Der ewige Gegner beim ergebnisoffenen Leiten

Eine der typischen Figuren in Serien ist der ewige Gegner. Ich mache mir gerade Gedanken darüber wie kompatibel dieses Klischee oder der Archetyp (wenn wir uns auf Vogler oder Cambell beziehen) in eine Grundgeschichte einbauen kann, die dann im Rahmen der Handlung etwas bringt. Beim meinem Stil des Leitens ist die Heldenreise eher für den Hintergrund der Geschichte zuständig. Es passiert im Hintergrund etwas großes, das den Spielern Anreize gibt sich einzumischen oder in dessen Umfeld sie ihre eigene Geschichte schreiben.

Doch ich schweife ab und das hat wenig mit dem ewigen Gegner zu tun.

Der ewige Gegner ist z.B Lex Luther für Supermann, Supermann tötet ihn nicht, weil er so unsagbar gut ist, das man sich als Rollenspieler regelmäßig fragt: „Hat der noch alle Tassen im Schrank?“

Hat er schon, Supermann ist wie kaum ein anderer Held wirklich gut und die meisten Charaktere die man im Rollenspiel spielt sind keine Helden sondern massenmordende Psychopaten auf der Seite des Guten (TM). Dieses Gute was einem als Rollenspieler regelmäßig den Kopf schütteln lässt ist, das was den wahren Helden in meinen Augen ausmacht und ich grüble oft über den Sinn von was ist wirklich gut nach ohne da eine wirkliche Antwort drauf zu erhalten.

Doch ich schweife schon wieder ab.

Der ewige Gegner im ergebnisoffenen Rollenspiel muss geschickter angelegt werden als in Romanen oder Filmen. Er hat seine Funktion im Sinne der Archetypen ist aber nicht mit dem festen Ablauf einer Geschichte verbunden, weil die eigentliche Geschichte beim ergebnisoffenen Leiten durch die Taten der Spieler und die Auswirkungen ihrer Würfel entsteht.

Hier kann man den Gegner also nicht so aufstellen, dass er von den Spielern einfach umgelegt werden, wenn er etwas böses macht. Er muss aus einer Situation der Stärke heraus handeln und den Spielern nicht die Möglichkeit geben ihn einfach durch Plan B zu beseitigen. Der Gegner muss vom SL z.B. so aufgestellt werden, dass er das geringere zweier Übel ist.

In den aktuellen Vorbereitungen zu einer Runde ist der ewige Gegner der Bruder einer der Heldinnen und von mir bewusst als hedonistischer äußerst gutaussehender und durch und durch verdorbener Charakter gestaltet, der sich jedoch bei all seiner Boshaftigkeit an gewisse Regeln hält. In D&D würde man sagen: Rechtschaffend Böse

Das gute Aussehen soll natürlich noch die Damen ansprechen und er wird irgendwo äußerst charmant sein und die Mädels umwerben um sie in sein Lager zu ziehen.

Er ist der direkte Untergebene eines wirklich üblen Fingers, der die Situation sofort komplett eskalieren würde, wenn sein Stadthalter nicht mehr vor Ort ist. Ein passendes Beispiel habe ich schon in der Vorgeschichte etabliert. In einer der anderen Domänen ist der Stadthalter umgebracht worden und der Evil Overlord hat die komplette Stadt ausgelöscht und es mit einer Naturkatastrophe getarnt. So weiß die Gruppe: Wir können zwar gegen die Taten des Stadthalters und seine Schergen vorgehen, doch die Regeln des „Spieles“ verlangen es, dass er „im Amt“ bliebt.(Am Leben ist ein Begriff den ich bei Vampiren irgendwie nicht verwenden will)

So habe ich einen Bösewicht, gegen den die Charaktere lange kämpfen können und bei dem es nicht unlogisch ist, wenn sie ihn im Amt lassen/nicht beseitigen. Der ewige Gegner ist für das Rollenspiel aufgestellt und leidet hoffentlich nicht unter einer verminderten Glaubwürdigkeit.zu leiden hat. Wenn die Gruppe ihn dennoch umbringt/beseitigt, dann kann ich immer noch sehen, wie es weiter geht.

10 Gedanken zu „Der ewige Gegner beim ergebnisoffenen Leiten

  1. Klingt interessant. Bin auch den Bericht gespannt, wie und ob es geklappt hat (bitte den Artikel entsprechend titulieren).

