Romeo und Julia mit Dramatik

Es ist nicht leicht so einen bedeutenden Stoff fürs Rollenspiel aufzuarbeiten und ich habe lange mit mir gerungen, wie ich dieses Projekt richtig angehe. Da es eine Tragödie ist, fällt es eigentlich mit allen mir bekannten Systemen schwer, den Verlauf zu steuern und dennoch ein offenes Spiel zu ermöglichen. Ich handhabe es in diesem Stück so, das die Spieler zum Anfang des Spieles viele Narrenpunkte haben, um die Handlung und Konflikte zu ihren Gunsten zu beeinflussen und der SL am Ende mit mehr Punkten versuchen wird, den Spielern in die Parade zu fahren. Ich hoffe mit dem deterministischen System von Dramatik ein flüssiges Spiel ohne viel Gewürfel zu ermöglichen und die Spieler tief ins Geschehen eintauchen lassen zu können.

Doch jetzt kommen wir erst einmal zum Wesentlichen, den Charakteren, die in diesem Drama eine Rolle spielen.

Die Charaktere

Escalus, Prinz von Verona
Graf Paris, Verwandter des Prinzen
Montague – Häupter zweier Häuser, welche in Zwist
Capulet / miteinander sind
Romeo, Montagues Sohn
Mercutio, verwandter des Prinzen und Romeos Freund
Benvolio, Montagues Neffe und Romeos Freund
Tybalt, Neffe der Gräfin Capulet
Ein alter Mann, Capulets Oheim
Bruder Lorenzo, ein Franziskaner
Bruder Marcus, von demselben Orden
Balthasar, Romeos Diener
Simson – Bediente Capulets
Gregorio /
Abraham, Bedienter Montagues
Peter
Drei Musikanten
Ein Page des Paris
Ein Offizier
Ein Apotheker
Gräfin Montague
Gräfin Capulet
Julia, Capulets Tochter
Juliens Amme

Bei den Charakteren ist es wichtig zu entscheiden, welche von den Spielern der Gruppe dargestellt werden sollen und welche vom SL.

Mein Vorschlag für die Darstellung von Charakteren, die von der Gruppe angenommen wurden:
Romeo der Von Justus gespielt wurde
Julia die von Anna gespielt wurde
Mercutio der von Ove gespielt wurde
Benvolio der von Thorsten gespielt wurde
Tybalt der von Marco gespielt wurde

Ich habe die SLC übernommen und hatte mir folgende SLC ausgesucht:

Bruder Lorenzo, der später von Ove dargestellt wurde
Simson
Gregorio
Graf Paris, der später von von Marco dargestellt wurde.
Graf Montague
Graf Capulet
Gräfin Montague
Gräfin Capulet
Juliens Amme

Ich habe nicht alle Charaktere gespielt, hatte sie aber grob in der Hinterhand.

Ich startete mit dem Prolog, dafür hatte ich mir von der modernen Version mit einem gewissen Titanic Star die Tonspur gerippt und die interessanten Spuren mit audacity geschnitten um Gute Texte zu bekommen. Den ganzen Kram habe ich auf eine CD gebrannt, so das ich mit einer Fernbedienung immer schon von Thema zu Thema springen konnte.

Zum Anfang lief ich den Prolog laufen und trug danach vor, dass Benvilio gerade anfängt zu schlichten als Tybalt auf die Szene tritt.
Die beiden Spieler hatten den ersten Satz ihrer Charaktere von mir bekommen und sollten dann von alleine loslegen.

Das klappte ganz gut, aber Benvilios Spieler schob im Konflikt gleich massiv Narenpunkte in den Pott, so das der gute Tybalt im Gegensatz zum Original auf die Fresse bekam. Als die Situation schön am Eskalieren war, habe ich die Bürger von Verona eingreifen lassen und die Szene mit dem Prinzen und seiner Ansprache gehalten, just nachdem ich zum Eintreffen der Fürsten gesprungen war, sie sich auf die Seite ihrer Manen stellen wollten.

Die Ansorache habe ich auch aus dem Film genommen und sie erzeugte erneut Stimmung.

Anschließend blendeten wir zur Szene mit Benvilio und Romeo, in der dieser sein Leid über die Frau klagt, die ihn nicht in ihren Schoß aufnimmt. Die beiden Spieler haben schön gerockt und sich der Spache aus dem Original bedient, aber es war für mich als SL nichts als Ego Gewixxe. (Schau her, wie toll wir spielen können) Die Szene braucht einen Konflikt, wenn sie im Rollenspiel verwendet werden soll, denn nur das Original nachplappern schockt mich nicht an. Da gilt es also das Abenteuer zu überarbeiten…

Anschließend ging es zur Szene mit Paris und dem alten Capulet, in der Paris ihn überzeugen will, Einer Hochzeit mit Julia zu zu stimmen. Es war wieder eine schöne Szene und das Spiel hat mir Spaß gemacht, aber auch hier fehlte der entscheidende Konflikt. Ich beschloss etwas aggressiver vorzugehen und drängte Paris als Vater in die Ecke, aber der pumpte Narrenpunkte in die Szene und entschied sie für Sich, was zur Folge hatte, das der alte Capulet der Hochzeit am Dienstag zustimmte.

