt ist meine Auffassung, dass eine gemeinsam entwickelte Kampagne die Spieler eher anspricht als etwas was der Gruppe verordnet wird. Natürlich gibt es viele SL, die eine Idee haben, sie zu Papier bringen und dann mit der Gruppe spielen. Das mache ich auch oft so, weil ich meine kreativen Ideen gerne umsetzen möchte. Doch die Erfahrung lehrt auch mich, dass gemeinsam erschaffene Kampagnen von den Spielern mit mehr Nachdruck verfolgt werden, als vorgesetzte Kost.

Da ich schon länger nicht mehr als Kommunikations-Trainer arbeite, mag dieser Versuch vielleicht nicht auf den neuesten Daten beruhen, aber für das Rollenspiel sollte es noch reichen.

Vorweg noch ein paar Sachen die ich oft höre wenn es ums Rollenspiel und Kreativität geht.

„Wenn ich Lösungen strukturiert angehe entsteht keine Kreativität“

Das mag schon angehen, aber ich sehe auch oft, dass die Kreativität eines Gesprächspartners verpufft, weil er sie nicht in Bahnen lenken kann. Das Loslassen von gewohnten Denkmustern und schweifen lassen der Gedanken ist wichtig um neue Wege beschreiten zu können, aber wenn man die entstehenden Ideen nicht strukturiert kommen sie nie in eine Form mit der man auch arbeiten kann.

„Ich brauche keine Techniken um meine Kreativität zu unterstützen“

Schön, dann braucht man hier nicht weiter zu lesen. Weitergehen und keinen unnötigen Traffic am Blog verursachen, Danke! Wenn man aber kreativ ist und wenig Zeit hat, dann sind die Hilfsmittel Werkzeuge um den kreativen Prozess einfacher zu gestalten. Die gewonnene Zeit kann man dann nach eigenen Gutdünken verwenden.

Doch kommen wir zum ersten Thema, dem Brainstorming

Das Brainstorming kann von Gruppen gut eingesetzt werden, wenn es um konkrete Fragestellungen geht und man zusammen erst einmal viele Ideen produzieren möchte. Dabei wirft man erst einmal alle Ideen zum Thema in einen Pot oder schreibt sie auf um die vielversprechendsten Ideen irgendwann weiter zu entwickeln.

Wichtig ist, dass man sich beim Brainstorming 2 klarer Punkte bewusst ist:

Der Erste Punkt:

Beim Brainstorming ist Kritik an den Ideen der Mitspieler untersagt.

Warum?

Es geht darum, die Ideen seiner Mitspieler aufzunehmen und GEMEINSAM etwas zu entwickeln. Wilde Ideen und unkonventionelle Ansätze können zu Durchbrüchen in der kreativen Phase führen. Ein kreativer Mitspieler der wegen seiner Ideen kritisiert wird, verliert den Mut sie einzubringen und die nächste gute Idee, die vielleicht die Grundlage für die „beste Kampagne aller Zeiten“ liefern würde wird aus Angst vor Kritik nicht geäußert.

Der zweite Punkt:

Ideen aufgreifen weiter entwickeln und kombinieren.

Warum?

Wenn man die Ideen seiner Mitspieler aufgreift, bestätigt sie das in ihrer Kreativität. Positive Bestätigung ist für einen kreativen Austausch das ultimative Schmiermittel. Auch schlechte Ansätze können durch eine gemeinsame Weiterentwicklung und die Kombination mit anderen Ideen zusammen ein gutes Gesamtergebnis erbringen.


Die Arten des Brainstormings

Progessives Brainstorming

Bei dieser Art des Brainstormings wechseln sich kurze Zeiträume in denen man Ideen sammelt mit der gemeinsamen Bewertung ab. Dadurch bleibt die Produktion von Ideen und das Feedback der Mitspieler nah bei einander und der Prozess ist schnell bei konstruktiven Ergebnissen.