    Ein Hinweis ist glaube ich angebracht, wenn auch weniger für dich als für die anderen Leser: Man sollte natürlich auf jeden Fall vermeiden den ewigen Gegner per Railroad zu retten, denn das ist zum einen unfair und zum anderen wird es bei manch einem Spieler das Bedürfnis wecken den ewigen Gegner erst recht umzubringen und man hat sich selbst ins Knie geschossen.

  2. Ich denke die meisten Leute die diesen Blog lesen wissen das Railroding ein Gift ist, das man mit bedacht einsetzen sollte.

    Zumal Railroading und ergebnisoffenes leiten absolut inkompatibel sind und die Überschrift damit eigentlich klare Verhältnisse schaffen sollte.

    Oder tut sie das nicht? Ich dachte die ist recht aussagekräftig…..

  3. Coole Idee, gefällt mir.

    Den Superman-Modus wird man ja bei Spielern äußerst selten sehen (ist aber nicht ganz ausgeschlossen), da herrscht ja eher so eine handwerkliche „getting things done“ Mentalität. Und was ist ein höheres und befriedigerendes Arbeitsziel, als das Problem mit dem bösen Bubi ein für alle Mal zu lösen?

  4. Oder er hat es überlesen, weil er auf der Arbeit war/noch nicht ausgeschlafen hatte/schusselig war.

    Alkohol würde ich als letztes in Betracht ziehen.

  5. Quatsch, ich kenn den, der war sicher betrunken, hehe.

    Im Ernst: Interessanter Beitrag von Dir, der ein Problem aufzeigt, mit dem ich mich auch schon beschäftigt habe, ohne zu ner vollendeten Lösung zu gelangen. Ich habe mich eher verlegt, diverse Bösewichte einfach mal ins Rennen zu werfen und dann hat sich eher während des Spiels ergeben, welcher der „ewige Gegner“ wurde.

  6. Der Text war einfach lang genug und schweifte oft genug ab, dass ich am Ende den Titel vergessen hatte. Trotzdem halte ich es für einen sinnvollen Hinweis (wenn auch weniger sinnvoll, als ich eigentlich dachte), da manch einer vielleicht aus Versehen oder reflexhaft in ein railroadiges Verhalten verfällt. Gerade so etwas wie der ewige Gegner scheint mit DER Klassiker für (versehentliches oder absichtliches) Railroad zu sein.

  7. Dadurch wird aber auch der „Evil Overlord“ zu einer Art ewiger Gegner, oder? Zumindest muss immer jemand da sein, der noch schlechter ist als der nette Bruder.

    Am besten beseitigt man beide und wird dann selbst Evil Overlord und ewiger Gegner zugleich… ;-)

  8. Ja, wenn man Dr.Evil ist, dann ist das IMHO tatsächlich der beste Plan, beide zu beseitigen.

    Ich würde mich in der Kampagne über so einen Einsatz freuen, weil es wunderbare Komplikationen mit der Gruppe geben würde.

    Zum Anfang mit den anderen Charakteren zusammenarbeiten um Macht anzusammeln und sie dann korrumpieren oder aus dem Weg zu schaffen, wenn es zum Showdown kommt.

    Wichtig ist mir nur, das die Gruppe zum Anfang zusammenarbeitet, am Ende darf man gerne die alleinige Weltherrschaft anstreben.

  9. Hmmm, also ich vielleicht kann ich zu dem „Problem“ einige Anreize schaffen.

    Variante 1 – Der Superintelligente
    Der Superbösewicht hat eigentlich immer einen Plan B. Sollten die Helden ihm zu nahe kommen, wird er ihnen aus sicherer Distanz seinen Plan erzählen (denn das machen Bösewichte so ;-) ) und dann abhauen und seinen Handlangern den Auftrag geben die Heldne zu beseitigen.

    Variante 2 – Regeneration
    Egal wie man ihn zerhackt, er taucht immer wieder auf. Eventuell ein unsterblicher Dämon, der am Kampangenende doch stirbt …

    Variante 3 – Der Geschickte
    Enorm geschickt im Kampf schafft er es immer am Ende des Kampfes durch einen Sprung von einer Klippe, aus einem Flugzeug oder dem schnellen besteigen einer Hauswand sich doch noch irgendwie in sicherheit zu bringen

    Variante 4 – Mordor
    Er lässt handeln. Warum sollte Evil Overlord auch auftreten, wenn er zwischen sich und den Helden eine Mauer, eine Armee und so merkwürdige Spinnenwesen hat ….

    Soooo, ich hoffe ich konnte helfen =)

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