In der nächsten Szene trafen dann Romeo, Benvilio und einer der Bediensteten der Capulets aufeinander und Romeo ergatterte ohne große Mühe aber bei guten Spiel eine Einladung zum Maskenball der Verlobung von Paris und Julia.

Die nächste Szene war zwischen Julia und ihrer Mutter und der Amme, Julias Mutter verkündete, dass sie mit ihren 14 Lenzen Zur Heirat ausersehen wäre und Julia schalt sie. Ihr Vater hätte ihr zwei weitere Jahre vor der Hochzeit zugesagt. Es ging in die Vollen und Julia investierte massiv Punkte um ihren Willen durchzusetzen. Die Mutter war überzeugt und verkündete den Plan. Es galt auf der Verlobungsfeier den Grafen Paris zu verärgern und ihre Unreife zu zeigen, vielleicht indem sie mit einem der Gäste anbandelte um durchzubrennen, mit der Mutter Segen. (der vermeintliche Bösewicht sollte ein Diener sein und Julia die nächsten Zwei Jahre auf dem Landsitz der Mutter weilen)

In der fünften Szene versuchte Mercutio, Romeo davon zu überzeugen, das er mit zu dem Feste kam um dort die eine oder andere Unschuld zu stehlen, doch Romeo war weiter schwermütig und stur. Aber Mercutios Spieler lies etwas Narrenpunkte springen um die Entscheidung des Schwermütigen Jungen zu verändern. Wir hatten für die Ausgabe der Narrenpunkte einen Satz vereinbart: Beim König der Narren so hilf mir Schicksal, mein Ziel zu erreichen, wo ich doch weiß, das es am Ende vielleicht Tränen gibt.

Eigentlich hatte ich die Schlüsselsätze aus dem Regelwerk gestrichen, aber hier wirkten sie Wunder, die Gruppe stand drauf.

In der nächsten Szene stritten der Graf Capulet und Tybalt darüber, dass Tybalt nicht auf Romeo losgehen und ihn erstechen sollte, doch Tybalds Spieler setzte sich dank der Anrufung des Narren durch und der Plot war im Eimer, weil ich nicht zugunsten von Graf Capulet mit Narrenpunkten aushelfen wollte.

Tybalt ging also auf Romeo los, just als dieser mit der liebreizenden Julia angebandelt hatte und ihr einen Kuss stahl. Julia warf sich dazwischen, doch Romeo hatte keine Waffe und wurde von Tybalt fast tödlich verletzt. Nur das Einspringen von Mercutio rettete Romeo, doch dieses Eingreifen bezahlte der Gute mit dem Leben, denn ich pushte den Angriff von Tybalt mit mächtig viel Narrenpunkten.

„Ich bin vielleicht ein Narr, das ich dich töte, doch du entweihst unser Haus und der Prinz wird mich nicht richten, wenn ich mein Grund und Boden verteidige.“

LANGE Gesichter ob dieser neuen Wendung und der Spieler von Mercutio legte noch eine reife Abschiedsszene hin, bevor er auf der Flucht in der Kutsche von Romeo starb, während dieser schon bewusstlos war. Romeo hingegen wurde vom Bruder Lorenzo gesund gepflegt und Julia stahl sich als Krankenschwester verkleidet zu ihm, da ihr Herz in Liebe entbrannt war. Niemand hatte dem todkranken Romeo gesagt, dass sein Freund Mercutio tot war und so verliebte sich auch Romeo in seine Krankenschwester und verführte sie.

Vater Lorenzo platzte in die Szene und erkannte die Dramatik, er offenbarte Romeo, wessen Unschuld er dort gepflückt hatte und überredete ihn, die gute Julia zu ehelichen, wo er schon ihre Unschuld genommen hatte. Die Verbindung würde die Häuser und ihren Hass zum Frieden führen.

Also heirateten die Beiden und Julia schlich sich wieder nach Hause.

Dort wurde sie von ihrer Mutter erwartet erwartet und schmetterte ihm ins Gesicht, was sie getan hätte. Die Mutter war verzweifelt und versuchte Julia zu überreden, das sie die Heirat verheimlichte, denn Paris hatte das Ja-Wort ihres Vaters und dieser würde sie verstoßen. Doch Julia bleib standhaft und so kam es, das sie vom Vater aus dem Hause gejagt wurde.