Ich sehe den Nachteil dieser Art in der kurzen Phase der Ideensammlung. Viele Ideen kristallisieren sich erst heraus, wenn man schon Input der anderen Spieler bekommen hat .

Destruktiv-Konstruktiv-Brainstorming

Bei dieser Art des Brainstormings werden negative Anmerkungen zu den Ideen gemacht, erst dann konstruktive Vorschläge gemacht, wie man die Sache weiter entwickeln kann.

Ich sehe den Nachteil dieser Art des Brainstormings in der Kritik, die eigentlich in einem Brainstorming verboten ist. Gerade bei Rollenspielern, wo sich meiner Erfahrung nach überdurchnittlich viele Sensibelchen tummeln, kann diese Kritik zu einer Verweigerungshaltung führen und den kreativen Prozess abbrechen. Ich würde hier eine sogenannte Sandwich Technik bevorzugen. Zuerst etwas Lob für gute Ansätze, dann Kritik zur Sache und danach konstruktive Vorschläge, wie man die Idee weiter entwickeln kann.

Kollektiv-Individuell-Brainstorming

Die Ideenproduktion wechselt bei diesem Modell zwischen dem individuellen Erfassen von Ideen und der gemeinsamen Produktion ab. So kann jeder in der Gruppe seine Ideen selbständig weiter entwickeln, bevor sie gemeinsam bewertet und neue Impulse gegeben werden.

Nach den Impulsen wird dann wieder alleine weiter gearbeitet.

Ich sehe den Nachteil dieser Art des Brainstormings in den Phasen die man alleine arbeiten muss. Rollenspiel ist ein Gemeinschaftsereignis und sollte zusammen stattfinden. Bei einem Brainstorming über das Internet oder komplexen Themen hingegen, kann diese Art sehr gut funktionieren. Jeder hat genügend Zeit um seine Ideen vernünftig vorzubereiten und sie dann mit der Gruppe zu perfektionieren.


Die 6-3-5 Methode

Diese Methode folgt für gewöhnlich auf das Brainstorming um systematisch für eine Vertiefung der Grundideen zu sorgen. Sie geht eigentlich von 6 Teilenehmern aus, weil diese als ideale Anzahl von Mitgliedern in einem Ideenpool gilt, ist aber ohne Probleme auch auf eine niedrigere Anzahl von Ideenlieferanten runterbrechen. Dann wird daraus halt die 5-3-4 oder die 4-3-3 Methode.

Bei dieser Methode erhält jeder Teilnehmer ein Papier das mit 3 Spalten und 6 Reihen in 18 Kästchen aufgeteilt wurde. So etwas lässt sich relativ leicht einem Programm für Tabellenkalkulation erstellen. Jeder Teilnehmer notiert in der ersten Reihe pro Spalte eine Idee. Jedes Blatt wird nach einer abgesprochenen Zeit im oder gegen den Uhrzeigersinn weitergereicht. Wenn man sein Blatt weiter gereicht hat, liest man sich den Zettel durch, den man erhalten hat und entwickelt die darauf bereits eingetragenen Ideen weiter. (ich mache mit meinen Kollegen deshalb immer eine sich verlängernde Zeit für das Ideensammeln aus. Für jede Runde eine Minute mehr, um sich die Ideen der Anderen in Ruhe durchlesen zu können und sie dann auszubauen)

Eine andere Variante ist die Verwendung dieser Methode um sie im Mailverkehr zu nutzen. Jeder Spieler erhält jeweils einen Tag um die Ideen seines Vorgängers zu erweitern und die Gruppe kann so ein sehr ausführliches Brainstorming machen und die Mitglieder haben die Möglichkeit sich einen Tag Gedanken zu machen.

Ein Gedanke zu „Kreativ-Techniken fürs Rollenspiel

  1. Nur eine kurze Anmerkung: Ein 6-3-5 PDF wäre passendes Begleitmaterial zum Post :)

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