Romeo, just wieder genesen machte sich auf den Weg zu den Capulets um um die Hand der Julia anzuhalten, doch Tybald lauerte ihm auf um zu Ende zu bringen, was er auf dem Fest angefangen hatte. So kämpften Tybald mit Romeo, obwohl dieser ihn unter Tränen die Liebe zum Haus Capulet gestand und auf die Möglichkeit zum Frieden hinwies. Er rief das Schicksal und die Narrengötter an um Tybald zu besänftigen und hatte Erfolg.

Tybalt lies von ihm ab.

Paris, der die Szene beobachtet hatte war in Sorge, wollte er doch Julia für sich haben und so trat er vor den geläuterten Tybald und sprach ihn auf den Tod von Mercutio an und versuchte, Romeo gegen diesen aufzubringen. Doch Romeo entsagte der Gewalt und redete von der Liebe und der Vergebung, davon, das sein Freund es nicht gewollt hätte, mit seinem Tod der Liebe im Wege zu stehen.

So tötete Paris Tybalt von Hinten und beschuldigte Romeo der Tat.

Der Prinz verbannte darauf Hin Romeo, da er nur den Tod seines Freundes gerächt hatte und so ging Romeo ins Exil.

Julia sollte unterdessen von ihrer Amme wieder nach Hause gebracht werden, denn Paris wollte weiter den Vollzug der Ehe. So wurden die Beiden von Bruder Marcus getraut, der dem Gold von Paris nachgab. Julia verweigerte sich Paris jedoch und er nahm sie mit so roher Gewalt, dass sie an ihren Verletzungen versterben würde. Erneut spann sich Paris mit einer Lüge aus dem Verdacht, hatte er er doch Romeo gesehen, der von den Wachen des Prinzen beim Eindringen in die Stadt gesehen worden war. Dieser Überredete seinen Vater zum Schlage gegen Paris und dessen Haus, weil er Tybald heimtückisch gemeuchelt hatte. Es kam zu einer großen Schlacht und Die Häuser Paris und Montague löschten sich fast aus. Nur das Eingreifen der Capulets, die vom schmählichen Verrat des Paris durch die Amme der sterbenden Julia erfahren hatten verhinderten das Auslöschen der Montagues.

Romeo war nach dem entscheidenden Kampf gegen Paris tödlich verletzt und schleppte sich zur sterbenden Julia, es gab eine letzte Szene, einen Kuss und die Beiden verstarben gemeinsam in mitten des brennenden Verona.

Fazit: Es ist zum Anfang nach dem Theaterstück gelaufen und dann mächtig abgedriftet. Ich habe durch die Abänderung der Regel mit den Narrenpunkten alles so drehen können, dass sich am Ende alles gegen die Liebenden verschwor und es ein Ende mit Schmalz Faktor gab. Dabei hat die Runde keine 3 1/2 Stunden gedauert, weil der deterministische Mechanismus voll zur Geltung kam. Es wurde recht gut gespielt und wenn ich noch ein bisschen Arbeit in das Setting investiere und mir genauere Gedanken über die Verteilung der SLC mache, dann könnte das Abenteuer noch mehr rocken.

Die Spieler waren übrigens nicht so begeistert,. Sie fanden das spielen ihrer Rollen zwar toll, aber konnten sich mit dem Tod so vieler Spielercharaktere und dem Eintauchen in einen neuen Charakter nicht anfreunden. Sie würden sich aber für eine Kampagne mit dem System interessieren.

Es wartet also noch Arbeit auf mich.

2 Gedanken zu „Romeo und Julia mit Dramatik

  1. Huch, bin überrascht, gerade bei deinem Blog etwas über Drama und Rollenspiel zu lesen, hatte das meiste Material hier eher in Richtung ergebnisoffen gelesen.

    Bist du denn der Meinung dass sich deterministische Mechanismen und Tragödien mit ergebnisoffenem Spiel grundsätzlich beißen?

    Ich meine, klar kann man das Setting entsprechend vorbereiten und einige Handlungen sind (je nachdem ab wann die SCs aktiv in das Stück eingebracht werden) ohnehin schon so sicher dass man sie als deterministisch bezeichnen könnte, aber so richtig stringend wird dass dann doch eher nicht oder?

    Ich bin aber neugierig, denn vielleicht halte ich da auch Dinge für unvereinbar die gar nicht so unvereinbar sind ;)

  2. Es freut mich, das ich es geschafft habe, dich zu überraschen oder sogar neugierig zu machen.

    Ich reflektiere im Blog meist, was mir aktuell so durch den Kopf geht und seit dem Anfang des Schreibens hier, bin ich eher auf der ARS Schiene gelaufen.

    Trotzdem habe ich ein reges Interesse an Drama im Rollenspiel und an einer vernünftigen Entwicklung der Handlung. Wenn die Geschichte gut ist, zieht sie die Spieler in ihren Bann und sie verfolgen diese trotz meiner Ergebnisoffenheit so, dass ich nicht zu viel improvisieren muss.

    Hier sind die Links zu den Diarys zweier Runden, die ich geleitet habe und wo man das Drama wohl gut aus dem Text lesen kann:

    https://www.tanelorn.net/index.php/topic,41828.0.html

    http://tanelorn.net/index.php/topic,37425.0.html

    Ich bin tatsächlich der Meinung, das ein deterministisches System sich mit ergebnisoffenen Spiel verträgt, weil die Spieler immer noch die Chance haben zu machen, was sie wollen. (Sein wir ehrlich, auch mit Würfeln gibt es einen sehr wahrscheinlichen Ausgang der Handlung. Die Stochastik spricht da relativ klare Worte.) Es geht darum, das die Ideen der Spieler nicht entwertet und ihre Entscheidungen gewürdigt werden.

    Etwas problematischer wird es beim Fall der Tragödie in Verbindung mit einem deterministischen System. Wenn man auch dann noch ergebnisoffen leiten will, dann stößt das System schnell an seine Grenzen. Es gilt einen Mechanismus zu finden, mit dem man ohne SL-Willkühr die Handlung so in eine Richtung beeinflussen kann, dass man das gewünschte Ergebnis bekommt.

    Und ich spreche hier von Mechanismen abseits des Illusionismus und Railroadings.

    Dramatik hat dafür die Narrenpunkte mit denen die Spieler ihre Handlungen verstärken können. Normalerweise generieren sie diese Punkte indem sie Schwächen nachgeben oder die Handlung aktiv vorantreiben. Zum Anfang des Spiels haben die Spieler nur wenig dieser Punkte und sind dem SL damit relativ ausgeliefert. Sie können zwar über Ideen oder Unterstützung durch andere Spieler etwas bewegen, doch der SL hat auf jeden Fall gute Karten seine Wünsche durchzusetzen.

    Wenn die Spieler im Laufe des Spieles dann aber durch das Ausspielen ihrer Schwächen genügend Punkte eingesammelt haben, dann können sie die Handlung in ihrem Sinne beeinflussen und die Handlung steuert auf ein Happy-End zu.

    Ich setze also auf ein Ressourcen-System um im Spiel etwas zu erhalten, was dem klassischen Aufbau einer Geschichte ähnelt. Im Falle einer Tragödie kehre ich die Mechanismen um, damit ich ein möglichst tragisches Ende erhalte.

    So können die Spieler immer frei entscheiden, was sie machen wollen und ich die Geschichte mit ihrem Ideen und Handlungen weiter entwickeln.

    Denn meiner Meinung nach geht es beim Rollenspiel darum, das die Spieler eine Geschichte gestalten und nicht, das sie eine nachspielen.

    Zur Sache mit der Stringenten Handlung:

    Deterministisch ist eigentlich wesentlich stringenter als eine Handlung mit Würfeln, weil man nach den Wahrscheinlichkeiten handelt. Der gute Kämpfer wird gegen den weniger guten Kämpfer gewinnen. Der starke Bösewicht den schwachen Helden unterwerfen. Die Handlung folgt also den logischen Ablauf und ist damit meiner Definition nach stringent.

    In den klassischen Geschichten oder gar der Heldenreise nach Vogler besorgt sich der Held Gegenstände oder Hilfen, er wird ausgebildet und muss Erfahrungen sammeln um schließlich zu triumphieren. Das alles wird gemacht um eine nette Geschichte zu erleben und den Sieg des Helden am Ende logisch/Stringent erscheinen zu lassen.

    Im Rollenspiel geht es nach meiner Auffassung nicht darum die Geschichte zu erzählen. Man will sie mit seinem Charakter oder der Figur erleben. Die Figur kann oft aufsteigen und in ihren Fertigkeiten besser werden, sich besondere Gegenstände besorgen und so die Macht erlangen um in einem Konflikt zu siegen. Es ist ein anderer Mechanismus, der jedoch das gleiche Ziel hat.

    Der Sieg soll dem Spieler logisch erscheinen. Als Anhänger des Spielfaktors im Rollenspiel ist mir ein durch Anstrengungen und Ideen erzeugter Sieg wichtiger oder für mich emotional befriedigender als ein Sieg der erfolgt ist, weil der SL es so wollte/die Geschichte es so vorsah.

    Das ist jetzt ganz schön viel geworden, frage bitte einfach noch mal nach, falls ich etwas nicht gut genug erklärt habe.

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